: Warum es trotzdem weh tut
■ Betr.: „Was bedeutet multikulturell“, taz vom 26.5.
Na schön: Da gibt es einen Begriff, den gibt's schon lange, und der bezeichnet einfach einen Zustand und jetzt sind die Grünen dazwischengefahren und wollen ein Programm draus machen weil „multikulturell“ doch viel besser klingt als „ist ja alles so schön bunt hier!“. Die neue taz-Redakteurin in Bremen, die weiß nun aber überhaupt nicht, wie sie „multikulturell“ verstehen darf und sie hat eine tolle Idee: Sie geht hinaus in die große weite Welt und fragt fünf Menschen, die's auch nicht wissen. Aber weil das noch kein Inhalt von einem Artikel ist ( „keiner weiß was“ ) und außerdem noch sooo viel Platz auf der Kulturseite, da kommt sie noch auf eine bessere Idee: Sie läßt einfach ein faschistisches Kleinbürgerlein sein Schmonzes erzählen.
Das Gelaber steht in der BILD, wir hören's im Supermarkt, im Bus, aus den Vorgärten; es schallt von den Republikanern, der DVU und sonstwem, Zimmermann möchte gerne ein Programm draus machen und der taz-Reporterin fällt nichts besseres ein, als fasziniert das Mikrofon hinzuhalten und uns das Geseiere live und kursiv ( damit auch keiner drüber hinwegliest ) auf zwei Dritteln des Artikels zu präsentieren. Womöglich bekommt der Vorgartenzwerg auch noch Zeilenhonorar dafür.
Wenn's Dir die Sprache verschlägt, liebe Birgitt Rambalski, dann schlage ich vor, daß Du als nächtes einen großen leeren Kasten auf der Kulturseite kriegst, wo steht: „Ich weiß nichts zu sagen!“ Dann ist es höchstens schade um den Platz und tut nicht auch noch weh!
Christoph Schroeder
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