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Wassertorplatz-Bewohner räumen Besetzer

■ Ultimatum bis 29. Mai: Wenn Besetzer bis dahin gehen, wird der Strafantrag zurückgenommen / Danach Räumung durch Bewohner oder durch die Polizei / In den umstrittenen Dachboden sollen drei Wohnungen, Rest bleibt Gemeinschaftsfläche / Heute abend Diskussion

Kreuzberg. Nach acht Wochen Besetzung ist Schluß: Die BewohnerInnen der selbstverwalteten Häuser am Wassertorplatz haben beschlossen, daß die etwa 20 Besetzer bis zum 29. Mai den Dachboden verlassen müssen. Dann würden die BewohnerInnen auch den Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs zurückziehen. Sollten die BesetzerInnen nicht gehen, wollen die Bewohner sie selbst räumen oder durch die Polizei räumen lassen. Ob die BesetzerInnen den fünften Stock bis dahin verlassen werden, wollten sie gestern nicht verraten: „Da sagen wir doch nix“, so ein Besetzer zur taz.

In einer schriftlichen, seitenlangen Erklärung weisen die BewohnerInnen den Spekulanten-Vorwurf der BesetzerInnen von sich: „Wir machen keine Profite. Wir können unsere Wohnungen auch nicht profitbringend weiterverkaufen oder vermieten.“ Sie weisen auch zurück, Teil des „Schweinesystems“ zu sein, weil sie die „Bullen“ geholt haben: „Wir haben alle Möglichkeiten zur Lösung des Konfliktes erschöpft und bewiesen, daß wir an einem gewaltlosen Abzug ernsthaft interessiert sind.“ Den BewohnerInnen ist auch „schleierhaft, warum wir uns ein Leben lang mit Wohnungspolitik beschäftigen sollen, nur weil wir 12 Jahre lang ein Wohnprojekt realisiert haben“.

Auf dem Dachboden ist der Einbau von drei Wohnungen (insgesamt 230 Quadratmeter) geplant, ein großer Teil der zur Zeit besetzten Fläche soll weiterhin für alle 150 BewohnerInnen Dachterasse bleiben. In die geplanten Wohnungen sollen Leute einziehen, die seit langem auf der Warteliste stehen. Eine Begehung des Dachbodens durch eine Mitarbeiterin des Kreuzberger Stadtplanungsamtes verhinderten die BesetzerInnen vorgestern früh. Begründung: Sie selbst wollen einen Bauantrag für den Dachboden stellen. Doch Bauanträge können nur die Eigentümer stellen.

Wie es nach einer möglichen Räumung weitergehen soll, wissen die EigentümerInnen nicht. „Wir hoffen auf eine öffentliche Diskussion“, so ein Mieter zur taz. Sie hatten schon einmal versucht die Besetzer rauszuwerfen, doch Anfang April mißlang der Versuch. Und nach der Räumung durch die Polizei kamen die BesetzerInnen mit Verstärkung wieder: 200 Autonome zeigten (schwarze) Flagge.

Zu einer Diskussion um Selbstverwaltung, Leerstand, Besetzung und „Bullenräumung“ lädt heute abend um 19 Uhr in die Oranienstraße 14a (KiTa) ein nicht unterzeichnetes Flugblatt. Das „Kiezpalaver“ will dort „die Diskussion nach außen tragen“.

Dirk Wildt

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