■ Was nervt in Wohngemeinschaften?: „Besser als die popelige Kleinfamilie“
Sabine Bein, 29 J., Studienreferendarin
Das größte Problem ist wohl, wenn man sich nicht verständigen kann. Ich selbst habe Beschwerden über Briefe erlebt: Damals wohnte ich zwei Jahre lang in einer Zweier-WG in Mainz, und wir hatten ein ziemliches Kommunikationsproblem. Mein Mitbewohner hat Beschwerdebriefe an mich geschrieben, ohne sich mal mündlich zu melden. Ich bin da sehr schnell ausgezogen.
Angela Jerke, 54 Jahre, Promotorin
Einerseits ist jeder menschlich und hat Sympathien und Antipathien. Das kann in einer WG neben Hausarbeit und Arbeitsteilung zum Problem werden. Andererseits finde ich WGs gerade für Kinder wichtig und interessant: Dort sind sie nicht so sehr auf die eigenen Eltern und deren Forderungen fixiert. Das ist auf jeden Fall besser als das Leben in einer dieser popeligen Kleinfamilien.
Dieter Deinege, 39 Jahre, Kaufmann
Sauberkeit ist wohl das größte Problem, wenn verschiedene Charaktere zusammenleben. Das kann ganz schön chaotisch werden: Lebensmittel, Wäsche... Als Studenten haben wir zu viert in einer Baracke in Fürstenwalde gehaust, das war so etwas ähnliches wie eine WG. Das war extrem ... das war einfach interessant. Das war Studentenleben pur. Aber die Zeit ist jetzt vorbei.
Karla Bodien, 54 Jahre, Hausfrau
Ordnung zu halten ist bestimmt schwierig, wenn Räume gemeinsam genutzt werden. In WGs, die ich bei anderen kennengelernt habe, war das so. Ich selbst bin froh, meine Räume für mich zu haben. Für meinen Besuch bin ich sehr gerne Gastgeberin. Ansonsten ist mir das nicht wichtig, ständig jemanden um mich herum zu haben. Innere Kontakte bedeuten mir mehr als räumliche Nähe.
Jasmine Pullwitt, 18 Jahre, Schülerin
Man muß unterscheiden zwischen WGs, die man per Zeitung findet, und WGs, die man mit Freunden gründet. Bei guten Freunden sehe ich da kein Problem, unter weniger guten Freunden kann man sich wohl auch schnell in die Haare kriegen – Freunde von mir machen da gerade so ihre Erfahrungen. Ich selbst würde nur in einer kleineren Gruppe wohnen wollen. Maximum? Etwa vier Leute.
Lars Hopstock, 23 Jahre, Student
Das größte Problem? Ordnung und Sauberkeit in der Küche – zum Beispiel das schmutzige Geschirr. Kleinigkeiten, die man eigentlich spießig findet, werden zum Problem, wenn sie im Alltag ständig nerven. Das ist mit ein Grund, warum ich jetzt aus meiner Zweier-WG ausziehe. Auf jeden Fall will ich wieder in eine WG – allgemein ist das die günstigste und netteste Art, hier in Berlin zu wohnen.
Umfrage: Kerstin Marx
Fotos: Max Lautenschläger
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