Wahl vorbei, Verhandlungen beginnen: Spaß bei der Kartoffelsuppe
SPD und Grüne treffen sich zu ihrer ersten Sondierung im Roten Rathaus und geben sich danach sehr entspannt. Das Wort "A 100" nimmt keiner in den Mund.
Um 14.01 Uhr ist es so weit. Die erste Sondierungsrunde zwischen SPD und Grünen ist zu Ende, und Klaus Wowereit und Renate Künast treten vor die Presse. Von einer "sehr konstruktiven Atmosphäre" spricht der Regierende. Renate Künast verrät, dass es eine "Schale Kartoffelsuppe" gegeben habe. Alles andere bleibt ein Geheimnis. "Ich habe gelernt, dass das Wichtigste an Sondierungen ist, dass sie intern bleiben", sagt Künast und deutet das auch als Beweis für die Verlässlichkeit der Grünen in einer möglichen Koalition.
Um 10 Uhr waren die Vertreter von SPD und Grünen im Roten Rathaus zusammengekommen. Die Sozialdemokraten vertraten Klaus Wowereit, Landes- und Fraktionschef Michael Müller, die stellvertretenden Landesvorsitzenden Mark Rackles und Iris Spranger sowie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dilek Kolat. Die Grünen schickten Künast, die beiden Landeschefs Bettina Jarasch und Daniel Wesener sowie die Fraktionsvorsitzenden Ramona Pop und Volker Ratzmann ins Rennen. Zwei Stunden waren für den Schnupperkurs anberaumt, am Ende dauerte es doppelt so lang.
Wowereit - seine am Wahlabend verrutschte Frisur stimmt wieder - ist sichtlich entspannt. Die Dauer des Gesprächs erklärt er damit, dass man alle Politikfelder angesprochen habe, auch die strittigen. Eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen. Das Wort A 100 erwähnen weder er noch Künast. Vielmehr ist "von Infrastrukturthemen" die Rede.
Wie schwer eine Einigung darüber wird, will Künast nicht sagen. Sie betont allerdings, dass eine interne Beratung nicht automatisch "eine Rücknahme von Aussagen bedeuten muss". Noch vor der Wahl hatte Grünen-Fraktionschef Ratzmann gesagt: "Es wird keine grüne Unterschrift unter einem Koalitionsvertrag geben, in dem steht, dass die Regierung die A 100 weiterbaut."
Dass die Grünen bereits bei der ersten Sondierung bei der A 100 nachgeben, war nicht zu erwarten. Immerhin muss ein grüner Parteitag der möglichen Aufnahme von Koalitionsverhandlungen zustimmen. Bis dahin - der Parteitag ist für den 30. September anberaumt - wird man sich höchstens auf einen Formelkompromiss einigen, der beide Seiten das Gesicht wahren lässt. Am Mittwoch steht ohnehin das von Künast ins Spiel gebrachte "deuten" im Vordergrund. Was hat es zu bedeuten, dass anstelle der angekündigten Landesvorsitzenden die Spitzenkandidaten vor die Kameras treten? Was, dass gleich der ganze Verhandlungstross dabei ist und die Fotografen ein Gruppenfoto schießen dürfen?
Zumindest an diesem Level wird sich die Sondierung mit der CDU messen lassen. Mit Frank Henkel und Co. trifft sich die SPD am heutigen Donnerstag. Mal sehen, ob das Sondieren da auch "Spaß macht", wie die Grüne Ramona Pop am Dienstag meinte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Getöteter General in Moskau
Der Menschheit ein Wohlgefallen?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Bombenattentat in Moskau
Anschlag mit Sprengkraft
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf