: Weder Sieger noch Besiegte nach Indiens Wahl
■ Kongreßpartei rutscht auf dritten Platz, aber die nächste Regierung hängt von ihr ab
Neu-Delhi (taz) – Die endgültigen Wahlresultate der elften Parlamentswahl Indiens werden nun erst am Samstag abend erwartet, doch die ausgezählten Stimmen bestätigen die vom indischen Fernsehen vorausgesagten Trends. Danach wird die Kongreßpartei, die seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 fast ununterbrochen regiert hat, nicht nur den Status der größten Partei einbüßen, sondern mit rund 140 Sitzen noch hinter die Mitte- links-Gruppierung Nationale Front/Linke Front (NF/LF) zurückfallen, die rund 150 Mandate erreichen könnte. Die hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) wird zusammen mit ihren regionalen Partnern zur stärksten Fraktion aufrücken. Sie dürfte aber mit den erwarteten 180 bis 190 Sitzen nicht nur die Mehrheit verpassen, sondern auch unter der Marke von 215 Mandaten bleiben, die ihr Kandidat für das Amt des Premierministers, A.B. Vajpayee, als legitim für den Anspruch auf die Regierungsbildung bezeichnet hat. Rund 100 Sitze fallen an eine Vielzahl von Kleingruppen und Unabhängige, auf welche die Großen nun Jagd zu machen beginnen.
Premierminister Narasimha Rao reichte gestern seinen Rücktritt beim Staatspräsidenten ein. Nach der schweren Niederlage seiner Kongreßpartei kommt dieser von der Verfassung vorgeschriebenen Routinehandlung mehr als nur symbolische Bedeutung zu. Allerdings zeigt der unentschiedene Wahlausgang, daß die Kongreßpartei weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird, mit oder ohne Rao.
Bernard Imhasly Seiten 8 und 10
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