Was macht Herr Schmidt nur im Homeland?

■ Der CSU–Mann und Vertreter der Hanns–Seidel–Stiftung meinte gegenüber dem taz–Journalisten: „Nichts.“ / Leicht untertrieben, angesichts des Engagements seines Parteichefs zur Anerkennung der „Unabhängigkeit“ Bophuthatswanas

Aus Mmabatho Hans Brandt

Jürgen Kumischke, Vertreter des „unabhängigen“ südafrikanischen Homelands Bophuthatswana in der BRD mit Sitz in Frankfurt, liest die taz. „Sie haben schon viel über Bophuthatswana geschrieben“, begrüßt er mich am Mittwochabend in der Homeland– Hauptstadt Mmabatho. „Nur weiter so. Das Land ist kein weißer Fleck auf der Landkarte mehr.“ Etwa 60 Herren in dunklen Anzügen haben sich im „L.M. Mangope Raum“ des „Mmabatho Sun“–Hotels zum Cocktail versammelt. Präsident Lucas Mangope selbst ist allerdings nur in Form des allgegenwärtigen Farbporträts am Eingang vertreten. Ehrengast heute Abend ist Dieter Schmidt, Leiter des Büros für auswärtige Angelegenheiten der CSU und zugleich Angestellter der Hanns–Seidel–Stiftung. Drei Tage lang hat er mit leitenden Regierungsangestellten des Homelands ein Politik–Seminar veranstaltet. Von Ost–West–Konflikten bis hin zur Problematik der internationalen Anerkennung der „Unabhängigkeit“ des Homelands wurde alles besprochen. Schmidt ist wenig erfreut, den taz–Korrespondenten hier anzutreffen. Mit versteinerter Mine nickt er mir zu und klönt dann mit den angenehmeren Kollegen: Jürgen Möbius vom deutschen Dienst des südafrikanischen Rundfunks, und Karl Breier, Korrespondent der Börsenzeitung und Autor zahlreicher Afrikabücher mit Titeln wie „Moskaus Faust in Afrika“ und „Chaos Afrika“. Ich bin auf Einladung von Adam Mohamed, dem Pressesprecher des „Außenministeriums“ von „Bop“, gekommen. Schon den ganzen Tag versuche ich, ihn zu erreichen, um Interview–Termine mit Homeland–Ministern zu machen und mehr über die hiesigen Aktivitäten der Seidel–Stiftung zu erfahren. „Komm doch heute Abend zu der Cocktail–Party“, hatte Mohamed am Nachmittag gesagt, als ich ihn endlich ans Telefon kriegte. „Die Minister werden alle dabei sein. Da können wir die Termine gleich machen.“ Kumischke erklärt mir gerade zufrieden, wieviel aufgrund der Strauß–Reise über Bophuthatswana geschrieben wurde, als Mohamed auf mich zukommt. „Hans, du kannst Morgen früh zu mir ins Büro kommen. Dann machen wir die Termine.“ Ich stelle mich dumm, gehe zum „L.M. Mangope Raum“ zurück. Doch da fängt mich gleich an der Tür der „Staatssekretär“ im „Außenministerium“ Jerry Reid ab: „Dieser Teil der Veranstaltung ist nur für geladene Gäste.“ Später schleiche ich noch mal in die „private“ Veranstaltung hinein. Da überreicht „Außenminister“ Solomon Rathebe dem CSU– Gast gerade ein großes, flaches, rechteckiges Geschenk: ein Prachtexemplar jenes allgegenwärtigen Farbporträts des Präsidenten Lucas M. Mangope. Begeistert klatschen die Gäste. Am nächsten Morgen führt Mohamed mich sofort ins Büro des „Staatssekretärs“. „Ich möchte mich vielmals für die Ereignisse von gestern Abend entschuldigen“, sagt Reid. „Wir haben nichts zu verstecken. Wir sprechen auch mit Ihnen, wenn Sie für eine Zeitung schreiben, die ...“ Er findet keine geeigneten Worte. „Wir sprechen sogar mit Marxisten“, sagt er dann. Als nächstes entschuldigt sich „Außenminister“ Rathebe und widmet mir noch zehn Minuten. Und dabei bleibts. Andere Termine lassen sich nun nicht mehr machen. „Was macht denn die Seidel–Stiftung nun in Bophuthats wana?“ frage ich Mohamed. Er weiß es nicht. „Nichts“, sagt Schmidt am Nachmittag vor der Presse. Er erklärt, daß die Stiftungen auf staatliche Mittel angewiesen sind. Da es aber keine formellen Beziehungen zwischen BRD und Bop gebe, seien formelle Projekte mit staatlichen Mitteln nicht möglich. „Aber ich würde meinen Freunden in Deutschland raten, als Privatleute so viel wie möglich für das Volk der Tswanas zu tun“, fügt der CSU–Mann hinzu. Als erstes sei es nötig „zu informieren und nochmals zu informieren“. „Es könnte ja auch aufgrund dieser Pressekonferenz einen Bericht in der deutschen Presse geben, der die Grünen dazu bewegt, die Frage Bophuthatswana noch einmal im Parlament aufzunehmen“, sagt Schmidt später. Ob er wohl deshalb der taz doch noch ein Interview gibt? „Wir haben hier politisch nichts zu erwarten“, sagt er auf die Frage, warum die CSU sich in Bop engagiert. „Aber es ist eine Frage der politischen Gerechtigkeit. Nicht nur Lippenbekenntnisse zu machen, was Selbstbestimmungsrechte anbetrifft.“ Um die Diskussion über die Unterstützung der Bevölkerung für die „Unabhängigkeit“ von Südafrika endgültig zu klären, schlägt Schmidt eine Volksbefragung vor. „Ich bin überzeugt, daß die überragende Mehrheit hier die Unabhängigkeit hat und nicht mehr in den Apartheid–Staat zurück will“, beteuert er. Komisch, daß gerade die südafrikanische Regierung sich immer gescheut hat, die schwarze Bevölkerung nach ihrer Meinung zu fragen ...