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Wahlen in Costa RicaStimmenjagd mit Unterwäsche

Vor den Präsidentschaftswahlen am Sonntag nimmt der Wahlkampf bizarre Züge an. Einer der Kandidaten preist sich als "kleistes Übel" an. Ein anderer setzt auf Unterwäsche.

Otto Guevara, Kandidat des rechten Lagers, verspricht mehr Sicherheit. Bild: screenshot: ottoguevara2010.com

Das Angebot ist nicht gerade attraktiv: Bei der Präsidentschaftswahl in Costa Rica am kommenden Sonntag preist sich der Kandidat einer der beiden Traditionsparteien als "das kleinste Übel" an. Die Kandidatin der anderen Partei verspricht nur mehr vom selben. Und der politische Aufsteiger, ein rechter Mann für Gesetz und Ordnung, lässt in seinen Fernsehsports Jugendliche in Unterwäsche auftreten. Diese behaupten dann, sie gingen so auf die Straße, damit sie nicht überfallen würden. Costa Rica, einst gepriesene Musterdemokratie und Hort der Stabilität in Zentralamerika, nähert sich dem Niveau der Nachbarstaaten.

Dass sich Politiker in Costa Rica genauso schmieren lassen wie die der Nachbarländer, wissen die 2,8 Millionen Wähler schon lange. Expräsident Rafael Ángel Calderón (1990 bis 1994) wurde schon wegen Korruption verurteilt, Expräsident Miguel Ángel Rodríguez (1998 bis 2002) wartet auf seinen Prozess. Beide sind von der konservativen Christsozialen Einheitspartei (PUSC), die sich über Jahrzehnte mit der sozialdemokratischen Nationalen Befreiungspartei (PLN) an der Macht abgewechselt hat.

PUSC-Kandidat Luis Fishman wirbt damit, dass er "das kleinste Übel" sei. Chancen hat er kaum. Umfragen sehen ihn bei weniger als zehn Prozent der Stimmen. Favoritin ist die 50-jährige Laura Chinchilla, Kandidatin der PLN und Vizepräsidentin unter dem früheren Friedensnobelpreisträger Oscar Arias, der seine zweite Amtszeit ziemlich unauffällig abgesessen hat.

Einzig eine Volksabstimmung über den Beitritt Costa Ricas zu einem Freihandelsabkommen zwischen Zentralamerika und den USA hatte 2007 für Aufregung gesorgt. Arias wollte beitreten und gewann das Referendum. Chinchilla verspricht, diese neoliberale Politik fortzusetzen. Umfragen geben ihr knapp über 40 Prozent. Das reicht, um im ersten Wahlgang direkt gewählt zu sein. Nur wenn kein Kandidat über die 40-Prozent-Marke kommt, ist eine Stichwahl fällig.

Allenfalls Otto Guevara, 48, Rechtsanwalt und Jura-Professor, könnte ihr noch gefährlich werden. Der Mann mit den Jugendlichen in Unterwäsche ist Gründer der rechten "Libertären Bewegung" (ML) und kommt in Umfragen auf rund 30 Prozent. Er hat als Einziger ein Programm: Dollarisierung der Wirtschaft, Privatisierung von Staatsmonopolen und eine harte Hand gegen die wachsende Kriminalität.

Vor allem mit der Verbrechensbekämpfung wirbt Guevara, und das kommt bei jungen Wählern an. Tatsächlich ist die Zahl der Morde in Costa Rica im vergangenen Jahr von 7,5 auf 10 pro 100.000 Einwohner gestiegen - satte 33 Prozent. Costa Rica nähert sich auch auf diesem Gebiet seinem nördlichen Nachbarn Nicaragua (13 Morde pro 100.000 Einwohner im Jahr). Von El Salvador, Guatemala und Honduras (jeweils über 50) aber ist es noch weit entfernt.

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2 Kommentare

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  • T
    Tania

    Warum wird immer noch so getan, als seien nur in Suedamerika die Bananenrepubliken. Als wenn es bei uns interlektueller im Wahlkampf zugeht. Politiker wie Öttinger und Westerwelle sind auch schon internationale Lachnummern. Von der Korruption und Schmiergeldern bei uns ganz zu schweigen. Die Menschen in Suedamerika sind mir da noch sympatischer, da das Volk wenigstens weiß, das es so ist und auch dagegen ankämpfen soweit es geht. Durch die extremen Machtunterschiede (Arm - Reich) ist es dort nur wesentlich schwieriger an den bestehenden Machtverhältnissen etwas zu ändern. Bitte nicht immer so überheblich und abwertend schreiben, die ganze Bevölkerung wird damit beleidigt, obwohl ich Menschen in Suedamerika als politisch engagiert und kritisch erlebt habe, mehr als bei uns.

  • PB
    Petra Bill

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    Das ist aber ein schlampig recherchierter Artikel. Ein paar Werbespots und Statistiken reichen um Costa Rica komplett zu diskreditieren. Vergessen werden dabei mehrere Massendemonstrationen in den vergangenen gegen Verstaatlichung und ein erfolgreicher Kampf gegen die Ausbeutung der Ölvorkommen im Atlantik. Die Beispiele könnten fortgesetzt werden: ein einziger Besuch, ein paar Gespräche mit den Menschen im Lande wären vielleicht auch hilfreich, um etwas differenzierter zu urteilen.