Wahl des MDR-Intendanten: Das Gesicht des Schwarzfunks
Mit Bernd Hilder würde der Lieblingskandidat der sächsischen Staatskanzlei an die Spitze des MDR rücken. Ein Mann, der weiß, was er will.
BERLIN taz | Journalisten und Medienpolitiker in Dresden hat es nicht überrascht, dass der bisherige Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung, Bernd Hilder, zum Topkandidaten für die Wahl des MDR-Intendanten bestimmt wurde.
Der MDR wird seinen Ruf als "Schwarzfunk" nicht los, Hilder gilt als Favorit der CDU-geführten Sächsischen Staatskanzlei und steht wiederum im Ruf, die SPD bereits für eine linksextremistische Partei zu halten. Andererseits staunten jüngst Leipziger Wissenschaftler, sogar in der LVZ einen Beitrag über ihr Buch zu finden, das die Extremismustheorie zerpflückt.
Der ausgebuffte Hilder weiß, biblisch gesprochen, sehr genau, was des Kaisers ist und was dem Gott der Pressefreiheit zu geben ist. Immerhin ist er seit 2010 auch Sprecher des Deutschen Presserates und zahlt bei keiner Partei Mitgliedsbeiträge. Man begegnet einem Macher, dem viele zutrauen, den Augiasstall MDR auszumisten.
An journalistischer Erfahrung und Weltläufigkeit bringt Bernd Hilder mehr mit, als der stets etwas hausbacken wirkende MDR eigentlich erfordert. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg arbeitete der heute 52-Jährige zunächst als freier Journalist und dann als Moderator und Kommentator beim Sender Freies Berlin.
1989 ging er als Hörfunk-Korrespondent der ARD nach Washington, 1990 für fünf Jahre nach Mexiko als Lateinamerika-Korrespondent. Danach wechselte er in den Printbereich zu Zeitungen des Madsack-Imperiums. Bevor er im November 2003 Hartwig Hochstein als Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung ablöste, hatte er diesen Posten bereits bei den Schaumburger Nachrichten und dem Göttinger Tageblatt inne.
Fremdes Terrain würde Hilder beim MDR nicht betreten. Im Zuge verstärkter Kooperationen von Print- und elektronischen Medien liefert der Sender seit Anfang 2010 Beiträge für LVZ Online. Die Moderatorenrolle, die Hilder bei den Leipziger Gewandhaus-Gesprächen oder beim Deutschlandfunk innehat, würde zur Lösung der MDR-Probleme aber nicht ausreichen. Auch die an vielen Leitartikeln erkennbare erzkonservative Gesinnung nicht.
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