Weiter Unruhen in Griechenland: Nach Gedenken wieder Randale
Die Proteste wegen des tödlichem Polizeischusses in Athen dauern den 10. Tag in Folge an. In Umfragen fällt die Regierungspartei hinter die Opposition zurück.
ATHEN rtr/taz In der griechischen Hauptstadt Athen haben die seit Jahrzehnten schwersten Unruhen auch am Wochenende angedauert. Kurz nach einem friedlichen Gedenkmarsch für den vor über einer Woche durch einen Polizeischuss getöteten 15-jährigen Schüler griffen kleinere Gruppen von Gewalttätern bis zum frühen Sonntagmorgen Polizisten und Gebäude mit Brandsätzen und Steinen an. Damit liefern sich die zumeist jugendlichen Demonstranten seit nunmehr zehn Tagen meist gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehr als 400 Menschen wurden bislang festgenommen.
Nach Polizeiangaben kam es in mehreren Stadtteilen Athens wieder zu Angriffen auf Banken, Ministerien, Geschäfte und Polizisten. Am schlimmsten betroffen war der Szene-Bezirk Exarchia, in dem der Schüler vor knapp zehn Tagen getötet worden war.
Friedlich verlief eine Gedenkveranstaltung am Samstagnachmittag. Rund 200 Schulkameraden und ihre Familien versammelten sich vor dem Parlament, um des getöteten Schülers zu gedenken und gegen Polizeigewalt zu protestieren. Wegen des Todes des Jugendlichen wird gegen zwei Polizisten ermittelt. Der Polizist, aus dessen Waffe der Schuss stammte, hat erklärt, er habe lediglich Warnschüsse abgegeben. Augenzeugen sprechen dagegen von einem gezielten Schuss. Das Ergebnis der ballistische Untersuchung der Tatwaffe ist immer noch nicht veröffentlicht worden.
Die Unruhen haben für die regierende Partei Nea Dimokratia (ND) unter Regierungschef Kostas Karamanlis schwere Folgen. Nach zwei am Sonntag veröffentlichten repräsentativen Meinungserhebungen liegt die Nea Dimokratia jetzt zwischen 4,8 und 5,6 Prozentpunkten hinter der oppositionellen Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok). Derzeit hat die ND im Parlament eine knappe Mehrheit von einer Stimme.
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