Wegen Brandgefahr: Akkus im Fluggepäck verboten
In den USA dürfen Lithium-Batterien von Laptops, Kameras und anderen Geräten nicht mehr im Fluggepäck aufgegeben werden. Fotografen und Videoprofis sind erzürnt.
Wer viel und lange unterwegs ist, braucht auch regelmäßig Stromnachschub - der Griff zur Ersatzbatterie ist ein Markenzeichen jedes Vielreisenden, der etwas auf sich hält. In den Vereinigten Staaten wird das künftig allerdings etwas schwieriger: Wer dort ab dem 1. Januar fliegen will, muss genau darauf achten, wie viele Ersatz-Batterien er mit sich herumträgt - und vor allem, wo diese gelagert sind.
"Lose" Lithium-Akkus, also Zellen, die nicht in einem Gerät stecken, dürfen künftig nicht mehr im Fluggepäck aufgegeben werden. Entsprechende strengere Regeln hat das US-Verkehrsministerium in Kraft gesetzt. Der Grund dafür sind laut der Behörde Brandgefahren, die sich aus den Komponenten ergebenden: Werden Lithium-Ionen- oder Lithium-Metall-Batterien überhitzt oder kommt es zu Kurzschlüssen, können die Zellen von der Bordschutztechnik unlöschbare Feuer im Frachtraum entfachen. "Die Regel schützt die Passagiere", hieß es von der Flugsicherheitsaufsicht FAA.
Brände, die durch solche Batterien ausgelöst wurden, hatte es zuletzt bei Laptops gegeben. Ein entsprechendes Feuer im Frachtraum eines Flugzeuges des Paketdienstleisters UPS untersuchte die FAA im Juni 2006, Warnungen spricht sie bereits seit Monaten aus. Millionen Lithium-Akkus hatten von asiatischen Herstellern zudem wegen Erhitzungsgefahren zurückgerufen werden müssen - betroffen waren unter anderem Stromspeicher für Geräte von Apple und Dell.
Wer Ersatzakkus in den USA mit an Bord nehmen möchte, muss sie künftig ins Handgepäck stecken: Batterien für Handys und Laptops, die einen Lithium-Gehalt von unter 8 Gramm haben, können beliebig mitgenommen werden, müssen aber in Plastiktütchen oder der Originalverpackung stecken, wenn sie ohne Gerät transportiert werden sollen. (Bei Lithium-Metall-Batterien ist der Lithium-Gehalt auf maximal 2 Gramm beschränkt, hier muss notfalls der Hersteller befragt werden, damit man beim Sicherheitscheck keine Probleme bekommt.)
Am stärksten betroffen von der neuen Regelung sind beruflich Reisende aus dem Foto- und Videobereich. Sie dürfen auch im Handgepäck künftig nur noch zwei lose Hochleistungsakkus für ihr Profi-Equipment mit maximal 25 Gramm Lithium-Gehalt transportieren - wenn sie kurzschlusssicher verpackt wurden. Wer als Fotograf oder Kameramann auf eine längere Reise in Regionen ohne Nachlademöglichkeit gehen möchte, muss sich seine Akkus wohl künftig per Post zuschicken lassen - entsprechende Ideen geisterten in den letzten Tagen bereits durch einschlägige Internet-Foren.
Der kritische US-Sicherheitsexperte Bruce Schneier sieht in dem Batterie-Bann neben der Feuergefahr noch einen möglichen weiteren Grund: Die Beamten des Verkehrsministeriums können einen seiner "Terror-Filmplots" gelesen haben. Darin fordert Schneier die Leser seines Weblogs auf, möglichst irrwitzige Szenarien zu entwickeln - dazu gehörte, dass Terroristen Lithium-Akkus als Bombenzünder nutzten.
Wirkliche Gefahren für die Passagiere könnten derweil auch noch ganz woanders drohen - im stinknormalen Flugbetrieb, der nicht immer so reibungslos verläuft, wie das die Reisenden zu erleben glauben. Laut einer Studie der NASA, die mehr als 24.000 Flugcrew-Mitglieder interviewte, klagen immer mehr US-Piloten über Sicherheitsaussetzer, Fehlkommunikationen mit dem Tower, Probleme mit Müdigkeit oder Unfälle wie Vogelschlag, die deutlich häufiger vorkommen sollen, als bislang bekannt.
Die Untersuchung der Weltraumbehörde wurde zunächst unterdrückt, weil sie offenbar als "zu beunruhigend" eingestuft worden war, was im Oktober zu erstaunten Politikerreaktionen aus dem amerikanischen Repräsentantenhaus geführt hatte. Inzwischen liegt der Report zwar offiziell vor, jedoch nur stark gekürzt. "Ich hoffe, dass da jemand die Initiative ergreift und die Daten genau untersucht und Trends ermittelt", sagte John Cox, ein ehemaliger Prüfer der US-Pilotengewerkschaft ALPA gegenüber der "Washington Post".
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