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Archiv-Artikel

Weh-Weh im AWO-Arbeitskampf

Keine Einigung im Tarifstreit bei der Arbeiterwohlfahrt in Sicht. AWO will Kosten einsparen. Verdi droht mit Widerstand. Noch keine Erlaubnis für Verhandlungen im AWO-Bezirk Westliches Westfalen

VON MARTIN TEIGELER

Der Arbeitskampf bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) wird härter. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will keinem neuen Manteltarifvertrag zustimmen, der Verschlechterungen für die 27.000 AWO-Beschäftigten in NRW beinhaltet. Die Einigungschancen für einen dann landesweit gültigen Modell-Kompromiss im AWO-Bezirk Westliches Westfalen (WW) bewerten beide Seiten skeptisch. „Wir haben bisher nicht die Genehmigung des Verdi-Bundesverbandes, überhaupt Tarifverhandlungen aufnehmen zu dürfen“, sagt Judith Weber-Rösch von Verdi. AWO-WW-Geschäftsführer Wolfgang Altenbernd glaubt ebenfalls nicht an eine schnelle Einigung. „Bevor wir im Juli mit Verdi sprechen könnten, müssen auch wir noch die Zustimmung unseres Bundesvorstands einholen.“

Die Verhandlungen über einen bundesweiten Reformtarifvertrag hatten über zwei Jahre gedauert und waren Ende 2003 gescheitert. Daraufhin kündigte die AWO nahezu alle Tarifverträge zum 31. März 2004. Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag ist dagegen noch bis Ende Januar 2005 gültig. „Wir wollen mehr Flexibilität und weniger Lohnkosten in bestimmten Bereichen“, sagt AWO-Verhandlungsführer Wolfgang Altenbernd. Als staatlich geförderter Wohlfahrtsverband sei die AWO verpflichtet, dem Beispiel des öffentlichen Diensts zu folgen und Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Korrekturen bei anderen Tarif-Leistungen durchzusetzen. Zudem stehe die AWO im Wettbewerb mit privaten Billiganbietern. „Da die Verhandlungssituation auf Bundesebene verfahren ist, kann man eventuell in NRW einen Kompromiss erzielen“, sagt Altenbernd vorsichtig.

Die Verdi-Vertreter zeigen sich jedoch wenig kompromissbereit. „Wir werden keinen Verschlechterungen für die AWO-Beschäftigten zustimmen“, sagt Gewerkschafterin Weber-Rösch. Ebenso kampfbereit gibt sich die Verdi-Basis. Seit Wochen protestieren AWO-Beschäftigte gegen den „herzlosen Horrorkatalog“ ihrer Chefs. Für morgen hat Verdi zu einer landesweiten Demo bei der AWO-Bezirkskonferenz in Bochum aufgerufen. „Wir bereiten unsere Leute auf einen Arbeitskampf vor“, so ein Verdi-Sekretär zur taz. Die Gewerkschaft sei zum Widerstand entschlossen. „Wir sind im öffentlichen Dienst gegen Lohnkürzungen, also auch bei der AWO.“

Bodo Champignon, SPD-Landtagsabgeordneter und AWO-Vorsitzender im Westlichen Westfalen, hofft dennoch auf eine Einigung und ignoriert die gewerkschaftlichen Drohungen: „Verdi muss doch einsehen, dass wir unsere Beschäftigten nicht besser behandeln können als der öffentliche Dienst.“