Was macht eigentlich...: .. der Schriftsteller Alfred Döblin?
Abblättern am Alexanderplatz.
Döblin? Haben wir in der Zwölften gelesen. Berlin Alexanderplatz. Also nicht ganz. Mehr so Auszüge. Ist lange her.
So manchem Gymnasiasten hat man das Interesse am Schriftsteller Alfred Döblin (1878-1957) mit in zähen Deutschstunden kleingekauter Schulbuchlektüre vermiest. Dabei ist gerade "Berlin Alexanderplatz" von 1929 ein grandioses Stück moderner Literatur, das freilich erst vor Ort gelesen die größte Faszination entfaltet. Wobei immer wieder die Fallhöhe irritiert, die sich auftut zwischen den vertrauten Ortsbezeichnungen und der Schilderung eines lärmend urbanen Lebens, das vielen dieser Orte heute gänzlich abgeht.
So wie dem namensgebenden Platz. Die glatten, grauen Plattenfassaden, die den Alex heute säumen, haben so gar nichts mit der geschäftig-chaotischen Kulisse des Romans zu tun, sie verströmen aus allen Fugen kalte Langeweile. Eben deshalb hatte man einige der Gebäude, ein Jahrzehnt ists her, mit Lettern zwischen den Fensterreihen geschmückt, die ein Zitat aus Döblins Haupt-Oeuvre ergaben: "(…) Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf. Man geht auf Brettern (...)" Alles hat sich also doch nicht verändert seit damals.
Seit ein paar Monaten fehlen die Buchstaben allerdings oder sind nur noch als Schatten erkennbar. Weil "chemische Prozesse" sie an-, ja aufgefressen hätten, seien sie entfernt worden, erklärte ein Sprecher von TLG Immobilien, der Eigentümerin des zu DDR-Zeiten als "Haus der Elektroindustrie" errichteten Gebäuderiegels. Eine Restaurierung wäre demnach zu aufwendig und teuer gewesen.
Also wieder ein Stück Döblin weniger in seiner geliebten Stadt. Immerhin: Die Bronzebüste des Schriftstellers, die 2010 von literarisch vermutlich völlig unbeleckten Buntmetalldieben am Frankfurter Tor entwendet wurde, steht wieder - als Neuanfertigung im Foyer der Friedrichshainer Bezirksbibliothek.
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