Wahlkampf in den USA: Republikaner kämpfen um Hispanics
Die Republikaner wollen auch die Einwanderer aus Lateinamerika für sich gewinnen. Doch mit Donald Trump erweist sich das als fast unmöglich.
Hialeah ap | Berta Delgado sieht sich als Republikanerin, und zwar „100 por ciento“. Ob sie bei der US-Präsidentschaftswahl auch ihre Stimme abgeben wird, ist allerdings ungewiss. Wahrscheinlich werde sie am Wahltag einfach zu Hause im Bett bleiben, sagt sie. In ihrem Viertel im Großraum Miami geht es vielen wie ihr. Ernesto Gil schwärmt zwar von Senator Marco Rubio. Der sei aber auch der einzige Republikaner, den er in diesem Jahr unterstützen werde, sagt er.
Gerade in Staaten wie Florida, in denen es keine klaren Mehrheiten gibt, werben die Wahlkämpfer in diesen Tagen eifrig um Stimmen. Die größte Herausforderung der Konservativen ist dabei eine sehr ungewöhnliche: der eigene Kandidat. Etwa 27 Millionen wahlberechtigte Latinos leben in den USA – in Florida sind es vor allem US-Bürger mit kubanischen Wurzeln. Und Donald Trump hat diese Menschen in den vergangenen Monaten mehrfach bitterböse beleidigt.
Unter den Hispanics würden zum Teil selbst eingefleischte Republikaner lieber Hillary Clinton im Weißen Haus sehen als Trump. Die Demokraten sind sich dessen bewusst. Im Ringen um die Stimmen der größten Minderheit des Landes spielen sie die „Trump“-Karte deswegen so oft sie nur können, vor allem in ihrer Wahlwerbung in spanischsprachigen Medien. Eine Auswertung der Nachrichtenagentur AP ergab, dass der Name des Republikaners hier in etwa 70 Prozent aller TV-Spots der Demokraten auftaucht.
„Wenn man die Worte „Donald Trump“ in einen Werbespot einbaut, schadet das in der Regel den Republikanern“, sagt Juan Cuba, der Vorsitzende der Demokraten im Bezirk Miami-Dade. Die meisten haben nicht vergessen, was der Milliardär alles angekündigt und gesagt hat: Dass er als Präsident alle Einwanderer, die illegal im Land seien, sofort abschieben werde. Oder dass er entlang der Grenze zu Mexiko eine riesige Mauer bauen lassen werde, um neue Einwanderer fernzuhalten.
Republikaner distanziert sich von Trump
Die Strategie der Demokraten zeigt sich im ganzen Land: Im südwestlichen Staat Nevada, in dem gut ein Viertel der Bevölkerung hispanisch ist, rückt Catherine Cortez Masto im Rennen um einen Senatsposten ihren republikanischen Rivalen Joe Heck gezielt in die Nähe des Präsidentschaftskandidaten – in ihren spanischsprachigen TV-Spots geht es stets um „Heck y Trump“.
In Florida haben Anhänger der Demokraten dem örtlichen republikanischen Abgeordneten Carlos Trujillo den Spitznamen „Trumpillo“ verpasst. In einem von Hispanics geprägten Wahlkreis in Texas hat der Republikaner Will Hurd vorgebeugt und sich in TV-Spots offen von Trump distanziert.
Nach der Veröffentlichung des Videos, in dem Trump mit sexuellen Übergriffen auf Frauen prahlt, ging in Nevada auch Heck auf Distanz. Doch Cortez Masto kritisierte, dass die Verurteilung nicht klar genug gewesen und vor allem viel zu spät gekommen sei. Warum sei es akzeptabel gewesen, fragt sie, dass Trump in einer Wahlkampfrede im Juni 2015 Einwanderer aus Mexiko pauschal als Vergewaltiger und als Kriminelle bezeichnet habe?
Im Jahr 2004 hatten 44 Prozent der Latinos George W. Bush gewählt. Als Mitt Romney 2012 gegen Barack Obama antrat, stimmten nur noch 27 Prozent für die Republikaner. „Es steht außer Frage, dass die Republikaner beim Versuch, eine Bindung zu den Latinos herzustellen, kläglich gescheitert sind“, sagt Daniel Garza, Leiter der konservativen „Libre Initiative“, die von den Milliardären Charles und David Koch finanziert wird. Indirekt räumt Garza ein, dass dies auch mit Trump zu tun habe: „Persönlichkeiten spielen eine wichtige Rolle. Es ist schwierig.“
Forbes-Liste hält sich zurück
Die Koch-Brüder, die nach der Forbes-Liste beide zu den zehn reichsten Menschen der Welt zählen, sind eigentlich dafür bekannt, sich zugunsten der Republikaner massiv in die Politik einzumischen. Im laufenden Wahlkampf aber haben weder die „Libre Initiative“ noch andere der von den zwei Unternehmern gesteuerten Interessensgruppen, wie etwa „Americans for Prosperity“, eine offizielle Empfehlung für einen der Kandidaten ausgesprochen.
Mit insgesamt 165 Angestellten ist das Netzwerk der politischen Organisationen der Koch-Brüder in Florida so stark wie nirgendwo sonst in den USA. Als örtlicher Vertreter von „Americans for Prosperity“ geht Jairo Rivera im Großraum Miami von Tür zu Tür. Er sucht in der Vorstadt Hialeah das Gespräch mit Latinos, die als Anhänger der Republikaner bekannt sind.
Bei seinen Runden durch die Viertel hat Rivera derzeit große Mühen. Er will die konservativ eingestellten Hispanics dazu bewegen, trotz allem ihre Stimme abzugeben – und zwar nicht für die Demokraten. Doch die Mehrheit von ihnen macht auch in Anwesenheit eines AP-Reporters keinen Hehl aus ihrer Ablehnung gegenüber Trump. Auch nicht Ernesto Gil: Der will bei der Senatswahl für den Republikaner Rubio stimmen, bei der Präsidentschaftswahl aber für Clinton. Der Teufel, den man kenne, sagt er, sei besser als der Teufel, den man nicht kenne.