"Weight Watchers"-Werbung bei Kerner: Neue Vorwürfe gegen Moderatorin
ZDF-Moderatorin Kiewel bewarb bei Johannes B. Kerner ein Produkt und leugnete eine Vertragsbeziehung - nicht der erste Fall von Produktplatzierung im ZDF.
Es ist eigentlich nichts Neues, was in diesen Tagen beim ZDF passiert: "Fernsehgarten"-Moderatorin Andrea Kiewel, 42, hatte einen Vertrag mit der Firma Weight Watchers unterzeichnet. Als Talkgast bei Johannes B. Kerner brachte sie am 23. Januar nach Zählungen von blogmedien.de ein knappes Dutzend Verweise auf die Firma, von der sie bezahlt wurde.
Kerner fragte schließlich sogar nach, ob sie einen Vertrag mit der Firma habe - "Meine Antwort war leider: 'Natürlich nicht' ", erklärte die 42-Jährige nun in einer Mitteilung ihres Managements. Das ZDF beurteilt den Fall aber als "sehr ernst": Es soll ein Sonderhonorar vertraglich vereinbart worden sein, das Kiewel vom Unternehmen in dem Fall bekommen sollte, dass sie ein Schlankheitsprodukt in bestimmten Fernsehsendungen bewirbt, darunter "Kerner", "Beckmann" und "Stern TV". Das wies Kiewel nun zurück. Ein Passus ihres Vertrags, den etwa der Onlinedienst dwdl.de zeigte, weist allerdings eher auf anderes hin. Dann würde es sich nicht nur um Product Placement handeln, sondern um den Sonderfall des Themen-Placements - Schleichwerbung.
Mit dem Vorwurf muss sich das ZDF nicht zum ersten Mal befassen. Er wolle, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter daher 2004, als der Sender gerade besonders in der Kritik stand, "jeglichem Verdacht einer schleichenden Selbstkommerzialisierung wirkungsvoll entgegentreten". Man war sich des Problems bewusst geworden: Wenn Kooperationen eines öffentlich-rechtlichen Senders mit Dritten auf Kritik stoßen würden, dann würde man sie lieber lassen.
Das ZDF war zuvor wegen seiner "Kooperationen" in die Kritik geraten - andere nennen das Product Placement oder in Sonderfällen, in denen der vertragliche Zusammenhang nicht offengelegt wird, Schleichwerbung: Drehbücher der Serie "Sabine!" waren im Sinn der Deutschen Post geschrieben worden, die Rechte daran erworben hatte; Volkswagen ließ in "Sabine!" ein Auto promoten. Thomas Gottschalk, der ohnehin für alles und jeden wirbt, hielt am Samstagabend Handys in die Kamera. Und im Internet fand ein Journalist bei einer intensiven Recherche nach Kooperationspartnern des ZDF einst das Angebotspapier eines Innenausstatters. Darin wurde die ZDF-Sendung "Volle Kanne" als Plattform für bezahlte Produktplatzierungen genannt: "Kompletter, viertelstündiger Auftritt; mehrfaches Zeigen des Firmenlogos; Produkt wird im Studiotalk thematisiert; Ware wird im Gewinnspiel verlost" - und so weiter.
2006 geriet dann Johannes B. Kerner in die Kritik: In Werbespots pries er die Papiere einer Fluggesellschaft als "Sieger"-Aktien an - das ist Werbung. Doch Airline-Chef Joachim Hunold war schließlich auch Gast in Kerners ZDF-Sendung - das ging über Werbung hinaus: Der Vorwurf lautete eben auf Schleichwerbung. Der ZDF-Fernsehrat diskutierte daraufhin, ob und wie der Sender Werbeauftritte seiner frei beschäftigten Moderatoren kontrollieren könne. Denkbar sei eine Änderung der Verträge, die bisher nur vorschrieben, dass die Moderatoren das ZDF über ihre Werbeeinsätze informieren müssen, hieß es.
Wie das ZDF also - ein in dieser Hinsicht durchaus gebranntes Kind - mit dem Fall Kiewel umgeht? Wie immer: Kiewel wurde zunächst um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Problem erkannt. Aber gebannt?
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