Wahlkreissieger Christian Ströbele (Grüne): "Da ist noch sehr viel drin"
Die Grünen werden künftig unentbehrlich, sagt Christian Ströbele, der den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg zum dritten Mal gewonnen hat.
taz: Herr Ströbele, die Grünen haben in Berlin zugelegt, sind aber viertstärkste Partei geblieben. Ist das Potenzial erschöpft?
Hans-Christian Ströbele: Nein. Sie sehen etwa bei meinem Wahlkreis, dass da noch viel drin ist. Wir werden jedes Mal größer und streiten uns bald um die zweite Position in der Stadt.
Das Ziel, Platz drei zu erreichen, wurde doch verfehlt.
Ja, es gab Umfragen, die uns weiter vorn sahen. Ich glaube, dass der Afghanistankrieg und die jüngste schreckliche Bombardierung dazu beigetragen haben, dass wir die Spitzenvoraussagen nicht erreichten.
Was bedeutet das grüne Ergebnis auf Landesebene?
Das ist ein gutes Signal für die kommenden Abgeordnetenhaus- und Bezirkswahlen. Mit Ergebnissen wie in Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte zeigen die Grünen, dass sie für linke Mehrheiten unentbehrlich sind.
Haben Sie ein wenig Mitleid angesichts des Absturzes der SPD?
Nein. Die SPD hat die verdiente Quittung für ihre schlimme Politik im Sozialen und bei den Bürgerrechten erhalten.
Sie haben Ihren Wahlkreis zum dritten Mal geholt: in einem jungen Bezirk, gegen junge Gegenkandidaten. Sind Sie gegen einen Generationswechsel?
Na hören Sie mal! Gerade die von den Medien - auch der taz - aufgestellte Rechnung, bei der Wahl ginge es nur um Jung gegen Alt, ging nicht auf. Daneben lag auch, der Ströbele werde nur von "Müslis" gewählt. Nein, die Hälfte der Bevölkerung - vor allem junge Leute - hat mich gewählt.
Was ist für die Jungen so attraktiv an Ihnen?
Die sagen, sie wählen mich, weil ihnen mein Wahlkampfplakat gefällt, meine bisherige Arbeit im Parlament und dass ich gegen den Krieg in Afghanistan bin, gegen AKWs und zu linken Positionen stehe. Das freut mich. Ich werde damit im Bundestag gestärkt. INTERVIEW: ROLA
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