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Week-end im Bildertheater

■ „Kaspar Hauser“ szenisch erzählt

Als 1828 ein Menschenkind ungewisser Herkunft auf dem Nürnberger Markt auftauchte, verwahrlost und der gesellschaftlichen Umgangsformen weitgehend unvertraut, beschenkte man ihn mit dem Namen „Kaspar Hauser“. Seine Herkunft reizte zu vielfältigen Spekulationen der Pädagogen. Hier stand ein Mann, der von den Segnungen der Erziehung verschont geblieben war, der Prototyp eines Menschen ohne Sozialisation.

Eine weitere Interpretation zum Fall des Findlings liefert Gil Staug mit seinem Stück „Kaspar Hauser“. Unterstützt von der Bassistin Sylvia Dierks versucht Staug den Bildern nachzugehen, die sich um das Leben und den Mythos Kaspar Hauser ranken. Ihm geht es vornehmlich um die Selbstsuche eines Mannes, dem nicht qua Familie eine Identität zugewiesen wird. Eine Erfahrung, durch die Staug den historischen mit möglichen Kaspar Hausers, die aus den Retorten der Biowissenschaftler kriechen könnten, gleichsetzt. Ein heikles Unterfangen, könnte doch leicht ein Finger als erhobener entlarvt werden, heikel, doch dadurch auch spannend. ste

Schildstr., Fr. und Sa. 21 Uhr

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