Wegen Paketbombenserie angeklagt: "Feuerzellen" verlassen Gerichtssaal
Eine Serie von Paketbomben sorgte im November europaweit für Aufsehen - nun wird den mutmaßlichen Tätern in Athen der Prozess gemacht. Die Verhandlung begann mit einem Eklat.
ATHEN afp | Der Prozess gegen 13 mutmaßliche Mitglieder der linksextremen griechischen Gruppe "Verschwörung der Feuerzellen", die sich zu einer Paketbomben-Serie im November bekannt hatte, hat am Montag mit einem Eklat begonnen. Nach zweimaliger Unterbrechung der Auftaktsitzung in einem Gefängnis nahe Athen verließen die 9 anwesenden Angeklagten den Saal. Eine Vertretung durch ihre Anwälte lehnten sie ab.
Die zwischen 19 und 30 Jahre alten Angeklagten müssen sich vor dem Anti-Terror-Gericht im Athener Hochsicherheitsgefängnis Korydallos wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation verantworten. Neun von ihnen erschienen am Montag vor dem Gericht. Gegen die vier übrigen Angeklagten, die flüchtig sind, läuft das Verfahren in Abwesenheit.
Die Angeklagten begründeten ihren Auszug aus dem Gerichtssaal damit, dass ihre anwesenden Familienangehörigen und Freunde von der Polizei kontrolliert und durchsucht worden seien. Ein Angeklagter sagte, von den Zuschauern dürften keine Ausweispapiere verlangt werden. Die Richterin Maria Mariellou hatte lediglich zugestanden, dass die Papiere nicht fotokopiert, sondern am Eingang zurückgelassen würden.
27-jährige Deutsche wieder auf freien Fuß gesetzt
"Sie werden den Prozess vor einem leeren Gerichtssaal führen", sagte einer der Beschuldigten, als er und die acht anderen Angeklagten unter dem Applaus der Zuhörer den Saal verließen und zu ihren Gefängniszellen zurückgingen. Im Fall einer Verurteilung drohen den Angeklagten Haftstrafen von 10 bis 25 Jahren.
Unterdessen wurde am Montag in Athen die 27-jährige Deutsche freigelassen, die vergangenen Freitag wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Gruppe der "Verschwörung der Feuerzellen" festgenommen worden war. Die Anklage bleibe aber bestehen, berichtete der griechische Rundfunk. Die 27-Jährige bestreite jede Verwicklung. Sie habe erklärt, mit einem der vier Griechen, die in Untersuchungshaft genommen wurden, nur befreundet zu sein, berichtete das Radio. Fest steht indes, dass es sich bei ihr nicht um die Tochter des mutmaßlichen RAF-Mitglieds Barbara Meyer handelt. Die Bundesanwaltschaft hatte dies am Samstag klargestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative