DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Warteschleife
Verzögerung Angela Merkel wurde der Flug durch den iranischen Luftraum verweigert
Angeblich hat die Kanzlerin geschlafen und von der ganzen Hektik gar nichts mitbekommen. Sie befand sich am Dienstagmorgen auf dem Weg nach Indien, als ihrer Crew verboten wurde, über den Iran zu fliegen. Pfui! Böse! Der Luftraum blieb dicht und der brandneue Regierungsairbus „Konrad Adenauer“ kreiste, und das auf seinem ersten offiziellen Einsatz, über der Türkei. Erst nach einer Stunde der Verhandlungen erteilte die Flugsicherung dann doch die vorher zugesicherten Überflugrechte – ohne so etwas würde kein Flugzeug der Welt starten – und machte so den direkten Weg von Westeuropa nach Neu-Delhi frei.
Sie sei jetzt froh, sagte die Kanzlerin, als sie mit zwei Stunden Verspätung in der indischen Hauptstadt zu Regierungskonsultationen ankam, wo sie un- ter anderem den Eurofighter anpreisen möchte, damit die In- der sich mit Kampfjets eindecken.
Besonders gemein an der Aktion des Iran war, dass der kurzzeitige Entzug der Flugrechte nur die Kanzlerin betraf. Eine zweite deutsche Regierungsmaschine, in der mehrere Bundesminister saßen, konnte den iranischen Luftraum ungehindert passieren. Beinahe hätte die Kanzlerin aus Spritmangel in der Türkei landen und vielleicht sogar aufwachen müssen. Zum kurzen Tankstopp, wo wir dann auch gleich beim angeblichen Grund des ganzen Bohei wären. Aus Kreisen der iranischen Flugsicherung heißt es, das Flugzeug sei aus Protest am Weiterflug gestoppt worden. Deutschland weigere sich nämlich, iranische Flugzeuge zu betanken, dagegen wollte man nun ein Zeichen setzen. Was passt da besser, als der Kanzlerin höchstpersönlich das Kerosin ausgehen zu lassen?
Wäre die Kanzlerin Linie geflogen, hätte die Verzögerung wahrscheinlich nicht stattgefunden. Lufthansa-Maschinen nämlich benutzen ein anderes „Flight signal“ und wären durchgelassen worden. Der iranische Botschafter in Berlin wurde inzwischen einbestellt.
NATALIE TENBERG