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WaldschutzJede zweite Buche krank

Waldzustandserhebung: Wegen des trockenen Sommers 2008 sind Buchen besonders geschädigt, einigen Arten geht es besser als im Vorjahr. Ministerin Aigner forderte einen Klimafonds.

Herbstlicher Buchenwald. Bild: Wolfgang Staudt – Lizenz: CC-BY

BERLIN taz | Die Bäume in deutschen Forsten haben sich im vergangenen Jahr etwas erholt. Das geht aus der Waldzustandserhebung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor, die an diesem Freitag veröffentlicht werden soll. Danach weisen 36 Prozent der Bäume keine sichtbaren Schäden an Blättern oder Nadeln auf. Im Vorjahr waren es nur 31 Prozent. "Der Kronenzustand fast aller Baumarten hat sich verbessert", stellt Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) fest.

Allerdings kann von Entwarnung weiterhin keine Rede sein. Denn mehr als jede vierte Eiche, Kiefer oder Fichte weist ein deutlich gelichtetes Grünkleid auf. Das werten die Experten als Zeichen für eine Schädigung. Der Anteil ist im vergangenen Jahr sogar leicht angestiegen.

Sorge bereitet den Förstern der Buchenbestand. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der geschädigten Buchen drastisch von 30 Prozent auf 50 Prozent erhöht. Die Entwicklung hat eine natürliche Ursache. Der trockene Sommer 2008 hatte dafür gesorgt, dass der Laubbaum 2009 besonders viele Früchte produzierte. Dann reicht die Kraft nicht mehr für einen kräftigen Blattwuchs.

Anderen Baumarten geht es deutlich besser als im Jahr zuvor. Der Anteil kranker Fichten verringerte sich von 30 Prozent auf 26 Prozent, bei Kiefern von 18 Prozent auf 13 Prozent. Auch bei den Eichen geht es aufwärts. Jedoch wird immer noch fast jede zweite als geschädigt eingestuft. Die sogenannte Waldzustandserhebung des Bundes beruht auf einer Stichprobe, für die bundesweit über 10.000 Probebäume begutachtet werden. Hauptursache für die Schäden sind Schadstoffeinträge durch Luft und Regen. Schwefeldioxid und Stickstoffe machen den Bäumen zu schaffen.

"Durch den Klimawandel wird der Schutz und die sinnvolle Nutzung der Wälder immer wichtiger", sagt Aigner. 1,2 Milliarden Tonnen CO2 sind in den deutschen Forsten gebunden. Damit die Forsten auch weiterhin einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, fordert Aigner finanzielle Hilfen für die Waldbesitzer. Ein Teil der Erlöse aus dem Emissionshandel solle für den Aufbau eines Waldklimafonds verwendet werden, verlangt die Ministerin.

Die Erderwärmung stellt die Flora vor ein neues Problem. Es gibt heißere Sommer und längere Dürreperioden. Normalerweise stecken die Bäume einen regenarmen Sommer weg. Mehrere nacheinander könnten das Ökosystem jedoch überfordern. Die übermäßige Fruchtbildung, die bei den Buchen zu beobachten ist, könnte eine Reaktion darauf sein. Darüber hinaus eröffnen die steigenden Temperaturen neuen Schädlingen Lebensräume in hiesigen Wäldern.

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6 Kommentare

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  • K
    Klara

    Frage an Lukas:

    Mit was werden diese ertragsschwachen Flächen aufgeforstet? Wie hoch ist der Schnellwuchsanteil daran und ist der dann Wald und Waldfläche? Danke!

  • AL
    Anna Luehse

    Mal wieder "Waldsterben" angesagt? Für wie bescheuert hält man den Steuerzahler??

     

    Seit 1998 gibt es keine Erderwärmung, LEIDER, seit 2003 wird es ZUNEHMEND KÄLTER. Hochgradige Experten warnen:

     

    " (...) Amerikanische Journalisten beschrieben die Kälte im Osten des Landes als "Vorgeschmack auf die nächste Eiszeit". Frost bis minus 50 Grad und Schnee bis sechs Meter Höhe verwandelten große Teile der Vereinigten Staaten in eine Polarlandschaft. Unter diesen Vorzeichen gewinnt eine Klimastudie des amerikanischen Geheimdienstes CIA höchste Aktualität. Die Verfasser der Studie sehen als Folge schon soziale Unruhen, ein Abwandern aus Notstandsgebieten und politische Krisen. ...

    Die Klimaveränderung, so befürchtet es auch der amerikanische Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling, könne "in eine globale Katastrophe münden", in den bisher härtesten Test für die Zivilisation. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.2.1977) ... "

     

    http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/article5494977

    /Als-die-Eiszeit-drohte.html

     

    @taz: Auf welche Quellen beruft sich Aigner denn bei ihren Erdschmelz-Panikszenarien? IPCC-Pachauri? CIA-WWF? Chicago Climatex? Kritisch-investigativer Journalismus, wo bist Du geblieben? Kritiklos abwegige Propaganda ("Pressemitteilungen") der Politmafia zu paisten, ist's sicher nicht.

  • FS
    Franz Schuhwerk

    Leider kommt auch hier zum Vorschein, was Maren Kolshorn in ihrem hervorragenden Leserbrief (taz vom 23./24. 1. 2010, meine Hochachtung übrigens, dass er abgedruckt wurde!) zu Katharina Rutschky zwischen den Zeilen moniert: wurscht sind die Fakten, Hauptsache, die Gesinnung stimmt!

    Selbst im Waldzustandsbericht steht, dass der Zustand der Buchen auf das Mastjahr 2009 zurückgeht. Alle fünf bis zehn Jahre gibt es bei fast allen Bäumen sog. Mastjahre, Jahre, in denen sie überreich fruchten und wegen dieser einseitigen Investition vegetativ fast kümmern und z. B. auch kaum einen Zuwachs im Holz erzielen. Das ist altbekannt und völlig normal. Es als Anzeichen von Schädigung oder gar Krankheit einzustufen, zeugt von einiger Ignoranz oder eben ideologischer Verbohrtheit.

    Fazit: nicht nur bei Fragen des Waldzustandes und der Berichte darüber sollte die taz-Redaktion sich zunächst wirklich kundig machen, bevor sie dem grünen oder anderem mainstream nachplappert.

  • L
    Lukas

    Seit Jahrzehnten nimmt die Waldfläche in Deutschland

    zu, weil ertragschwache Flächen aufgeforstet werden.

    Bitte einmal diese Zahlen veröffentlichen, bevor die

    nächste Agrarsubvention gestartet wird.

  • L
    Lulu

    kein Wort über das Eschen- und Kastaniensterben, welches erschreckende Ausmaße anzunehmen droht. Zumindest hier in S-H.

  • VB
    Victor Becker

    Es ist also vollkommen normal dass Buchen in einem trockenen Jahr mehr Früchte produzieren und dadurch weniger Laub haben. WIE kann man in diesem Fall dann von einer SCHÄDIGUNG sprechen???