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Wegen höherer LöhneSozialabgaben steigen 2014

Weil die Einkommen steigen, werden auch die Sozialabgaben höher ausfallen. Betroffen sind besonders Arbeitnehmer mit mehr als 4000 Euro Monatslohn.

Auf viele Arbeitnehmer kommen 2014 höhere Sozialabgaben zu. Bild: dpa

BERLIN afp | Auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber kommen einem Zeitungsbericht zufolge im nächsten Jahr deutlich höhere Sozialabgaben zu. Die schwarz-gelbe Bundesregierung wolle in ihrer Kabinettsitzung nächste Woche eine deutliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung beschließen, berichtete die Süddeutsche Zeitung vom Freitag. Eine höhere Belastung entstehe so für alle Arbeitnehmer, die derzeit mehr als 3937,50 Euro brutto pro Monat verdienten.

Sie müssen mit zusätzlichen Belastungen von bis zu 251 Euro im Jahr rechnen. Weil die Unternehmen etwa die Hälfte der Beiträge zahlen, drohen ihnen für jeden Beschäftigten ähnlich hohe Kosten.

Die Höhe des Einkommens, bis zu dem Sozialabgaben gezahlt werden müssen, ist durch die Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt. Diese Grenzen sind von der Einkommensentwicklung abhängig und werden jährlich angepasst. Die Regierung berechnet den Anstieg anhand einer festgelegten Formel. Laut Beschlussvorlage für eine entsprechende Verordnung des Kabinetts würden die Bemessungsgrenzen im kommenden Jahr kräftig steigen, meldete die Süddeutsche Zeitung.

Die in Westdeutschland fälligen Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung sollen 2014 demnach bis zu einem monatlichen Bruttoeinkommen von 5950 Euro erhoben werden. Das seien 150 Euro mehr als bisher.

In Ostdeutschland würden die Grenzen um hundert Euro auf 5000 Euro steigen. Ähnlich sehe es bei der Kranken- und Pflegeversicherung aus, in denen eine andere Beitragsbemessungsgrenze für das gesamte Bundesgebiet gilt: Diese solle laut der Kabinettsvorlage um 112,50 Euro auf 4050 Euro ansteigen.

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10 Kommentare

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  • L
    Lischen

    Betroffen sind besonders Arbeitnehmer mit mehr als 4000 Euro Monatslohn.

     

    Richtig wäre: Betroffen sind ausschließlich Arbeitnehmer mit mehr als 4000 Euro Monatslohn.

  • Um die Zahlen noch ein wenig gerade zu rücken:

     

    Wer über 5950 € verdient, hat also weiterhin einen niedrigern Versicherungssatz bei allen Sozialabgaben zu leisten als diejenigen, die weniger verdienen. Lediglich die Grenze ab der der Beitragssatz sinkt, wird ein wenig nach oben geschoben.

     

    Eine Änderung, die der Erwähnung wert ist, gibt es nur für die erwählte Menge von Angestellten, die mehr als 3937,50 € verdienen, aber nicht mehr als 4050 € - für diese ändert sich nämlich, dass sie künftig nicht mehr nur in Renten- und Arbeitslosenversicherung, sondern auch in der Kranken- und Pflegeversicherung den gleichen Beitragssatz zu entrichten haben wie die Mehrheit der Arbeitnehmer.

     

    Es sind mithin keine Mehrbelastungen, die auf einige zukommen; es geht im Gegenteil um einen - wenn auch nur klitzekleinen - Abbau von ungerechtfertigten Minderbelastungen. Und selbst der dürfte im Schnitt wirkungslos verpuffen, da die Grenzen ja nicht willkürlich angehoben wurden, sondern weil das Durchschnittseinkommen entsprechend angestiegen ist.

    • @kleinalex:

      Das ist schlicht falsch:

       

      Die Beitragsbemessungsgrenze soll doch die Illusion aufrechterhalten, dass das Ganze keine Steuer, sondern ein Beitrag ist.

       

      Ein Reicher hat keinen zu niedrigen Beitragssatz, denn er bekäme auch keine proportionalen Mehrleistungen für einen Mehrbeitrag.

       

      Faktisch ist das nur die Verteuerung von Arbeit, die uns alle in den Ruin führt, außer die Staatsknetealimentierten, die etwas später.

      • H
        Hans
        @Claudia Cometh:

        Ach, so würde ich das nicht sehen.

        Mehrleistung kann zum Beispiel sein, wenn man mehr Menschen mit "Staatsknete alimentieren" kann, dauert es länger, bis die Revolution kommt und "ein Reicher" von der prekären Masse Mme Guillotine überantwortet wird. Je "reicher" der Abgebende ist, desto wahrscheinlicher ist, dass der Mob sich seiner annimt und deswegen muss proportional mehr gezahlt werden.

  • G
    gast

    Natürlich die im Osten bekommen weniger Abzüge aber die Renten werden dennoch an die im Westen angepasst. Und natürlich obwohl rechtswidrig wird der Soli nicht abgeschafft, denn was der Staat an Abgaben erfunden hat gibt er nicht mehr her.

     

    Mutti Merkl macht ja alles für ihre Liebsten.

    • H
      Hans
      @gast:

      Wie Sie auch lesen konnten, bekommen die Menschen in den "Neuen Bundesländern" auch weniger Gehalt.

  • H
    Hans

    Und das von CDU und FDP. Soll das unpopulären Steuererhöhungen unter der neuen Regierung vorbeugen? Wie können die sowas jetzt noch rausbringen; hat sich die FDP mit ihrem Tod abgefunden?

  • Nun ist die Erhöhung im Jahr von bis zu 251 eine mtl. Mehrbelastung von ca. 20 EUR, was bei einem Monatseinkommen von fast 6000 EUR erträglich sein sollte.

     

    Wie hätte es nun mit einer rot-grünen Bürgerversicherung in der KV und PV ausgesehen? Diese ist ja bekanntlich klar vom Wähler abgelehnt worden - selbst Boris Palmer hat diese selbst noch nach der Wahlniederlage der Grünen im DLF als Schreckgespenst diskreditiert.

     

    Nehmen wir an, es ginge um ein Einkommen von 5000 EUR. KV-Beiträge mit einem Satz von aktuell ca. 15% würden mtl. 600 EUR Kosten verursachen, bezogen auf die Bemessungsgrenze von 4000 EUR. Bei einer Bürgerversicherung würde diese Grenze aufgehoben - vom System dem der Schweiz vergleichbar. 15% von 5000 EUR würden nun zunächst mal 750 EUR mtl. bedeuten; eine doch maßgebliche Mehrbelastung. Wenn nun aber die Basis für zu erhebende Beiträge - zum Bsp. auch auf Kapital- und Mieterträge - deutlich erweitert würde, so könnte der Beitragssatz evtl. auch auf ca. 10% sinken (in der Schweiz liegt er bei 7%!!!). Damit ergäbe ich bei einem Gehalt von 5000 EUR nur noch ein Beitrag von 500 EUR, also eine deutliche Entlastung - eben für Einkommen auch im mittleren, hohen Bereich.

     

    Hat z.B. Boris Palmer auch darüber nachgedacht oder nachdenken wollen?

    • SL
      Statistiken Lesen
      @Energy Autonomy:

      Das dieser Satz gesenkt werden könnte bei einer Bürgerversicherung ist sicherlich richtig. Die Frage ist doch viel eher, ob man glaubt das dieses auch passieren würde.

       

      Es ist ja nicht so das die GKV gerade am Hungertuch nagen würde, jedes Jahr werden Überschüsse erwirtschaftet,die Vorstände verdienen prächtig (sofern man das richtige Parteibuch hat). Die Befürchtung von Bürgern und Experten, dass dieses Geld eher versickert wäre und nicht in Senkungen oder erweiterten Leistungen angekommen wäre ist nun wirklich nicht abwegig.

      • @Statistiken Lesen:

        Egal ob Ihre Befürchtung, dass alles versickern würde, nun stimmt, so macht Ihre Anmerkung natürlich eines unstrittig deutlich: Ein Steuer- und SV-Modell so detailliert in einen Wahlkampf zu tragen, und sei es noch so gerecht, MUSS schief gehen. Man mag es bedauern, aber es ist so: In einem Wahlkampf zählen nicht nachrechenbare, überprüfbare Fakten, nicht Erläuterungen schwieriger Modelle, sondern vielmehr Hoffnungen, Befürchtungen, Glauben, Vertrauen, Misstrauen, Emotionen, Verunsicherungen ...

         

        Selbst wenn dies schade für die Demokratie sein mag, in der immer mehr eben auch komplexe Sachverhalte zu entscheiden sind; es wird auch künftig so bleiben.

        Das sollte klar sein, nachdem es selbst der Partei mit den mit Abstand höchsten Vertrauenswerten bei den Wählern diesmal so erging.