Weinzeit: Bischöfe wissen, was gut ist
Weinprobe
VonMichael Pöppl
Die alte Arminiusmarkthalle ist seit einiger Zeit wieder ein wichtiger Anlaufpunkt für die Moabiter, um sich mit alltäglichen Lebensmitteln und besonderen Delikatessen einzudecken. Zwischen Läden und Lokalen rund ums Essen ist auch für die liquide Seite der Kulinarik gesorgt: am Stand von „Weinzeit“, der zum Café von Nora Straach gehört – „Thussi und Armin“ heißt es, benannt nach den benachbarten Straßen.
Am Tresen des Weinstands sitzt Yiannis HD Kaufmann über seinen Papieren, der Manager der Markthalle und Nora Straachs Ehemann. „Ich arbeite lieber hier in der Halle als hinten im Büro. Zum einen bekomme ich mit, was so läuft, zum anderen kann ich meiner Frau am Weinstand helfen.“ Kaufmann stammt aus dem Südwesten, in Karlsruhe geboren, wuchs er in Wiesbaden auf. Lange Zeit war er als Coach in der Politikberatung aktiv, bevor er Hallenleiter wurde, sein Traumjob, wie er sagt: „Die Halle ist mein Hobby.“ Genau wie der Wein, von dem er, wie er erzählt, schon als Kind beim Großvater probieren durfte. Deshalb hat er später sogar noch eine Ausbildung als Weinsommelier absolviert. Im Angebot des Standes sind vor allem deutsche Weingüter aus der Pfalz, dem Rheingau oder von der Mosel, Kaufmann kümmert sich auch um den Einkauf und kann zu jedem Winzer etwas Besonderes erzählen, er kennt alle persönlich, wie er versichert. Das sei auch Teil des Konzeptes, „die Menschen freuen sich, wenn der Wein nicht nur gut ist, sondern auch eine eigene Geschichte hat“.
So wie der „Episcopus“, den er jetzt einschenkt, ein Riesling vom bischöflichen Weingut Rüdesheim, das zum Erzbistum Limburg gehört. „Sie erinnern sich doch noch an Bischof Tebartz-van Elst?“, fragt er mit einem listigen Grinsen. „Der war damals sozusagen der Chef des Weinguts. Und Geschmack hatte er ja.“ Das katholische Weingut sei übrigens das einzige, das eine weibliche Geschäftsführerin habe, und der Kellermeister des Guts, Peter Perabo, sei bekannt für seine exquisite Arbeit im Wingert und im Weinkeller, so Kaufmann. Der Wein mit dem Bischofsstab auf dem Etikett ist gewachsen auf Quarz- und Schieferböden, im Glas duftet es intensiv nach Apfel, Birne, dazu etwas Süßbitteres. Unreife Pflaumen oder Reineclauden? Milde Säure und runde Frucht ergeben zusammen mit mineralischer Erdigkeit einen sehr runden Geschmack am Gaumen, im Abgang komplex und sehr kräftig. Ziemlich perfekt, dieser Riesling – Bischöfe wissen eben, was gut ist.
Die zweite Empfehlung von Yiannis Kaufmann ist der weiße „GravinO“, ein Blanc de Noirs aus dem Kraichgau. Die rote Traube wird in Frankreich auch gern zur Champagnergewinnung verwendet. Das Weingut habe Jochen Grahm, Jungwinzer des Jahres 2016, von seinem Vater übernommen. Auch der GravinO habe eine eigene Geschichte, sagt Kaufmann: Nach einer Gebietsreform lagen ein Teil der alten Weinstöcke des Guts plötzlich sowohl in Württemberg als auch in Baden. Die Trauben durften nicht mehr zusammen an die Genossenschaft abgegeben werden. So machte die Winzerfamilie aus der Not eine Tugend und produziert seitdem selbst mit dem „GravinO“ einen halbtrockenen Weißwein aus roten Trauben, die im Edelstahltank reifen und absolut überzeugen. Der Wein duftet schon leicht bitter-erdig, entwickelt im Mund dazu aber eine angenehme Süße, die sich mit den Bitternoten bestens verträgt, und ist so ein idealer Sommerbegleiter.
Weinzeit: Arminiusstr. 2–4, 10551 Berlin, Mo.–Fr. 10–22 Uhr, Sa. 10–18 Uhrwww.arminiusmarkthalle.com
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