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Wanzen statt Cafe

■ Roms „Cafe Greco“, wo schon Goethe und Nietzsche einkehrten, wurde wegen Ungeziefer geschlossen

Aus Rom Werner Raith

Wanzen, Läuse, Mäuse - auf diese knappe Formel brachte Roms Unita sanitaria locale (Gesundheitsamt) das Ergebnis ihrer Hygiene–Untersuchungen in Roms berühmtestem Tages– Treff, des „Cafe Greco“. Seit gestern ist daher die feinste aller feinen Bars am Fuße der Spanischen Treppe geschlossen, wegen unzumutbarer sanitärer Verhältnisse. Der staatliche Rundfunk RAI fragte süffisant, ob man das seit 1953 unter Denkmalschutz stehende Lokal nicht in „Cafe italiano“ umtaufen sollte - in der Tat wurden bereits vorige Woche auch in vielen anderen Bars der Zone Verschmutzungen des Trinkwassers und anderes unsauberes Zeug gefunden. Vorbei sind jedenfalls voläufig die Pilgermärsche der Touristen an den Ort, wo schon Goethe und Nietzsche, Stendhal und Lord Byron frische Gedanken schöpften, wo sich Liz Taylor und Audrey Hepburn, Mussolini und Staatspräsident Portini tummelten - nur noch von außen sind die ehrwürdigen Stätten zu besichtigen. Schon vor zwei Jahren stand es - wegen Steuerhinterziehung - vor der Schließung. „Zuerst die Bullen und jetzt das Kleingetier“, sinnierte der RAI–Kommentar weiter - „vielleicht sollte man dem Greco über den Denkmalschutz hinaus auch noch das prädikat zoologisch wertvollste Zone Roms zuerkennen?“

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