Walfang-Skandal in Japan: Beim Schmuggeln erwischt

Greenpeace zeigt, wie japanische Walfänger Walfleisch illegal vermarkten. Die politisch Verantwortlichen wussten offenbar davon.

Zu wissenschaftlichen Zwecken, nicht, um sich den Bauch voll zu schlagen, ist Walfang erlaubt. Bild: ap

Besatzungsmitglieder der japanischen Walfangflotte haben in großem Stil wertvolles Walfleisch unterschlagen. Mitglieder der Umweltorganisation Greenpeace entdeckten die illegal an Land gebrachte Walfleischkisten. Gestern präsentierten sie ihre Dokumentation in Tokio.

Die Seeleute sollen dabei mit Unterstützung der verantwortlichen Walfangfirma Kyodo Sempaku und der japanischen Regierung gehandelt haben. Greenpeace hat Anzeige erstattet und seine Beweise der Staatsanwaltschaft übergeben. Nun fordert die Umweltorganisation eine politische Untersuchung des Skandals. Die japanische Fischereibehörde hat bereits reagiert und sowohl das Institut für Walforschung (ICR) als auch Kyodo Sempaku damit beauftragt, die Anschuldigungen zu klären.

"Offensichtlich steckt unter der Maske der Wissenschaft die Fratze der Geldgier", sagte Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack. Aktivisten der Umweltorganisation konnten dokumentieren, wie als persönliches Gepäck deklarierte Kartons von dem Walfangschiff "Nisshin Maru" abgeladen wurden. Sie stellten einen davon sicher. Inhalt: 23 Kilogramm gesalzenes Walfleisch. Wert: 3.000 US-Dollar.

Ehemalige Besatzungsmitglieder bestätigten, dass Seeleute der Flotte bis zu 20 solcher Kartons an Land schmuggeln und auf eigene Rechnung verkaufen. So lande das Fleisch geschützter Wale bei Händlern - und schließlich auf den Tischen japanischer Spezialitätenrestaurants.

Das vom japanischen Agrarministerium autorisierte ICR wusste offenbar von den Vorgängen. Der Funktionär Hajime Ishikawa gab zu, Walfleischportionen an Mitglieder der Schiffsbesatzungen zu verschenken. "Für uns ist es normal, während der Reise Walfleisch zu essen", wird er in japanischen Medien zitiert. Ein Kollege räumt ein, dass jedes der 250 Bordmitglieder einige Kilogramm Walfleisch als Gratisbonus erhalte.

Seit 1946 schützt die internationale Walfangkommission (IWC) die Säugetiere vor dem Aussterben. Trotzdem jagt Japan weiter. In dieser Saison hat das Hauptschiff "Nisshin Maru" über 500 Wale zerlegt. Das Land beruft sich auf Artikel 8 des Konventionstextes zur Regulierung des Walfangs. Er gestattet den Fang der Meeressäugetiere zu wissenschaftlichen Zwecken und auch die Vermarktung des dabei anfallenden Fleisches.

"Ein offizieller Verkauf ist erlaubt", bestätigt Greenpeace-Sprecherin Cornelia Deppe-Burghardt. Dieser müsse allerdings über jenes Institut geschehen, das Japans wissenschaftliche Walforschung verantwortet. Das ICR finanziert sich aus dem Verkauf von Walfleisch und Steuermitteln. Nun muss es sich offiziell für die Gepflogenheiten seiner Flotte rechtfertigen.

"Es sollte ein Aufschrei durch die japanische Gesellschaft gehen, der Japans Walfangpolitik umwirft", hofft Deppe-Burghardt. Der Druck ist groß. Auch die letzte IWC-Tagung forderte die Regierung zum Fangstopp auf. Auf die Titelseite von Asahi Shimbun, der zweitgrößten japanischen Zeitung, hat es der Fleischskandal bereits geschafft.

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