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Wegsperren oder resozialisieren?St. Florian in Moorburg

Eine demokratische Gesellschaft muss es aushalten, wenn ehemalige Straftäter in ihr leben

Dass drei ehemalige Sicherungsverwahrte, zwei davon Sexualstraftäter, nun in Hamburg-Moorburg untergebracht werden sollen, löst in dem 800-Seelen-Nest Befürchtungen aus. Das ist keine Überraschung, und die Ängste sind nachvollziehbar – wobei Angst eben immer auch einen nicht rationalen Kern hat.

Wenn die von Hafenerweiterung und Kraftwerksbau gebeutelten Moorburger nun aber sagen, sie hätten genug ertragen, gerät die Argumentation in eine Schieflage: Landfraß und Lärm sind nicht vergleichbar mit der bewachten Unterbringung dreier Menschen, die Verbrechen begangen und ihre Strafe verbüßt haben.

Tausche ein Kohlekraftwerk gegen zwei frühere Sicherungsverwahrte – wer solche Rechnungen aufmacht, behauptet, die Moorburger hätten bessere Gründe, die Unterbringung abzulehnen, als zuvor die in Jenfeld. Ein Wettlauf der Verweigerung, der doch nichts anderes ist als ein kaschiertes St. Floriansprinzip.

Die drei früheren Häftlinge sind nach ihrer Entlassung freie Menschen mit dem Recht auf freie Wohnortwahl und dem Anspruch auf Resozialisierung – inmitten der Gesellschaft. Und wo die Mitte der Gesellschaft ist, sind auch immer Kinder, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Dass sie unter Umständen neben einst straffällig Gewordenen aufwachsen, muss eine Gesellschaft aushalten können, wenn sie nicht jeden Täter für immer wegsperren will.

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8 Kommentare

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  • J
    Jengre

    Nein. Es gibt therapieunwillige und/oder nach Expertenansicht untherapierbare Sexualstraftäter mit schweren sadistischen Persönlichkeitsstörungen, bei denen eine erneute Tat estrem wahrscheinlich ist, und eine Gesellschaft muß es nicht "aushalten können", das zuzulassen. Wenn es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit neue Opfer einer äußerst traumatisierenden und potentiell lebenszerstörenden Tat geben wird, dann ist deren Menschenwürde und Recht auf sexuelle Selbstbestimmung in ernster, objektiver Abwägung höher zu bewerten als das "Recht auf Resozialisierung" dieser Täter. Im Übrigen: Wer für ein Eigentumsdelikt zu einer Haftstrafe verurteilt wird, verbüßt diese unter menschenunwürdigen Bedingungen und hat hinterher einen sehr steinigen Weg in die berechtigte Resozialiserung. Das Geschrei um Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gilt hier aber auch hier leider (wie auffällig oft) nur Vergewaltigern und Kindervergewaltigern. Ich will dafür gar keinen psychologischen Grund wissen - er könnte mich anekeln.

  • F
    Falmine

    Ehemals Sicherungsverwahrte sind keine resozialisierungsfähigen Ex-Straftäter - das ist klar. Gerade deshalb finde ich es richtig, sie nicht in einem besonders dicht besiedelten Stadtteil Hamburgs unterzubringen, sondern in Moorburg und nicht dort, wo sie in der Anonymität der Masse schneller und leichter und unkontrolliert abtauchen können. Natürlich sitzen sie in dem Haus bis zu einem gewissen Grad auf dem Präsentierteller. Was soll denn nun daran den vorbeifahrenden Moorburgern nicht zuzumuten sein? Wahrscheinlich wird es eher umgekehrt sein und die ehemals Sicherungsverwahrten sind nur froh, wenn sie nicht belästigt werden.

    Wenn einer von denen an der Bushsltestelle steht, weiß doch ganz Moorburg: Aha, der hockt schon mal nicht hinter irgendeinem Busch.

  • S
    Stefan

    "Für aus der Haft entlassene Täter, die ihre Strafe jetzt abgesessen haben mag ja alles zu treffen(...)"

     

    Und auch unter denen gibt es eine gewisse Rückfallquote. Soll man die dann auch länger im Knast behalten, weil wieder etwas passieren könnte?

    Und bitte mal Belege für die Behauptung, diese Ex-Sicherungsverwahrten hätten schon wieder Straftaten begangen!

  • RB
    Rainer Böhrnsen

    Es geht hier nicht allein um die Summe von Belastungen, die der Ort zu etragen hat. Es geht um die Auswirkungen auf die soziale Zusammensetzung des Ortes, damit um die bisherige Arbeit die gemacht wurde, um den Ort zu stabilisieren und damit auch um seine Zukunft. Trotz aller Mankos ist es den Bewohnern in jahrelanger Arbeit gelungen, eine insgesamt positive Entwicklung des inneren Gefüges im Ort zu erreichen. Es läuft ein Sanierungsprogramm für die Häuser, die in städtischem Besitz sind und in die jetzt bevorzugt junge Familien mit Kindern einziehen, vielfach aus der Mittelschicht. Moorburg ist als Wohnort wieder begehrt. Und es ist gerade dieser Personenkreis, der den Ort stabilisiert. Es ist damit zu rechnen, dass derartige Mieter nicht mehr in den Ort ziehen, und ihn wohl eher verlassen werden. Die Gefährdung ist in so einem kleinen Ort mit gerade mal 780 Einwohnern ständig präsent und nah, das Haus liegt in der Mitte des Ortes, an einer der Hauptzufahrtsstraßen in den Ort. Gerade die Elten, die ihre Kinder in die Kita bringen und wieder abholen, müssen an dem Haus vorbei. Es liegt im Ort wie auf einem Präsentierteller, es gibt keine Chance zum Vergessen oder Verdrängen. Die bisherige Aufbauarbeit im Ort wird so zunichte gemacht. Das Gemeinwesen, dass das ertragen soll, ist zu klein für eine solche Maßnahme, und es ist sicher damit überfordert, in Gesamtgesellschaftlichem Maßstab einen Beweis von Tragfähigkeit zu erbringen.

  • F
    Frau

    Für aus der Haft entlassene Täter, die ihre Strafe jetzt abgesessen haben mag ja alles zu treffen, wir reden von als gefährlich eingestufte Täter - die fern von Resozialisierung siund und nur aufgrund der Unfähigkeit unserer Justizministerin auf freien Fuss sind. Ich kann die Menschen verstehen, die nun Angst haben. Es wurden von den - aus juristischen Gründen - freigelassenen Tätern in Deutschland auch schon wieder Straftaten begangen. Insofern...

  • H
    hallo?

    Sehr guter Kommentar.

    Genau das habe ich auch gedacht, nur ...

    Eine freie Wohnortwahl ist das wohl auch nicht für die ehemaligen Straftäter. Wenn ich von der Aufteilung des Hauses lese mit Polizei im Erdgeschoss, dann ist das leider eher eine spezielle Form von Gefängnis.

     

    Letztlich wird sich unsere Gesellschaft daran messen lassen müssen, ob sie bereit ist, auch diesen Menschen noch eine Chance zu geben.

  • MM
    Mel Meyer

    Ich kann die Moorburger und ihre Argumentation schon verstehen. Nach Hafenerweiterung und Kraftwerksbau jetzt ehemalige Sicherungsverwahrte (und wer die in der Überschrift als ehemalige Straftäter bezeichnet, der hat den Unterschied nicht verstanden). Für mich erweckt die Auswahl des Standortes den Eindruck, man hat sich den "schwächsten" Ort ausgewählt. Wenn eine demokratische Gesellschaft das aushalten muss, warum dann keine Unterbringung in Blankenese oder Harvesterhude?

  • AB
    anna blume

    Warum nicht in die Schanze oder Feldstrasse?!

     

    Mal sehen wie weit St. Florian dann geht...