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Warner in die Wüste

■ Verbraucher-Zentrale: Ernährungsberatung und andere Angebote sind in Gefahr Von Kaija Kutter

Düster bis finster sieht die Zukunft für die Hamburger Verbraucherzentrale (VZ) aus. Denn im Unterschied zu anderen wichtigen Institutionen dieser Stadt muß diese nicht nur die Hamburger, sondern auch noch die Bonner Sparkommissare fürchten: Umweltbehörde, Wirtschaftsbehörde, Sozialbehörde und Bundeswirtschaftsministerium finanzieren diesen seit 1957 existierenden Bürgerservice gemeinsam.

Der Etat für die Energieberatung zum Beispiel wurde von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt bundesweit um 38 Prozent gekürzt. Folge für die Hamburger VZ: Statt der eingeplanten 230.000 Mark stehen 1994 nur noch 143.000 zur Verfügung. „Das bedeutet, daß die Beratung ab 1. November eingestellt werden muß“, sagt der Leiter der Energieberatung, Bernhard Rosenkranz. Damit die Mittel überhaupt solange reichen, entfallen ab August die persönlichen Gespräche. Eine Ausstellung zur Wärmedämmung kann nicht gezeigt werden, ein neues Computerprogramm zur Überprüfung von Heizkostenabrechnungen steht frühestens im nächsten Jahr zur Verfügung.

Für Rosenkranz ist es völlig unverständlich, warum Bonn gerade in der Beratung spart, wo doch jede Mark, die hier investiert wird, ein „Vielfaches an Dividende“ erziele. Denn die Ratsuchenden zahlen aus eigener Tasche, wenn sie die Energie-Spar-Tips in die Tat umsetzen und leisten damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Zwar bieten auch die HEW-Kundenzentren Energieberatung an. „Aber die machen das ganz neutral und raten nicht von Produkten ab“. Wenn beispielsweise der Kunde den Kauf eines Wäschetrockners erwägt, obwohl ein Trockenboden zur Verfügung steht.

Neben der Umweltberatung der VZ sind auch Patienten-, Verbraucher-, Finanz- und Ernährungsberatung in Gefahr. Umweltsenator Vahrenholt will die Zuschüsse für 1995 von 179.000 Mark auf 70.000 senken. Begründung: Umweltberatung fände auch in Bezirken und Behörde statt.

Aber auch hier führt die VZ qualitative Argumente an. Geschäftsführer Günter Hörmann: „Wir dürfen umweltschädliche Produkte beim Namen nennen, können Geschädigten Rechtsschutz gewähren und können eine Verbandsklage führen“. Im Prinzip, so Hörmann, stehe hinter allen Beratungsangeboten ein Fragezeichen, sogar die Abteilung Ernährung ist in Gefahr. Bonn bezahlt derzeit 80 Prozent, will aber künftig nur noch die Hälfte des Betrages geben, den Hamburg aufbringt. Fatal, denn der Hamburger Senat hat 1991 beschlossen, Bonner Kürzungen nicht mehr zu kompensieren. Wie wichtig auch hier die Verbraucherinstanz ist, zeigte der Tiefkühlfleisch-Skandal im vorigen Herbst. Es waren Mitarbeiter der VZ, die die fauligen Hähnchen entdeckten.

„Wir werden uns bemühen, der VZ unter Berücksichtigung des Senatsbeschlusses zu helfen“, sagt Susanne Fischer von der Wirtschaftsbehörde, die die VZ mit rund 1 Million Mark „institutionell fördert“. Wenigstens hier ist eine Besserung eingetreten. Mußte die VZ in den letzten drei Jahren je 150.000 Mark davon abgeben, um alte Konkurs-Schulden zu tilgen, so bleibt 1995 der ganze Betrag. Gekürzt lediglich um 60.000 Mark, der Sparquote, die „jeder Zuwendungsempfänger des Hauses“, so Fischer, erbringen muß.

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