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INTERVIEWWalter Momper: »Ich trinke Schultheiss-Bier«

■ Der SPD-Landesvorsitzende Momper (47) hält die Debatte über die Legalisierung von Haschisch für abwegig

taz: Herr Momper, wann haben Sie Ihren letzten Joint geraucht?

Walter Momper: Ach, das liegt schon viele Jahre zurück. Das war 1967 — das erste und das einzige Mal, wo ich versucht habe, mit Freunden eine Haschzigarette zu rauchen. Ich habe dabei aber kein rechtes Vergnügen empfunden, schon gar nicht ein euphorisches, und hab's dann auch gleich wieder sein lassen.

Sollen wir das glauben?

Ich stelle anheim.

Sie sind also kein Fachmann in Sachen Schwarzer Afghane, roter Libanese oder Marke Eigenanbau?

Nein. Die Feinheiten habe ich erst später gelernt, als ich Mitglied in einem Arbeitskreis der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus zur Drogenbekämpfung war.

Mit welcher Droge berauschen Sie sich denn? Etwa mit Schultheiss-Bier?

Ja, ich trinke Schultheiss-Bier und vielleicht ab und an mal einen Grappa, aber das auch nur in verträglichen Maßen. Und natürlich trockenen italienischen Weißwein.

Wie stehen Sie zu der jetzt wieder durch das Lübecker Landgericht aktuell gewordenen Forderung der Legalisierung von Haschisch und Marihuana?

Tatsächlich ist es so, daß weiche Drogen weitgehend gesellschaftlich akzeptiert sind. Aber die Legalisierungsdebatte ist eine in Abwege führende Diskussion, die den Kern nicht trifft. Das eigentlich Drogenproblem liegt im Bereich des Heroins und anderer harter Drogen und im Massenkonsum von Alkohol. Die Erziehung muß darauf abzielen, starke Persönlichkeiten herauszubilden und den Leistungsdruck auf den Menschen zu mindern. Dann würde man auch nicht so viele Probleme mit Drogen haben.

Haben Sie Bekannte oder Freunde, die Haschisch rauchen?

Das kann schon sein. Aber ich habe nie danach gefragt, und freiwillig haben sie es mir nicht gesagt.

Auf den Festen Ihrer Generation, den sogenannten 68ern, wird doch gern mal am Joint gezogen.

Ich komme relativ viel auf Gesellschaften herum, aber das ist mir noch nicht aufgefallen. Allerdings habe ich schon manches Mal, wenn ich durch Häuser gegangen bin, erlebt, daß ein süßlicher Geruch von Haschisch in der Luft liegt.

Was würden Sie tun, wenn Sie jemanden Haschisch rauchen sähen?

Ich würde es schon ertragen. Ich muß ja auch ertragen, wenn Leute in meiner Nähe zuviel Alkohol trinken.

Und wenn Sie Ihre Töchter beim Kiffen erwischen würden?

Dann würde ich mit ihnen über die Suchtwirkung solcher Stoffe reden, das wäre das gleiche, wie wenn sie Schnaps trinken würden.

Interview: Plutonia Plarre

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