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Was bisher geschahVampire und die Wüste

Waffen, Tattoos, Musik, Drogen – dazu gibt es euphorischen Beifall

Ana Lily Amirpour will einen Ständer haben, und zwar die ganze Zeit. Und nicht nur das: „Ich will auch, dass alle Menschen um mich herum einen Ständer haben. Das Leben ist so kurz, wir sollten uns nicht auf Projekte einlassen, die uns nicht richtig anturnen.“

Amirpour kann locker als arschcoolste Regisseurin Hollywoods gelten, seit vor zwei Jahren ihr Debütfilm „A Girl Walks Home Alone At Night“ erschienen ist. Der iranische Vampir-Spaghetti-Western in SchwarzWeiß wurde in der kalifornischen Ölstadt Taft gedreht, im Film heißt der Ort Bad City, und es wird ausschließlich Farsi gesprochen. Ein kulturelles Hybrid, das die Lebenswelt der Drehbuchautorin und Regisseurin widerspiegelt: Amirpour selbst ist als Tochter iranischer Einwanderer in Bakersfield geboren, zwischen Los Angeles und Las Vegas.

Ein auffällig junges Publikum ist am Sonntagabend ins HAU2 gekommen, wo Amirpour im Rahmen der Berlinale-Talents-Reihe über die Entwicklung von Ideen spricht. Die 37-Jährige schließt sich einer Bemerkung von David Lynch an, auf Filmideen zu kommen sei wie Angeln – „manchmal musst du einfach warten, bis der richtige Fisch anbeißt“.

Eine größere Rolle in ihrem Leben aber spiele Martial-Arts-Legende Bruce Lee, dessen Buch „Striking Thoughts“ sie immer bei sich habe, erzählt Amirpour. „Bruce Lee sagt: Alles, was zählt, ist Ehrlichkeit. Wenn du Kunst produzieren willst, musst du dich vor allem auf dich selbst und deine Bedürfnisse konzentrieren. Resultatorientiertes Denken läuft auf Scheiße hinaus.“

So hat auch Amirpour während der Arbeit an „A Girl Walks Home Alone At Night“ erst ein Jahr lang das Skript immer wieder umgeschrieben, den Bedürfnissen von Agenten angepasst – bis sie keine Lust mehr hatte. „Ich habe alle gefeuert, habe mich scheiden lassen und bin auf Kickstarter betteln gegangen.“ Mit einem vorab gedrehten Kurzfilm, der die Hauptfigur der skateboardfahrenden Vampirfrau im Tschador vorstellt, lief das Crowdfunding ordentlich. „Ich war nicht der aufdringliche Straßenpenner, dem man aus dem Weg geht. Sondern der mit dem Glitzeroutfit und der Akrobatikshow.“

Zu ihren größten Fans gehören inzwischen Jim Carrey und Keanu Reeves, die jeweils eine Rolle in Amirpours neuem Film „The Bad Patch“ haben. Den frisch geschnittenen Trailer hat Amirpour mit nach Berlin gebracht. Eine junge Frau, der ein Arm und ein Bein fehlen, liegt mitten in der Wüste: Waffen, Tattoos, Musik, Drogen – nach drei Minuten gibt es euphorischen Beifall. Im Publikum fangen alle an, wie irre nach dem Erscheinungsdatum zu googlen: „unbekannt“. Macht nichts, der Angler wartet auch geduldig.

Fatma Aydemir

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