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Weg mit der Krücke!

■ Mugam: wundertätige Musik aus Aserbeidschan

Die alten Folklorespezialisten sind natürlich darüber entsetzt, daß man jetzt nicht mehr durch die halbe Welt reisen muß, um bulgarische Chormusik in Konzerten zu erleben. Oder eben „Weltmusik“ aus Aserbeidschan. Das Ensemble Mugam vermittelte am Sonntag im Theater am Leibnizplatz einen Eindruck von der islamisch geprägten Kultur des Landes im Süden der UDSSR.

Die Tar ist ein Saiteninstrument, das gezupft wird, die Kyamancha eine auf dem Knie gestützte Geige. Diese beiden Instrumente und der Sänger bilden den traditionellen Kern der Mugam-Musik. Beim Konzert wurde die Gruppe mit zwei Perkussionisten, einem Klarinettisten und einem Akkordeonspieler verstärkt. SängerInnen und Tänzer stellten die verschiedenen Stilformen ihrer Musik vor.

So gab es neben dem gefühlvollen und virtuosen Sänger, der viel kolorierte, trillerte und ganz offensichtlich Liebeslieder zum besten gab, auch den Stimmungsmacher, der in seinen gesungenen Improvisationen einzelne Mitmusiker oder Zuhörer verulkte und mit viel Gelächter und Beifall bedacht wurde. Die Frauen tanzten anmutig und verhalten erotisch in seidenen Pumphosen, die Männer sprangen in Bauerntrachten zum Teil mit großen Schafsfellmützen über die Bühne und lieferten sich getanzte Duelle in Geschick oder Schnelligkeit.

Und dann erst die vielen begeisterten Aserbeidschaner im Publikum: Ein alter Mann schleppte sich immer wieder mit seiner Krücke an den Bühnenrand, um den Musikern Blumen zu überreichen, zum Finale wurde er auf die Bühne geholt, und dort warf die Krücke auf den Boden und tanzte verzückt mit. Willy Taub

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