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Was will Südafrikas ANC?

ANC fordert angeblich sofortigen Rücktritt der Regierung/ De Klerk und Mandela in London  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) wünscht in der Übergangszeit zu einem nichtrassistischen Südafrika den Rücktritt der derzeitigen Regierung und die Bildung einer Interimsregierung. Das bestätigte ANC-Generalsekretär Alfred Nzo am Montag, nachdem der Generalsekretär des radikaleren Panafrikanistischen Kongresses (PAC), Benny Alexander, in einem Presseinterview diesen Teil der ANC-Politik hervorgehoben hatte. Alexander sprach nach seiner Rückkehr von einem gemeinsamen Treffen der PAC- und ANC-Exekutiven letzte Woche in Simbabwe, bei dem die beiden Organisationen eine engere Zusammenarbeit beschlossen hatten.

Der ANC protestierte gestern jedoch gegen Zeitungsberichte, die implizierten, daß die Organisation den sofortigen Rücktritt der Regierung fordere. Der Verhandlungsprozeß habe für den ANC drei Abschnitte, sagte Nzo. Erstens ginge es um die Entfernung von Hindernissen auf dem Weg zu Verhandlungen. Dieser Abschnitt sei noch nicht abgeschlossen. „Zweitens die Einberufung einer Allparteienkonferenz, die über die Grundlagen einer neuen Verfassung und über die Bildung einer neutralen Interimsregierung zur Beaufsichtigung des Prozesses diskutiert.“ Als dritter Schritt folge dann die Wahl einer Verfassunggebenden Versammlung. Im zweiten Abschnitt des Verhandlungsprozesses müsse die Regierung zurücktreten, denn sie könne nicht „gleichzeitig Schiedsrichter und Spieler“ sein.

Nzo zufolge sieht die Regierung den Prozeß anders. „Sie meinen, daß die Allparteienkonferenz die Verfassung erarbeiten soll,“ sagte der ANC-Führer. „Auf der Grundlage dieser Verfassung wollen sie dann Wahlen abhalten. Der gesamte Prozeß würde von der De-Klerk-Regierung kontrolliert werden. Das ist unserer Meinung nach falsch.“

London (afp/taz) — Die britische Regierung wird mit einem Zuschuß den Kauf von Kricket-Ausrüstungen für Südafrikas Schwarzensiedlungen unterstützen. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Südafrikas Präsident Frederick De Klerk und dem britischen Premierminister John Major am Montag. Nach den Gespräch meinte De Klerk, der Sportboykott gegen sein Land würde vermutlich bald aufgehoben werden. Während seines viertägigen Londonaufenthaltes warb De Klerk für Investitionen in Südafrika. Gestern wurde auch Nelson Mandela, aus Japan kommend, in London erwartet, wo er ebenfalls mit Major sprechen wird. Mandela wirbt für die Aufrechterhaltung von Sanktionen gegen Südafrika auf bilateraler Ebene.

Johannesburg (afp) — Südafrika hat erstmals einen Gesandten in die UdSSR geschickt. Diplomat Gerrit Oliver, der zuvor im Auswärtigen Amt in Johannesburg Chef der Kommunikations- und Planungsabteilung war, reiste am Sonntag nach Moskau ab, um sich zunächst eine Wohnung zu suchen. Die Mission soll offiziell im Juni eröffnet und an die österreichische Botschaft angeschlossen werden.

Siehe auch Seite 10

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