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  • 5.11.2015

Was fehlt...

...die Freundin

„Alles im Leben ist angenehmer in Begleitung einer schönen Freundin“, dachten sich wohl die japanischen Erfinder (ja, hier wurde bewusst nichtgegendert!!!) dieser, aus europäischer Sicht eigenwillig anmutenden Schöpfung. Bei dem Subjekt der Verwunderung handelt es sich um ein Fertiggericht mit falscher Freundin, das den passenden Namen „Men‘s Delusion Curry: Orange Flavored Feat. Mao Harada“ trägt. Für umgerechnet 13 US-Dollar erhält der stolze Käufer (ja, auch hier wurde bewusst nicht gegendert), neben dem besagten Mahl eine DVD, auf der zu sehen ist, wie das 27-jährige Model Mao Harada so tut, als würde sie Essen und Gesellschaft mindestens genauso genießen wie der Rezipient (ja, auch hier wurde bewusst... ach egal). Doch hinter dieser eigenwilligen Erfindung steckt ein, seit geraumer Zeit in Japan sehr bekanntes Phänomen, für das es seit über zehn Jahren auch einen eigenen Namen gibt: Hikikomori, was übersetzt soviel bedeutet, wie: „sich weg schließen“ oder „Gesellschaftlicher Rückzug“. Obwohl gesellschaftlicher Rückzug in Japan Jungen und Mädchen gleichermaßen betrifft, erregen hauptsächlich Männer mit ihrem Verhalten Aufmerksamkeit. Oft ist dieses Verhalten bedingt durch schwere Depression, Versagensängste oder Traumata, denn wer es in Japan nicht schafft, unmittelbar nach dem Schulabschluss einen angesehenen Beruf zu ergattern, hat faktisch verloren. Immerhin: Frauen können sich notfalls ja noch heiraten lassen. Und für Männer gibt’s jetzt dieses DVD-Date. Dass die Macher damit irgendwie auch die kapitalistische Verwertungslogik bedienen und dem letzten Häuflein Elend noch die Kröten aus der Tasche ziehen – drauf geschissen. (taz)