Was tun im Frühjahr?: Keine Einbahnstraße
■ Kulturelle Vielfalt: VHS stellt neues Programm vor
Integration lebt vom „learning by doing“ und oftmals notwendigen Sprüngen in kalte Gewässer. Die Volkshochschule ist ein Ort, an dem sich schon lange Menschen verschiedenster Herkunft in Seminaren auch ohne gemeinsame Sprache begegnen. Im türkischen Schülerchor, den auch deutsche Jugendliche besuchen, wird beispielsweise nur türkisch geredet beziehungsweise gesungen. „Auf meine erstaunte Frage hin, wie die Deutschen denn so zurechtkommen“, so Maria Spieker von der Zweigstelle Süd, „meinten die nur: ,Ach, das geht, wir singen doch zusammen'“.
Der Programmschwerpunkt „Integration – Leben mit vielen Kulturen“ des ersten Halbjahres steht für die Fortsetzung integrativer Arbeit in Bremen. „Wir setzen auf Verständigung, das ist unser Beitrag zur Terrorbekämpfung“, sagt Direktorin Barbara Loer und betont, dass nach dem 11. September eine bewusste Vertiefung in der Konzeption stattgefunden habe.
Aus insgesamt über 2.000 Veranstaltungen können alle Bildungs- und Beschäftigungswütigen ab sofort im Programm wählen. Die Vielfältigkeit der Kulturen steht dabei im Vordergrund. So gibt es zum Beispiel ein Wochendseminar für in- und ausländische Jugendliche zum Thema Gewalt. Zahlreiche Kurse vermitteln Wissen über die monotheistischen Religionen Islam, Juden- oder Christentum und regen zur Auseinandersetzung mit religiösen Feindbildern in Medien und Öffentlichkeit an. Doch auch Koch-, Sport- oder Kunstseminare, in denen neben der Neugier auf fremde Kulturen der Spaß im Vordergrund steht, werden zusammen für Deutsche und Ausländer angeboten.
Den Auftakt der Saison bilden drei kostenlose Abendveranstaltungen zur öffentlichen Vorstellung des Schwerpunktthemas. Neben ReferentInnen wie der Auslandsbeauftragten Marie-Luise Beck oder Mehmet Daimagüler vom FDP-Bundesvorstand werden ausländische Podiumsgäste erwartet, denn die hochaktuellen Themen Integration und Zuwanderung sollen zusammen mit den Zuwanderern diskutiert werden.
Auch im sonst hat sich bei der Volkshochschule einiges getan. Die Junge VHS wurde um ein Drittel erweitert, was laut Loer angesichts des „akuten Pisa-Syndroms“ keine schlechte Sache sei. Es gibt mehr Bil-dungsurlaubs-Angebote und „Zwei Sahnehäubchen in der Berufsweiterbildung“ (Loer): Die Fortbildung zum Fachreferenten für Kindertageseinrichtungen und zahlreiche Fortbildungen im Multimedia-Produktionsbereich.
Den Fokus bildet jedoch eindeutig das Motto: „Miteinander leben, voneinander lernen“. Loer:„Integration heißt ja immer, dass Ausländer sich anpassen sollen, aber das ist keine Einbahnstraße. Auch die einheimische Bevölkerung muss sich integrieren, die Ausländer willkommen heißen, mit ihnen leben und von ihnen lernen wollen.“
Roland Rödermund
Das neue Programm der VHS ist ab sofort erhältlich. Am 6. Februar um 19.30 Uhr wird das erste Podium mit dem Thema „Zuwanderung gestalten – Zukunft gestalten“ in der Kunsthalle stattfinden.
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