piwik no script img

Was sagt uns das?"Abwrackprämie" ist Wort des Jahres

Kommentar von Kirsten Reinhardt

Ausgerechnet die umstrittene Abwrackprämie ist zum "Wort des Jahres" 2009 gekürt worden. Dabei ist das doch eigentlich ein Unwort und es gäbe viel bessere Kandidaten.

Und fort mit dem Gefährt... Bild: cadonna/photocase

W enn sich das Jahr zu Ende neigt und uns die Jahresrückblicke, die über Bildschirme flimmern und sich auf Zeitungsseiten breit machen, schon ab Anfang Dezember zu nerven beginnen, dann wird es auch bald Zeit für die Verkündung des Wortes. Natürlich nicht das Gottes – wen interessiert in der Weihnachtzeit schon die Kirche. Nein, es geht um das "Wort des Jahres", dass jetzt mit großer medialer Aufmerksamkeit von der Gesellschaft für deutschen Sprache (GfdS) gekürt und verkündet wird. Und hier ist es: Abwrackprämie.

Moment, werden Sie vielleicht denken. Abwrackpämie? Diese Radfahrer diskriminierende, ökologisch fragwürdige und überhaupt ziemlich umstrittene Maßnahme der Bundesregierung zur Förderung der deutschen Automobilindustrie zur Zeiten der Krise? Ist das nicht eher ein Kandidat für das "Unwort des Jahres"?

Das "Unwort des Jahres", eine Art Anti-"Wort des Jahres", wird immer im Januar von einem Institut der Universität Frankfurt ausgewählt und kann als kritische Antwort auf das "Wort" betrachtet werden. So ein sprachlicher Missgriff muss "sachlich grob unangemessen" sein und "möglicherweise die Menschenwürde verletzen". Wie zum Beispiel die "Herdprämie" im Jahr 2007 "notleidende Banken“ 2008.

Kandidaten für 2009

1. Abwrackprämie / 2. kriegsähnliche Zustände / 3. Schweinegrippe / 4. Bad Bank / 5. Weltklimagipfel / 6. Deutschland ist Europameisterin / 7. twittern / 8. Studium Bolognese / 9. Wachstumsbeschleunigungsgesetz / 10. Haste mal ’ne Milliarde?

Aber genau tat die Abwrackprämie, oder Umweltprämie, wie sie offiziell heißt, ja. Die finanzielle Unterstützung für den Kauf eines Neuwagens kam allein Autobesitzern zugute Und es wurde den gesunden Meschenverstand verletzend lächerliche Bedingungen an die Co2-Emission dieses Neuwagens geknüpft. Eine Unart, das. Und ein "Unwort".

Kandidaten für das eigentlich unkritische"Wort des Jahres" sind Wörter, die "die öffentliche Diskussion besonders bestimmt haben" und die für "wichtige Themen stehen", so schreibt es die GfdS auf ihrer Webseite. Wenn nicht Abwrackprämie, was wäre dann ein geeignetes Wort für das Jahr 2009? Eines, das charakteristisch ist und oft gesagt wurde? Obama vielleicht. Oder noch besser: Michael Jackson.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • B
    Bibi

    Österreichisches Wort des Jahre: Audimaxismus

    Österr. Unwort des Jahres 09: Analogkäse

    Spruch des Jahres: Reiche Eltern für alle!

  • S
    Simon

    Schweinegrippe -.-