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Wahl in Sachsen-AnhaltRot-Schwarz kann weitermachen

In Sachsen-Anhalt bleibt die CDU stärkste Kraft und könnte mit der SPD weiterregieren. Doch die will alles offenhalten und hat eine Idee, wie sie die Regierung führen könnte.

CDU-Spitzenkandidat Reiner Hasseloff gönnt sich ein Bier im Landtag, weil seine Partei stärkste Kraft in Sachsen-Anhalt geblieben ist. Bild: dpa

BERLIN taz | Die in Sachsen-Anhalt regierende CDU-SPD-Koalition kann weitermachen. Darauf setzte auch der CDU-Spitzenkandidat Reiner Haseloff am Abend der Landtagswahl: Die "Koalition der Vernunft" habe sich bewährt, sagte Haseloff. Er glaube, dass der derzeitige Finanzminister Jens Bullerjahn von der SPD Wort halte und weiter mit der CDU regiere. Doch die Parteien brachten auch Rot-Rot und Rot-Rot-Grün als Alternativen ins Spiel.

Die CDU kommt auf knapp 33 Prozent. Bei der Wahl 2006 hatte sie 36,2 Prozent erreicht. Die Linke (2006: 24,1) bleibt knapp unter 24 Prozent, die SPD (2006: 21,4) dahinter auf 21,5 Prozent. Die Grünen (2006: 3,6) schaffen es diesmal mit über sechs Prozent ins Parlament. Sie waren dort seit 1998 nicht mehr vertreten. Die FDP (2006: 6,7) lag unter vier Prozent. Die NPD hat den Einzug in das Parlament wahrscheinlich verpasst. Sie blieb unter fünf Prozent.

SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn hielt sich am Wahlabend ein Bündnis mit der Linken offen: "Es wird keinen Ministerpräsident von der Linken geben. Alles Weitere: Schauen wir mal." Bullerjahn hatte im Wahlkampf eine rot-rote Koalition als Juniorpartner abgelehnt.

WAHLERGEBNIS

Landtagswahl Sachsen-Anhalt 2011 (2006):

CDU: 32,5 (36,2) Prozent

Linke: 23,6 (21,4) Prozent

SPD: 21,5 (24,1) Prozent

Grüne: 7,1 (3,6) Prozent

NPD. 4,6 (-) Prozent

FDP: 3,8 (6,7) Prozent

Andere: 6,9 (8,0) Prozent

Quelle: Infratest/dimap, ARD, 23.12 Uhr

In der Bundes-SPD wurden allerdings auch Überlegungen angestellt, wie man als dritte Kraft im Landtag noch den Ministerpräsidenten stellen kann. Eine Variante wäre: Die Landes-SPD bildet eine Zählgemeinschaft mit den Grünen - und ist damit stimmenmäßig stärker als die Fraktion der Linken. So könnte es mit einem Trick zu einer rot-rot-grünen Koalition unter Jens Bullerjahn kommen.

Der Parteilinke Björn Böhning will diese Variante nicht ausschließen: "Wir sollten uns alle Optionen offenhalten", sagte er der taz. "Wenn es möglich ist, den Ministerpräsidenten in Sachsen-Anhalt zu stellen, dann sollten wir entsprechend auch in ernsthafte Gespräche eintreten."

Die Linke hält nichts von solchen Planspielen. Der Kovorsitzende Klaus Ernst forderte die SPD auf, eine Koalition unter dem Spitzenkandidaten der Linken, Wulf Gallert, einzugehen. "Die SPD muss sich entscheiden, ob sie ihr Programm ernst nehmt. Das geht nur mit der Linken", sagte Ernst.

Die Grünen ziehen zum ersten Mal seit 13 Jahren in den Landtag ein. Die Ökopartei ist im Land kaum verwurzelt und hoffte, von der Debatte über den Ausstieg aus der Atomenergie auch in Sachsen-Anhalt zu profitieren.

FDP-Chef Guido Westerwelle gestand das Ausscheiden seiner Partei aus dem Landtag ein und erklärte: "Wir werden diese Wahlniederlage gemeinsam tragen."

Nach ersten Berechnungen stimmten deutlich mehr Bürger ab als 2006. Damals lag die Wahlbeteiligung bei 44,4 Prozent - so niedrig wie nie zuvor bei einer Landtagswahl in der Bundesrepublik. Nach ersten Prognosen lag sie diesmal bei über 50 Prozent. Rund zwei Millionen Sachsen-Anhalter waren bis zur Schließung der Wahllokale um 18 Uhr aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. (mit dpa)

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17 Kommentare

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  • R
    Rotwild

    @Leo

    aus sicht vieler wählerInnen leider ja. hauptsache "sozial" und so. über die "ausländerfreundlichkeit" der Linken kann da beim kreuzchen machen schon mal großzügig hinweggesehen werden.

     

    s.-anhalt hat, wie so viele "neue" bundesländer, ein überalterungsproblem. viele junge leute, die mit der ddr nix mehr anfangen können, ziehen, oft aus wirtschaftlichen gründen, weg. wer leugnet, dass nicht ein gewisser autoritärer geist bei den zurückbleibenden überleben konnte, redet schön.

  • L
    Leo

    Och nee Rotwild, so einfach ist das also?

  • L
    Leo

    @ von braunen Bremsstreifen

     

    es ist goldig... zum Glück haben Nazis ja nur in "diesem Land" ihre Anhänger... das kann Ihnen in "Ihrem Land" wohl nicht passieren. Also: schön einfach machen und immer auf die anderen schieben.

     

    ach.. und Thomas, vielleicht ist ja auch manchmal dieser unsägliche Beißreflex von echten Demokraten wie Ihnen ein Grund dafür...

  • AW
    Alibaba Wunderbar

    @Thomas

     

    Mit "Nachfolgepartei der SED" meinen Sie vermutlich die ehemalige DDR-Blockpartei CDU?

     

    Es verwundert auch mich immer wieder, dass so viele Menschen eine christliche Partei wählen, die gegen einen gesetzlichen Mindestlohn und gegen eine Vermögensteuer für die schwerreichen Multimilliardäre ist, aber für die Einschränkung der Rechte von Demonstranten und Bürgern.

  • R
    Rotwild

    @braune Bremsstreifen

     

    "(...) aber es gibt immerhin satte 4,5% in diesem Land, welche eine kackbraune Unterhose anhaben."

     

    und es gäbe noch viel, viel höhere prozentpunkte, wenn es dieLinke nicht gäbe! "kackbraun" liegt im osten deutschlands nämlich ganz oft ganz nah bei "blutrot". eklig, aber wahr.

  • BB
    Birke Bull

    @Thomas: Ich bin ein erstaunt: Wer nach 20 Jahren immer noch mit derart versimpelten Welt- bzw. Parteienbildern (SED-Nachfolge) daher kommt, der hat in der Tat ein paar Jahre Entwicklung und Veränderung verpeilt. Man kann sich mit den Vorstellungen der LINKEN in der Tat sehr kontrovers auseinandersetzen (ich bin eine davon), aber mit solchen platten Dingern - da braucht es schon eine ganz erquickliche Menge an Ignoranz oder Verschlafenheit oder was auch immer. Vorurteile ersetzen nun wahrlich keinen politischen Sachverstand. Obwohl es auch dafür Gründe geben mag.

  • K
    krake

    Schade Thomas, dass du so eine abgedroschene Meinung hast. Für die Zukunft wirst du dich dran gewöhnen müssen, Links wird immer stärker.

  • M
    Mario

    @thomas Wieso lesen Leute wie du eigntlich die taz? :D

    schau dich doch mal auf bild.de um ;)

     

    SPD und Linke haben eine deutlich höhere programmatische Übereinstimmung als SPD und CDU und sollten deshalb auch zusammen regieren!

  • U
    Uwe

    Es ist unerklärlich, wieso Parteien eine Mehrheit bekommen, die ihr Wahlvolk an der Nase herumführen.

    CDU, FDP oder SPD regieren gegen die Menschen im Land und sie werden auch immer noch gewählt.

    Wieviel Dummheit ist da am werk ??

  • W
    Wilhelm

    Geringe Wahlbeteiligung: Die Herren und Damen Politiker schaffen es nicht, die Bürger zu animieren. Liegt jedoch weniger an ihnen, als an der mehr und mehr um sich greifenden Langeweile. Man geht nicht aus dem Haus, bloß um eines Stücks Papier wegen, auf das es ein kleines Kreuz zu machen gilt.

  • W
    Weinberg

    Heute haben in Sachsen-Anhalt die Möwenpigs ihre Quittung bekommen - und das ist gut so!

  • H
    hann0s

    Hört doch einfach auf, die SPD als links zu verorten. Das hat doch wirklich nix mehr mit der realität zu tun

  • J
    Jupp

    Die NPD hat den Wahlkampf offenbar auf Pump finanziert und wollte sich nach dem Einzug mit Stuergeldern sanieren. Hoffen wir, dass die Prognosen zutreffen, dann sind die Faschisten erst mal weg von Fenster. Für mich ist das Abschneiden der NPD das wichtigste Thema des heutigen Wahltages. Die anderen Parteien interessieren mich nicht. Politik ist doch nur Theater.

  • T
    Thomas

    Einfach unglaublich das soviele Leute die Nachfolgepartei der SED gewählt haben!

  • C
    Claus

    So siegt man sich selbst um die Macht.

     

    Wulf Gellert wird in die Tischkante beißen, dass nicht zwei Prozent der Wähler lieber die SPD statt der Linken gewählt haben - dann käme er jetzt nämlich in die Regierung.

  • B
    Berater

    So wie es aussieht, gibt es dort nicht viele Menschen im Hotelgewerbe. Das lässt einen hoffen. Das was sich die FDP sozialpolitisch erlaubt hat, muss sich ja irgendwo bermerkbar machen.

  • BB
    braune Bremsstreifen

    Was für Menschen sind das eigentlich,

    welche ernsthaft die NPD im Landtag haben wollen?

     

    Dass die NPD nicht in den Landtag einzieht ist ja schön und gut, aber es gibt immerhin satte 4,5% in diesem Land, welche eine kackbraune Unterhose anhaben.