: Wahl unter Druck?
■ CDU-Abgeordnete beschwerten sich
Für Unruhe in der Niedersachsen-CDU haben Berichte über eine angebliche Beeinflussung der Wahl des neuen Fraktionchefs im Landtag, Christian Wulff, gesorgt. Eine gesteuerte Einflußnahme und Einschüchterungen zu seinen Gunsten habe es nicht gegeben, betonte Wulff am Donnerstag in Hannover auf Anfrage. Er bezeichnete entsprechende Berichte als „Gerüchte“, die jeder Grundlage entbehrten. Die Kampfabstimmung am vergangenen Dienstag zwischen ihm und dem bisherigen CDU-Fraktionschef Jürgen Gansäuer sei eine geheime Wahl gewesen.
Mehrere Abgeordnete, die aber ungenannt bleiben wollen, hatten bereits unmittelbar nach der Wahl von „massivem Druck“ gesprochen. In einigen Fällen hätten die Parlamentarier in Kreistagsfraktionen oder –vorständen sagen müssen, wen sie wählen wollten. Nachdem Bundeskanzler Helmut Kohl sich öffentlich für Wulff als neuen Fraktionschef ausgesprochen hatte, seien auch Mitglieder der Bonner Parteiführung aktiv geworden.
Nach einem Bericht der hannoverschen „Neuen Presse“ sollen Ex-Bundesinnenminister Rudolf Seiters und Mitglieder der Jungen Union auf Abgeordnete gezielt Druck ausgeübt haben. Ein Fraktionsmitglied sei folgendermaßen gewarnt worden: „Damit setzt du deine Karriere aufs Spiel.“ Aus anderen Parteikreisen hieß es am Donnerstag, Anhänger Gansäuers hätten ebenso versucht, Abgeordnete auf den bisherigen Führer der CDU-Opposition einzuschwören.
Gansäuer betonte auf Anfrage, die Wahl sei entschieden. Er werde sich nicht an einer Diskussion über die mögliche Einflußnahmen beteiligen. Er selbst habe jedenfalls nicht interveniert. Auch Wulff unterstrich, er habe nicht auf Abgeordnete eingewirkt. dpa
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