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Weinrich belastet

■ Mitangeklagter: Carlos-Vize räumte Anschlag auf Maison de France ein

Berlin (dpa/taz) – Johannes Weinrich, rechte Hand von Carlos und vom Bundeskriminalamt als „erfolgreichster deutscher Terrorist“ bezeichnet, soll seine Beteiligung an dem Anschlag auf das französische Kulturzentrum Maison de France in Berlin zugegeben haben. Im Prozeß gegen Weinrich vor dem Berliner Landgericht sagte der mitangeklagte frühere syrische Diplomat Nabil Shritah gestern aus, Weinrich habe ihm nach dem Anschlag im August 1983 seine Mitwirkung zu verstehen gegeben. Weinrich habe erklärt, mit dem Attentat sollte die Entlassung der Carlos-Freundin aus französischer Haft erreicht werden.

Shritah wiederholte damit im Kern seine Aussage vom Februar 1994. Damals war der frühere Diplomat als Zeuge im Prozeß gegen den Stasi-Oberstleutnant Voigt geladen worden. Wegen der Beteiligung an dem Anschlag war Voigt zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Bei dem Anschlag am 25. August 1983 waren ein Mann getötet und 23 Menschen verletzt worden. Der Ex- Diplomat sagte aus, am Tattag den Sprengstoff für das Attentat an Weinrich ausgehändigt zu haben. Dieser sei in der syrischen Botschaft in Ost-Berlin zwischengelagert gewesen. Shritah will jedoch nichts von den Plänen Weinrichs gewußt haben.

Die Verteidigung Weinrichs zog die Aussage Shritahs, der keine ergänzenden Fragen beantworten wollte, in Zweifel. Die Anwälte kündigten Beweisanträge zur näheren Aufklärung an. Die Verteidiger haben mehrfach beanstandet, Shritah sei möglicherweise erpreßt worden, sich dem Prozeß „freiwillig“ zu stellen.

Syrien hat nach Shritahs Angaben jahrelang die Carlos-Bande „allgemein“ unterstützt. So sei in der syrischen Botschaft ein Telegramm aus Damaskus eingegangen, wonach der Carlos-Gruppe „jede mögliche Hilfe“ geleistet werden solle. Allerdings sei der syrische Staat nie von konkreten Aktionen der Carlos-Gruppe informiert gewesen. wg

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