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„Wege für die Zukunft“

■ Handwerkskammer legt Meßlatte für Hamburgs Politiker vor

Das Hamburger Handwerk fordert eine neue Gewerbe-, Wohnungs- und Verkehrspolitik. Die Hansestadt brauche weitere bezahlbare Gewerbestandorte für Mittelstandsbetriebe sowie mehr Wohnungen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hamburg, Jürgen Hogeforster, am Montag. In der Verkehrspolitik fehle ein umfassendes Konzept. Um als zweitgrößter Wirtschaftsbereich „aktiv“ die Zukunft mitzugestalten, hat die Kammer mit dem Gesamtverband des Hamburger Handwerks 83 Tage vor der Bürgerschaftswahl einen 40seitigen Katalog zum Thema „Wege für Hamburgs Zukunft - Maßstäbe für politisches Handeln“ vorgelegt. Das umfangreiche Programm soll „Meßlatte für die Politik“ sein.

Statt einer Verdrängung des Gewerbes an den Stadtrand sollten Wohnen und Arbeiten wieder dichter aneinanderrücken, sagte der Präsident Dieter Horchler. Damit könnte auch der Verkehr entlastet werden. Die Ansiedlung und Bestandssicherung des Kleingewerbes müsse Chefsache werden. Steigende Grundstückspreise und Gewerbemieten seien für viele kleinere und mittlere Betriebe nicht mehr zu tragen. Auch sollte die regionale Wirtschaftsförderung insbesondere von kleinen und mittleren Betrieben forciert werden. Allein im Handwerk seien bis zur Jahrhundertwende 40 Prozent „altersbedingte Abgänge“ zu erwarten, Existenzgründungen deshalb dringend geboten. Die Chancen für Handwerksmeister zur Selbständigkeit schätzte Horchler als „sehr groß“ ein. Etwa 900 Handwerker gründen jedes Jahr einen eigenen Betrieb, während etwa ebensoviele Schließungen zu verzeichnen seien. Etwa 82 Prozent der Neugründungen existierten noch nach drei Geschäftsjahren - was im Branchenvergleich eine sehr hohe Rate sei. Jährlich werden in Hamburg 1.000 Handwerksmeister gekürt, „und wir könnten auch noch mehr vertragen“, sagte Horchler.

Das Handwerk sei ein abwechslungsreicher Beruf mit Zukunft, das zunehmend eine Schlüsselfunktion für die Zulieferindustrie einnehme. „Die Hälfte des Umsatzes von rund 15 Milliarden DM erwirtschaftet das Handwerk durch Zusammenarbeit mit der Industrie“, sagte Horchler: „Tendenz steigend“. Stark kritisierte der Kammerpräsident die Gebührenpolitik der Stadt. Auch müsse der Haushalt dringend saniert werden: „Hamburg lebt zur Zeit auf Kosten der zukünftigen Generation.“ dpa

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