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Weiter Kritik an KäßmannMoral der Soldaten gefährdet

Die Vorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, kann im Afghanistan-Einsatz nichts Gutes sehen. Dafür hagelt es Kritik. Die Bundeswehr empfiehlt ihr Gespräche mit Soldaten.

Viele Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan suchen seelischen Trost bei kirchlichen Seelsorgern. Bild: dpa

BERLIN taz | Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, stößt mit ihren Aussagen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auf heftigen Widerstand. Am Wochenende hatten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose und Ralf Fücks von der Grünen-nahen Heinrich Böll Stiftung die hannoversche Landesbischöfin scharf kritisiert. Am Montag übte der Bundeswehrverband Kritik. Auch innerkirchlich wurden die Aussagen Käßmanns nur sehr differenziert begrüßt.

Schon in einem Interview mit der Berliner Zeitung hatte Käßmann zu Weihnachten gesagt: "Wir haben das in unserer Friedensdenkschrift sehr klar gesagt: Es gibt keinen gerechten Krieg. Es mag Kriterien geben, mit denen man einen Krieg rechtfertigen kann, was mir schon schwerfiele. Aber nach diesen Kriterien ist das, was in Afghanistan geschieht, in keiner Weise zu rechtfertigen." In der Dresdner Frauenkirche hatte sie zu Neujahr nachgelegt: "Nichts ist gut in Afghanistan … Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan." Am Montag beeilte sich Käßmann zu betonen, dass sie keinen "sofortigen Abzug" gefordert habe.

"Es wäre besser gewesen, wenn Käßmann vor ihrer Predigt das Gespräch mit den Soldaten über ihre schwierige Aufgabe gesucht hätte", sagte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, zu den Aussagen Käßmanns. Der Außenminister und FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle begrüßte die Klarstellung Käßmanns, sprach jedoch von einem "Gebot der Mitmenschlichkeit, dass wir Menschen nicht den Taliban in Afghanistan überlassen". Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte: "Frau Käßmann darf eine eigene Meinung haben. Sie sollte ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr aber nicht für die evangelischen Kirchenmitglieder äußern."

Innerkirchlich waren die Reaktionen auf Käßmann zwiespältig. Ihr Vize Nikolaus Schneider sagte, man müsse dringend nach "Alternativen beziehungsweise Ergänzungen" für den Einsatz suchen. Allerdings sei er den Kriterien der EKD-Denkschrift zufolge zumindest nicht grundsätzlich abzulehnen.

Der Leitende Militärdekan Matthias Heimer sagte der taz, nach den Aussagen Käßmanns könnte einige Soldaten nun glauben, "jetzt auch noch von der Kirche keinen Rückhalt" mehr zu erhalten. Die Kirche lasse die Soldaten am Hindukusch nicht im Stich. "Aber einige werden das vielleicht so empfinden." Der Einsatz sei durch das Bundestagsmandat "von staatlicher Seite gerechtfertigt". Die Aussagen Käßmanns seien "insofern unglücklich", als einige Soldaten sich nun fragen könnten: "Ist das denn alles falsch?" Heimer sagte zudem, es werde "mit Sicherheit" Widerstand gegen Käßmanns Positionen auch innerhalb der Kirche geben - etwa von Leuten, die "konservativere Meinungen" hätten. Der "überwiegende Teil" der Kirchenmitglieder werde Käßmann wohl aber uneingeschränkt zustimmen.

Schon Anfang Mai war die EKD vom Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr vorsichtig abgerückt. "Dass Soldaten im Auslandseinsatz ihr Leben riskieren, macht uns ratlos und bestärkt immer wieder Zweifel an dem eingeschlagenen Weg, aus dem es doch keinen einfachen Ausstieg gibt", sagte der damalige EKD-Chef Wolfgang Huber.

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45 Kommentare

 / 
  • KK
    Klaus Keller

    @Von clementine:

    Ich habe ganz vergessen daran zu erinnern das es auch Pfarrer/Priester gibt die Kinder Sexuell mißbraucht haben, das ist auf meiner Ekelhaftstufe auf gleicher höhe wie das Verbrennen von Menschen.

     

    Da unsere Bundesregierung das vorgehehn der Bundeswehr toleriert, vermutlich durch Anweisungen gefördert hat sollten die Kirchen sagen :

    jetzt ist Schluß!

     

    Herr Klein

    (den ich eher als Zeuge sehe, er ist nur Werkzeug seines Auftraggebers Verteidigungsministerium) ist immer noch im Amt.

    Frau Merkel hat lediglich bedauert das es event "unschuldige" Opfer gab.

    Das heißt für sie gibt es scheinbar auch "schuldige" Opfer die verbrannt werden dürfen.

     

    Die Kirchen können dies mitmachen,

    mit den Kernsätzen des Nazarehners hat das aber nichts zu tun.

     

    klaus keller hanau

  • D
    Dampfwalze

    Kirche und Krieg ist wohl eine unendliche Geschichte von Lügen, Missbrauch, Mißverständnissen, aber sicherlich auch aufrechter Widerstand gegen Krieg!

  • KK
    Klaus Keller

    @Clementine

     

    ich habe Frau Käßmann und der evangelischen Kiche dies schon in einem früheren Kommentar vorgeworfen.

     

    Natürlich sollte man sofort alle "Militärseelsorger" abberufen und Pfarrer die den Krieg befürworten aus der Kirche ausschließen.

     

    Ich kann nicht das Töten ablehnen und gleichzeitig die Menchen die sich das töten zum Beruf erwählt haben an den Orten an denen Sie Töten den Rücken stärken ohne schiziophren zu wirken.

     

    PS nicht nut Luther und seine Zeitgenossen hatten Probleme mit dem Gewaltverzicht.

    Schon damals wurden andersgläubige lebendig verbrannt.

     

    klaus keller hanau

  • C
    clementine

    Klaus Keller, mal die Augen aufmachen und zum Beispiel hier hinschauen:

     

    Website der evangelischen Militärseelsorger, da gibt es Pfarrer in Uniform zu sehen, die den Militäreinsatz befürworten:

     

    http://www.militaerseelsorge.bundeswehr.de/portal/a/eka/?yw_contentURL=/01DB090200000001/W27UDGCD577INFODE/content.jsp

  • Z
    zalog

    @ clementine

     

    D'accord. Insbesondere was die Darstellung der "paradisischen Zustände" betrifft, die vorher in Afganistan geherrscht haben.

  • C
    clementine

    Zalog, die "Phantasie" Frau Käßmanns muss weiter reichen als "kein Krieg", bedenkt man die Zustände in Afghanistan unter den Taliban: Mädchen durften nicht zur Schule gehen, Frauen keine Berufe ausüben, sie bekamen kaum medizinische Versorgung, unter anderem, weil männliche Ärzte keine Frauen ansehen durften und bei der Behandlung noch nicht einmal der Schleier gehoben werden durfte. So sehr man sich wünschen muss, dass der Krieg dort endet, so sehr sollte man auch sagen, wie man das Wiederaufleben derartiger Zustände verhindern möchte. Das Kundtun der eigenen moralischen Überlegenheit bringt niemsanden einer Lösung näher. Oder man sagt klipp und klar und konsequent: geht uns nichts an, sollen die selbst sehen, wie sie zurechtkommen. Ich vermute, dass auch das nicht Frau Käßmanns Gegenliebe finden wird.

  • V
    vic

    "Moral der Soldaten" Moral? Soldaten?

    Das ist erst dann lustig, wenn die ersten mit Wattebällchen schießen.

  • KK
    Klaus Keller

    Ich stehe hier, ich kann nicht anders!

     

    Feuer frei auf Frau Käßmann, könnte man denken.

    Man muß kein Anhänger von ihr sein um ihr viel Glück zu wünschen.

     

    Ich habe gehört zu Guttenberg wünscht sich ein Gespräch mit Ihr um zu erfahren wie sie zu Ihrer Überzeugeung kommt.

     

    Ich Frage mich wo dies denn stattfinden soll.

     

    Ich will schwer hoffen das Frau Käßmann nicht auf die Idee kommt nach Berlin zu reisen.

    Wenn das Guttenberg erwartet wirkt es so als wolle er sie zum Raport einbestellen.

    Da zu Guttenberg ja etwas von ihr will kann er ja zu ihr reisen.

     

    Wie wärs mit Worms als Kompromis: da gab es schon einmal ein Treffen und jemand sagte:

    ich widerrufe nicht, Ich stehe hier, ich kann nicht anders.

     

     

    PS in den 1980er Jahren gab es Kirchen in denen wurden Soldaten IN UNIFORM nicht geduldet, ich würde mich freuen davon wieder zu hören.

     

    Wenn die Soldaten Ihr christsein ernst nehmen würden wären Sie keine Soldaten.

     

    ohne Bergpredigt kann man das neue Testament einstampfen.

     

    klaus keller hanau

  • ES
    Else Stramm

    Sinnloses Blabla, das zeigt wie aktzeptiert Mord durch Bundesreichswehr ist. Und Kritik macht es noch schlimmer.

    Die Kirche hat genug Geld, um einen guten Anwalt zu bezahlen, der Merkel, Steinmeier usw. nach $129a und Massenmord anklagt. Bei Piloten, die Bomben auf Menschen werfen, kommt noch Feigheit vor dem Feind dazu. Von wegen Moral!

  • M
    Martin

    Eine 'Verlogenheit' bei Frau Käßmann sehe ich nicht, sondern eher Mut zur Wahrheit. Es geht nun einmal um den Einspruch gegen die staatlich verordnete Rechtfertigung von Massenmorden, und dafür gilt: besser spät als nie. Wer sich nur ein wenig in der Geschichte auskennt: Massenmorde (also Krieg) werden einem edlen Zweck dienend dargestellt. Sehr gern gesehen ist die Abwehr von Attentaten ('Terrorismus') wie in Sarajewo 1914 (Anlaß für den I.Wk) oder Paris 1938 (Attentat von Herschel Grynszpan, Anlaß für das Novemberprogrom und späterem Holocaust). Die Strukturen dieses Denken waren und bleiben krank. Scholl-Latour schrieb, dass 'bewaffnete Ungläubige in einem islamischen Land' nur zu Hass und Widerstand führen könnten. Jetzt spricht eine Bischöfin und man wirft ihr vor, nicht zuvor mit den Soldaten gesprochen zu haben. Diese sind seit 8 Jahren in Afghanistan. Sie haben in der langen Zeit aber nie mit Afghanen darüber gesprochen, warum sie dort als bewaffnete Ungläubige anwesend sind und Menschen lebendig verbrennen. Sie können ja noch nicht einmal die Sprache sprechen.

  • RH
    Rainer H.

    Die Stimmung in der Bevölkerung dürfte eindeutig sein: Raus aus Afghanistan, den Krieg beenden. Daß die Regierung eine Politik gegen den Willen der Bevölkerung betreibt, ist nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte mal. Aber dass sich nun ausgerechnet, AUSGERECHNET, die Kirchen mit freidlichen Worten melden, ist an Verlogenheit nicht mehr zu überbieten. Die in Afghanistan zur Stärkung der soldatischen Moral eingesetzten Feldpfaffen werden nicht abgezogen, das wäre für die Kirchen ein einfaches Mittel, ihre (angebliche) Meinung nicht nur zu aüßern, sondern auch in die Tat umzusetzen. Nur vergessen die heutigen, humanistisch übertünchten Kirchenvertreter bei der ganzen Debatte dabei eines: Die Kirchen haben Jahrhundertelang tausende Kriege geführt und gefördert, nicht zuletzt eine erhebliche Mitverantwortung bei den letzten beiden Völkergemetzeln des 20 Jh. und des Vietnamkrieges, haben Panzer, Kanonen und Soldaten (sogar auch Atombomben) gesegnet, und spielen sich heute als moralisches Gewissen der Nation, ja sogar der ganzen Welt auf. Das ist an Verlogenheit nicht mehr zu übertreffen. Darüber möge man (nicht nur von kirchlicher Seite) einmal nachdenken.

     

    Friedliche und freigeistige Grüße

  • Z
    zalog

    @ clementine

     

    Danke, der erste Kommentar, der das Dilemma der üblichen Bundeswehrkritiker auf den Punkt bringt: Dagegen sein ist leicht, inhaltlich belastbare Lösungsvorschläge fehlen meist. So reiht sich auch Frau Käßmann mit ihrer "Phantasie für den Frieden" ein. Ein kleiner Hinweis, wie Sie der afghanischen Bevölkerung, die von einem Haufen religiöser Fanatiker terrorisiert werden, helfen möchte, wäre schön gewesen.

     

    Ich bin übrigens ganz froh, dass es die Amerikaner bei den Konzentrationslagern im ehemaligen Jugoslawien nicht nur bei "Phantasie" belassen haben.

  • A
    axel

    Frau Käßmann befindet sich im Einklang mit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland, die den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ablehnt und den sofortigen Rückzug fordert.

    Wer möchte kann dies gerne auch per Onlineunterschrift unter die Fuldaer Erklärung "Truppenabzug jetzt! Frieden statt Krieg!" des DGB Fulda zum Ausdruck bringen:

    https://www.frieden-mitmachen.de/29/truppenabzug_jetzt!_frieden_statt_krieg

  • C
    clementine

    Was aber will Frau Käßmann? Gegen Krieg ist sie, einen sofortigen Abzug will sie jedoch nicht. Für mehr "Phantasie für den Frieden" ist sie, ohne ihre eigenen diesbezüglichen Phantasien zu offenbaren. Mag sein, das man so Beifall erhält, gleichwohl bleibt es reichlich dünn.

  • A
    AlexsZander

    Ich frage mich ehrlich, wo kommen wir dahin, wenn heute schon in Deutschland - so wie ich es sonst nur aus schlechten US-Amerikanischen Filmen oder US-amerkanischer-Propagabda - Kritik am Krieg als Verrat an den "heldenhaft kämpfenden Soldaten" am Hindukusch gewertet.

    Wenn diejenigen, die den Mut haben ehrlich ihre Stimme in einem Meer aus Lügen und Verschleierungen zu erheben, stigmatisiert werden, so gefährdet das den demokratischen Diskurs - gar die Demokratie als solches.

    Mancher Aussage erscheint mir geradezu als faschistische Altlast unter einem Berg fein säuberlich auswendig gelernter political correctness.

  • H
    Hallap

    Zu diesem Thema ist doch im Verlauf der letzten Jahrhunderte schon alles gesagt worden.

    z.B:

    "Ah, young Willie McBride, I can't help wonder why,

    Did all those who lay here really know why they died?

    And did they believe when they answered the call,

    Did they really believe that this war would end war?

    For the sorrow, the suffering, the glory, the pain,

    The killing and dying were all done in vain,

    For, young Willie McBride, it all happened again,

    And again and again and again and again."

     

    Eric Bogle - Green fields of France (1976)

  • P
    Paco

    Großes Lob für Frau Käßmann! - Und für ihren katholischen Kollegen, Bischof Mixa. - Das ist doch die Aufgabe der christlichen Kirchen - und überhaupt jeder Religionsgemeinschaft - sich gegen Gewalt zu wenden. Und wenn jemand den deutschen Soldaten in den Rücken fällt, dann sind es verantwortungslose Politiker, die sie in diesen Krieg schicken - und das noch mit fadenscheinigen Begründungen.

  • N
    Nebelkerze

    Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wird die Bundeswehr abgezogen oder man definiert klare Ziele in Afghanistan und investiert dann die nötigen Mittel, um sie zu erreichen. Die in A. stationierten Truppen sind im Grunde eine Alibiarmee ohne klaren Auftrag. Sie sitzen auf dem Präsentierteller. Klar, dass dies die Soldaten frustriert. Jeder Beitrag, der die überfällige Debatte anstößt, wie der von Fr. Käßmann, ist willkommen.

  • MN
    machen - nich reden

    Was nölt ihr eigentlich alle so rum?

     

    Wie wär es wenn ihr nach Afghanistan geht und euch friedlich um eine Lösung bemüht?!

     

    Wie wär es mit aktiver Unterstützung in Form persönlicher Anwesenheit?

  • V
    Vagant

    Dass manche Soldaten jetzt darüber nachdenken könnten, dass das was sie tun falsch ist, ist doch eher zu loben oder? Oder bin ich nur so naiv zu glauben der Staat wolle mündige Bürger (in uniform)? Ich bin froh, dass sich die Kirche nicht länger zurückhält, ich hoffe nur, dass der Widerstand der Kirchen weiterwächst.

  • P
    Prometheus

    Jetzt muss sich eine evangelische Bischöfin dafür rechtfertigen, dass sie den militärischen Einsatz seit 2001! (andere sagen auch Krieg dazu, wiederum andere versuchen mit Wortakrobatik zu erklären, dass es kein Krieg ist, was wiederum die SoldatInnen vor Ort sicherlich mehr irritieren dürfte)in Afghanistan mit deutlichen Worten in Frage gestellt hat. Diejenigen, die jetzt den Militäreinsatz in Afghanistan damit begründen, dass den Menschen in Afghanistan geholfen werden muss (und das muss es!!!), müssen sich sich doch wohl folgenden Fragen stellen: Warum schützt Deutschland erst seit 2001 die Menschenrechte in Afghanistan? Und ist mittlerweile der militärische Einsatz ein so normales Mittel der Menschenrechtspolitik geworden? Radikalpazifismus hilft weder den Frauen und Männern in Afghanistan noch sonst wo auf der Welt - aber auch nicht die Devise: Frieden schaffen mit Waffen. Denkt mal drüber nach, ob es nicht doch einen besseren Weg gibt, bevor Militär wieder zum normalen Instrument der Politik wird.

  • SA
    sir alfredt

    gut das ich katholisch bin!!!

  • V
    vic

    Margot Käßmann lebe hoch! Hätte nicht geglaubt, dass uns mal etwas verbindet.

    Bitte mehr davon, dieser Krieg jenseits des GG, jenseits des Völkerrechts, gegen ein Land das niemanden angegriffen hat und der gegen den Willen der eigenen Bevölkerung geführt wird, MUSS AUFHÖREN.

  • D
    David

    Liebe Frau Käßmann,

     

    Danke für Ihre klaren Worte. Kein Krieg auf dieser Welt kann mit der Unterstützung von Jesus Christus geführt werden, auch nicht wenn die vermeintlich moralisch "bessere" westliche Welt ihn führt.

     

    Aber es ist natürlich so typisch für die Konservativen (ob im Islam oder unsere Bürgerlichen bei uns zu Hause oder den Falken in den USA) dieser Welt: Nach Außen tief gläubig und der Antrieb ihres Handelns seien ja Werte. Wenn es dann aber jemand wagt, für Werte das Wort zu erheben, so wird er wahlweise als Antichrist, Kommunist, oder eben Naivling bezeichnet.

     

    Ja, sie würden ihn wieder aufhängen. Oder schon als Kind töten wollen. Es gibt auch heute in Staat und Kirche eine Elite wie damals König Herodes, Stadthalter Pilatus und die Hohenpriester.

     

    Danke denjenigen Christen und Nichtchristen, die auch heute nicht nur von Werten reden, sondern sie auch leben wollen!

     

    David

  • H
    HellaCharlot

    Die Rolle in Erinnerung, die die Kirche in den 30iger Jahren und im letzten deutschen Krieg in fremden Ländern gespielt hat, kann man zu der Haltung von Frau Käßmann nur sagen: endlich!!!

  • H
    hanseatin

    Ich kann Frau Käßmann auch nur Respekt zollen für ihre Worte. Und wenn der Herr von der Bundeswehr seelisch moralischen Rückhalt für die Soldaten erwartet, sollte er nicht Frau Käßmann die Schuld dafür geben, das es diesen Rückhalt nicht gibt.

    Krieg bleibt Krieg, egal unter welchem Deckmäntelchen. Und dafür gibt es zum Glück hier wenig Sympathie. Ich persönlich finde das beruhigend.

  • A
    Antimilitarist

    Schließ mich instroemen an.

    In dem Einsatz geht es um nichts als das aufzeigen der Vormachtsstellung der Nato-Staaten. Wozu soll es sonst gehn in dem Krieg?

    Frieden? Wohl kaum. Ist ein Widerspruch in sich. Da hatten die Afghanen unter der Taliban mehr Frieden.

    Freiheit? Noch weniger! Weder für Afghanistan noch für uns. Im Gegenteil, unsere Freiheit wird durch unseren "Einsatz" erst bedroht, da 1.auch uns deshalb "Terroranschläge" drohen und 2. Unsere Freiheiten beschränkt werden zu unserem "Schutze". Freiheit für die Afghanen? AUCH NICHT, da Afghanistan die Weltweit Zweithöchste Korruptionsrate hat. Und die von der NATO eingeführte "Demokratische" Regierung trägt die Schuld daran, da ebendiese die Korrupten sind. Zudem hat die Regierung Karsais die Vergewaltigung von Ehefrauen legalisiert. Und was meinten die NATO-Staaten dazu? Die werfen lieber Bomben auf Zivilisten. Als das Gesetz in der westlichen Presse bekanntwurde meinte Frau Merkel lediglich sie wolle mal mit ihm Reden und denke das er sich einsichtig zeigen wird.

  • R
    rose

    Endlich ein deutliches Wort!Vielen Dank Frau Käßmann für die offenen Worte!

    Es gehört schon ziemlich viel Mut dazu,sich gegen die von allen Politikern(ausser Die Linke!)und einem Grossteil der Medien geschürte Kriegs-hysterie zu äussern!

    Bedauerlicherweise haben Sozialdemokraten und Grüne ihre Wurzeln vergessen!Sonst kämen von dort nicht so heftige Angriffe gegen jeden (und speziell Frau Käßmann),die sich gegen diesen Krieg aussprechen.

    In diesem Zusammenhang möchte ich an den August 1914 erinnern,als lediglich K.Liebknecht gegen die Kriegskredite im Dtsch.Reichstag stimmte und von der SPD-Führung massiv angegriffen wurde!Eben jene SPD-Führung,die im Januar 1919 den Befehl zur Ermordung von K.Liebknecht und Rosa Luxemburg gab!

    ----

    Frau Käßmann spricht der grossen Mehrheit der deutschen Bevölkerung aus dem Herzen!Die ev.Kirche kann stolz auf diese mutige Frau sein!

  • D
    Daniel

    @Widrige Umstände

    Dass Karl Ilnyzckyj widrig falsch geschrieben hat, heißt noch lange nicht, dass die Aussage falsch wäre.

     

    Im übrigen bin ich über die neue Vorsitzende sehr erfreut. Sie sagt eine Menge guter Dinge (vgl. frühere Taz-Artikel) und ich finde es auch absolut wichtig, dass die Kirche bei so krassen Missständen klar Position bezieht.

    Und irgendwie ist es auch bezeichnend und erbärmlich, dass auf eine klar politische Argumentation von Frau Käßmann auf persönlicher Ebene reagiert wird (Sie solle mit Soldaten sprechen) anstatt sich auf die Argumentation selbst einzulassen. Die Regierung führt doch keinen Krieg, damit die Soldaten sich wohl fühlen!

  • KK
    Klaus Kubiessa

    Nicht nur dieser Krieg ist völkerrechchtswidrig, alle Kriege sind es. Ich bin Frau Käßmann zu tiefst dankbar, dass sie mutig und aufrecht die Absurdität von Kriegen in heutiger Zeit unterstreicht. Wir und viele andere Staaten haben die Todesstrafe abgeschafft, welch ein Fortschritt. Dann aber lassen wir uns in Ausein-

    andersetzungen ein, in denen das Töten wieder legalisiert wird, welch ein Irrsinn!

     

    Übrigens muss die Frage erlaubt sein, welches

    Motiv und welches Ziel haben die Soldaten in

    Afghanistan in ihren Köpfen? Nur Gehorsam weil

    sie nun mal Soldaten sind? Lohnt es sich allein

    dafür das Leben einzusetzen? Herrn Strucks

    These, am Hindukusch wird auch die Freiheit Deutschlands verteidigt, ist fast zynisch.

     

    Klaus Kubiessa

  • GW
    Gerd Weber

    Für eine Gesellschaft voller Lug und Trug ist die Wahrheit unerträglich!

  • I
    ich

    @ Karl Ilnyzckyj

    Der gegenwärtige Afghanistan-Krieg wurde mit den Botschaftsanschlägen in Afrika sowie 9/11 durch von den Taleban gedeckten Bin-Laden-Anhängern begonnen (nicht durch die USA) und daraufhin der NATO-Verteidigungsfall ausgesprochen. Deutschland ist als Mitglied der NATO vertraglich gebunden und kann sich nicht einfach außen vor halten. Moralisch wäre das auch äußerst fragwürdig, schließlich gewährleistete die NATO-Mitgliedschaft Deutschlands jahrzehntelangen Frieden während der Zeit des Kalten Krieges.

    Die einzigen Kritikpunkte, den ich im Afghanistankrieg sowie der deutschen Beteiligung sehe: 1) spätestens seit der letzten Wahl steht amtlich bestätigte Wahlfäschung zugunsten Karzais fest 2) unzureichende Drogen-Bekämpfung 2) unzureichendes deutsches Militärengagement, das zivile Aufbauhilfe zunichte macht, da Talebans errichtete Schulen sprengen, da die Deutschen die Kasernen nicht mehr verlassen, sobald es dunkel wird (unzureichende Ausrüstung, risikoscheue Führung, unzulängliches Mandat)

  • W
    WaltaKa

    Die Diskussion, so wie sie in der BRD über diesen Krieg geführt wird, ist pervers und verdreht die Tatsachen. Da schickt eine -demokratische- Regierung deutsche Soldaten in den Krieg; dann darf darüber allerdings keinerlei Diskussion über den Sinn - oder besser Unsinn - ihres Einsatzes geführt werden. Um die Soldaten, wie es heißt, nicht zu demotivieren.

    Das war vor der Wahl die Argumentationslinie von SPD und Grünen, derjenigen, die die Soldaten in den Krieg geschickt haben. Und war und ist es bei diesen Parteien und der Regierung auch aktuell.

    Was ist schlimmer, eine Diskussion, über diesen Einsatz, auch Kritik daran? Oder ist das eigentliche Problem nicht viel mehr die Tatsache, dass die Soldaten tatsächlich in einem sinnlosen Krieg für irgendwelche fremden Interessen verheizt werden?

    Kritik soll mundtot gemacht werden, zur Not mit dem Mittel der Diffamierung der Kritiker. Demokratie? Um was geht es wohl wirklich bei diesem Einsatz?

    Weiter gedacht: wenn man diese Kriegführung in Verbindung bringt mit dem ungeheuren Ausbau des Überwachungsstaates im Inneren (vom Fingerabdruck für den Reisepass über biometrisches Foto zu BKA-Gesetz, Vorratsdatenspeicherung, Nacktscanner usw), kommt man zu schlimmen Schlüssen. Nämlich, wie der demokratische Rechtsstaat von seinen angeblichen Vertretern gezielt umgebaut wird. Diese Leute bauen aktiv an einem anderen Staat.

    Die Verfassungsfeinde sitzen in den parlamentarischen Parteien (ausser LINKE).

  • SR
    Sebastian R.

    Die Bundeswehr war nie unumstritten. Und das gilt umso mehr, seit sie keine reine Verteidigungsarmee mehr ist.

    Darüber müssen sich die Soldaten klar sein, die in solche Einsätze gehen.

    Den Soldaten ein zensiertes Bild der Meinungen zu ihrem Einsatz zu geben, widerspricht dem Leitbild des "Staatsbürgers in Uniform".

  • C
    Clara

    Ich finde es eine Unverschämtheit wie Frau Käßmann dafür angegriffen wird, dass sie einen geregelten Abzug aus Afghanistan fordert.

    Sie tut damit genau das, was ihre Aufgabe ist als Chefin einer großen christlichen Gemeinschaft, mal wieder bin ich sehr zufrieden mit dem Verhalten der evangelischen Kirche.

    Und sie bringt damit natürlich auch wieder die Sorge um die Soldaten zum Ausdruck, genauso wie sie auch ein Großteil der Bevölkerung empfindet.

    Diese permanenten Versuche die Soldaten von der Bevölkerung abzuspalten indem man so tut, als ob man nur hinter ihnen stehen könnte, wenn man dafür ist das sie in irgendwelchen sinnlosen Kriegen abgeschlachtet werden sind meines Erachtens eine Frechheit.

  • RF
    rotlackierter faschist

    Guido will die Menschen in Afghanistan vor den Taliban beschützen?

     

    Wer beschützt uns bloß vor der FDP?!?

  • F
    Feinfinger

    Aus:

     

    Der bewachte Kriegsschauplatz

     

    Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.

     

    Ignaz Wrobel alias Kurt Tucholsky

     

    (zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift "Weltbühne" im Aug. 1931)

     

    Die Kriege ändern sich, das Verhalten der Menschen bleibt gleich. Wird auch mehr als Zeit, dass von den oberen Pfaffen der "Du-sollst-nicht-töten."-Religion mal was anderes kommt, als betroffenes Abnicken.

  • US
    Uwe Sak

    Schade, dass Frau Käßmann wieder eingeknickt ist (Am Montag beeilte sich Käßmann zu betonen, dass sie keinen "sofortigen Abzug" gefordert habe.)

    Wenn Kriegsgegner vorgweworfen wird, die Moral der Soldaten zu gefährden, sind wir schon weit genug. Damit läßt sich jedes Kriegsverbrechen rechtfertigen.

    Insgesamt würde man sich von der Kirche klarere Worte wünschen.

  • S
    Schulz

    Soldatsein ist nicht normal.

    Wenn wir Kriege als Normalitaet ansehen,

    sind wir nicht mehr normal.

     

    Dann ist Frieden also unnormal, nicht normal,

    sondern ein Ausnahmezustand?

     

    Wer Frieden will, muss Frieden schaffen,

    das geschieht, siehe deutsche Geschichte,

    ohne Waffen!

     

    Sie denken doch nicht im Ernstfall,

    dass die Moslems untereinander nicht faehig

    waeren, Frieden zu halten,

    wenn sie keine Waffen mehr erhalten

    und nicht in gewollte oder ungewollte Kriege

    verwickelt werden?

     

    Die Welt braucht Frieden, um zu bestehen,

    um mehr Gesundheit, weniger Armut, weniger Unterdrueckung und wesentlich mehr Lebensqualitaeten in Deutschland zu bieten.

    Deutschland hat sich rapide verschlechtert,

    zumindest seit der Wende

    und seit der Einheit Deutschlands,

    jeder macht uns den Vorwurf daraus.

  • MP
    Maren Plaschnick

    Mit ihrer klaren Haltung hat Margot Käßmann auch in meinem Namen gesprochen. Es wurde höchste Zeit, dass die EKD die Verhältnismäßigkeit kriegerischer Auslandeinsätze der Bundeswehr kritisch hinterfragt. Sollte sich dann(mal wieder) herausstellen, dass der Frieden nicht mit Waffen zu schaffen ist, sollte die EKD eine Korrektur der Auslandseinsätze, wie z.B. in Afghanistan, offensiv anmahnen.

    Einer weiteren Frage in diesem Zusammenhang wird die EKD auch auf Dauer nicht ausweichen können: Weshalb, um Himmels willen, braucht die Evangelische Kirche eigene Militärpfarrer und -dekane? Diese Form der Remilitarisierung der Kirche lehne ich strikt ab. Die Haltung des Militärdekans zu den Worten Käßmanns lässt doch tief blicken... Eigenständig denkende und sich informierende Staatsbürger in Uniform bedürften solcher kirchlich- und staatlich- bevormundenden "Fürsorge" nicht.

    Noch eines zum Schluss: Soldaten, in Afghanistan oder anderswo, haben Anspruch auf sämtliche Leistungen aus dem Dienstverhältnis. Anspruch auf die Liebe oder auch nur Unterstützung des Volkes oder der Kirchen haben sie nicht!

  • S
    steffen

    Wer stellte nochmal die Regierung als wir Soldaten schickten...?

    Stimmt SPD/Grüne !!!

     

    MfG

  • G
    Gnarf

    Hossa, wo sind die "Islamkritiker", die Frau Käßmanns Verurteilung wegen Defaitismus fordern?

    Naja, dauert wohl noch 'ne Legislaturperiode, aber ich bin guter Dinge, das kriegen wir auch noch hin.

  • WU
    Widrige Umstände

    @Karl Ilnyzckyj

     

    "Der Auslandseinsatz deutscher Soldaten ist Grundgesetz wiedrig."

     

    Achso.

  • I
    instroemen

    Endlich. Frau Käßmann hat für ihre klaren Worte allen Respekt verdient. Dieser völkerrechtswidrige Krieg muss ein geordnetes Ende finden, und zwar so schnell es geht. Die Bundeswehr ist, mit den Worten Georg Schramms, schließlich einmal dazu erdacht worden, um "den Feind an den Grenzen Deutschlands so lange aufzuhalten, bis Militär kommt". Und damit haben wir mehr als gut leben können.

  • KI
    Karl Ilnyzckyj

    Der Auslandseinsatz deutscher Soldaten ist Grundgesetz wiedrig.

    Aus der Erfahrung des zweiten Weltkrieges wollten die "Väter" des Grundgesetzes verhindern, dass deutsche Soldaten eines Tages wieder Krieg in fremden Ländern führen.