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Wahl des BundespräsidentenFrau Genc und Herr Gauck

Der neue Bundespräsident Joachim Gauck will Menschen mit der Politik zusammenführen. Mevlüde Genc macht vor, wie Versöhnung funktioniert.

Mevlüde Genc hofft, dass Joachim Gauck keine Unterschiede zwischen den Menschen macht. Bild: dpa

BERLIN taz | Als Joachim Gauck seine Dankesrede beginnt, sitzt Mevlüde Genc im Plenum des Bundestages. Sie versucht, zu fühlen, was das neue Staatsoberhaupt sagt. Denn die 69-Jährige versteht nur wenige Worte der Rede. Und niemand ist gerade in der Nähe, der ihr den Text übersetzen könnte.

Aber sie hat Gauck in den vergangenen zwei Tagen mehrfach getroffen. In der Fraktionssitzung der Union. Am Eingang des Reichstagsgebäudes. Im Plenarsaal. Sie hat gehört, dass er seine Zuhörer zum Lachen bringen kann. Und deshalb mag sie, was er sagt.

Seit Sonntag, kurz vor halb drei, ist Joachim Gauck ganz offiziell gewählt. 991 Stimmen hat er bekommen. Auch die von Mevlüde Genc, der Wahlfrau der CDU. Gauck ist nun der Nachfolger von Christian Wulff. Er steht vor der Aufgabe, die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung nach den zahlreichen politischen Affären seines Vorgängers wieder zu verkleinern. Er muss versöhnen. Und auf Menschen treffen, die ihm versöhnlich gegenüberstehen. Herr Gauck braucht Menschen wie Frau Genc.

Der CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen hat sie aufgestellt, um ein Zeichen zu setzen für die Belange der Migrantinnen und Migranten. Bei dem Brandanschlag in Solingen 1993 hat Mevlüde Genc zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Rechtsradikale hatten ihr Haus angezündet. Das Ereignis liegt nun schon 19 Jahre zurück. Und doch kann es niemand in Deutschland vergessen.

Die Mörder sieht sie als Einzeltäter

Genc musste alles als Betroffene erleben. Sie hätte allen Grund, Deutschland zu hassen. Aber das tut sie nicht. Stattdessen hat sie nach der Tat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und begonnen, sich gegen Fremdenfeindlichkeit zu engagieren. Die Mörder ihrer Kinder sieht sie als Einzeltäter: „Das trenne ich von meinem Deutschlandbild“, sagt Genc. Sie bekam das Bundesverdienstkreuz. Und an diesem Sonntag wählt sie mit ihrer Stimme Joachim Gauck zum Bundespräsidenten.

Die Arbeit als Delegierte beginnt für sie am Samstagnachmittag. Vom Hotel in Berlin-Mitte wird sie zum Reichstagsgebäude gebracht, dort trifft sie mit ihrem Mann auf CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. „Toll, dass Sie da sind“, sagt Gröhe. Der CDU-Politiker Bülent Arslan begleitet Genc, übersetzt für sie die Worte Gröhes.

Am Fahrstuhl im Reichstagsgebäude trifft sie zufällig auf Joachim Gauck - sie sieht ihn zum ersten Mal. Der kommt auf sie zu, gibt ihr die Hand. Erst als er direkt vor ihr steht, erkennt sie ihn, erzählt sie später. „Ich habe kein großes politisches Wissen“, sagt sie, „ich kannte Gauck bisher noch gar nicht.“

Dann sitzt sie im Konrad-Adenauer-Haus beim Empfang der Union an einem Tisch neben der Bühne und hört Angela Merkels Rede zu. Genc hat an ihr Oberteil den weißen Delegiertenausweis mit der Aufschrift „15. Bundesversammlung“ geheftet. Auf der Bühne redet Merkel von den Verdiensten des Exbundespräsident Christian Wulff und holt die Spitzenkandidaten für die kommenden Landtagswahlen zu sich. Ein bisschen Wahlkampf muss sein, auch vor einer überparteilichen Wahl.

Streit um die Sitzordnung

Als das Pflichtprogramm beendet ist, steuert die Kanzlerin auf Genc zu, fragt, wie es geht. Sie könne leider nicht so gut Deutsch, „aber meine Kinder und Enkel können alle die Sprache sprechen“, sagt Genc. „Na, dann haben Sie doch alles Wichtige für Ihre Kinder und Enkel getan“, freut sich Merkel. Die Fotoapparate klicken.

Es rührt sie, erzählt Genc am Rande der Bundesversammlung, dass so viele Menschen auf sie zukommen. So sei das auch an Jahrestagen des Brandanschlags. „Es gibt mehr Beileidsbekundungen von Deutschen als von Türken“, sagt sie. „Das finde ich schön.“

Vor der Bundesversammlung gab es einen Streit um die Sitzordnung im Plenarsaal - es ging um die Platzierung von Genc und den drei Wahlmännern der NPD. Die Union wollte auf keinen Fall, dass die Rechtsextremen in Genc Nähe sitzen. Doch auch die anderen Fraktionen wollten die NPDler nicht um sich haben. Die Situation schien verfahren. Gelöst wurde das Problem, indem Mevlüde Genc einen der besten Plätze bekam, einen Sitz in Reihe fünf. Nur eine Reihe hinter Generalsekretär Gröhe. Schön weit vorne. Doch auch so weit vorne, dass kein Übersetzer in ihrer Nähe sitzen konnte.

Hat sie an die NPDler gedacht, die sich im selben Raum befanden? Nein, sagt sie, und fügt hinzu: „Ich wünsche mir, dass Allah sie auf den richtigen Weg bringt.“

Wulff war der erste Präsident, der ihre Sorgen wahrnahm

Mevlüde Genc gibt sich an diesem Sonntag versöhnlich - selbst gegenüber denen, die sie wahrscheinlich am liebsten nicht in diesem Land sehen würden. Wenn Joachim Gauck das Volk wieder an die Politik heranführen, dann kann er sich auf Bürgerinnen wie Mevlüde Genc verlassen. Sie machen vor, wie es geht.

Das ist nicht selbstverständlich, denn wenn sein Vorgänger Christian Wulff sich Verdienste erworben hat, dann durch sein Engagement für die Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Für sie war Wulff der erste Präsident, der ihre Nöte und Sorgen wahrnimmt.

Genc sagt über Wulff: „Wir haben ihn besonders respektiert wegen seiner Zuneigung zu den Migranten.“ Viele Verbände der Migrantinnen und Migranten fürchteten, dass nach Wulff das Thema Integration wieder an Bedeutung verliert.

Kann Gauck für sie überhaupt an die Leistung Wulffs herankommen? „Ich will, dass Gauck von allen respektiert wird“, sagt Mevlüde Genc. Dann formuliert sie eine Erwartung: „Ich wünsche mir, dass der neue Bundespräsident keine Unterschiede zwischen den Menschen macht.“ Schließlich fügt sie noch ein türkisches Sprichwort hinzu: „Er soll für jede Wunde eine Salbe haben.“

Als Gauck am Sonntagnachmittag im Plenum vor das Mikrofon tritt um seine erste Rede zu halten, greift er diesen Gedanken auf. Er richte sich an „Menschen die schon lange und erst kurz in diesem Land leben“, sagt der neue Präsident. Er wolle die Bevölkerung „mit der Politik zusammenführen“.

Zum Abschluss der Bundesversammlung spielt ein Blasorchester die deutsche Nationalhymne. Mevlüde Genc steht auf und reiht sich ein in die singenden Delegierten. Sie versteht auch diesen Text nicht ganz. Aber sie hat wieder ein Gefühl. Aus ihrer Sicht ist dieser Tag ein guter Beginn für die Präsidentschaft von Joachim Gauck.

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36 Kommentare

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  • A
    AntiFunt

    Tapferer commandante,

     

    welchen Teil von "seit 19 Jahren in einem Land leben, ohne die Sprache zu erlernen" haben Sie nicht verstanden? Wohl dem, der 19 Jahre Urlaub machen kann.

     

    Und die erwähnten Mallorca-Deutschen halte ich für genauso saudumm, habe es aber nicht erwähnt, da diese ja schon im Artikel eine so zentrale Rolle spielten. Ne, pardon, um die gings diesmal gar nicht.

     

    Am Rande bemerkt: Lesen Sie doch mal nach, was die Begründer und Vorkämpfer des Kommunismus von Leuten dachten, die zecken-gleich von anderer Leute Arbeit lebten. Oder was man später in Russland mit jenen machte.

     

    Mit bolschewistischem Gruß,

    AntiFunt

  • EC
    El Commandante

    Hallo taz, Hallo Gazi, Edith Müller, horst, Unbequemer und Nassauer (an dich einen besonderen "Kameraden-Gruß" mein Lieber) na Leute wie schön ist es doch als Deutsche, die sich genau so wenig im Ausland auf ihren Reisen (z.B. nach Thailand) die Sprache des jeweiligen Landes beherrschen, geschweige denn die weltweite Sprache Englisch sprechen können über Minderheiten im eigenen Garten auszutoben, wa!!! Einfach göttlich! Vor allem wenn man vorm Rechner sitzt und nichts zu befürchten hat,SUPERB! Und noch was, wenn jemand euere Kinder tötet und ihr euch für Völkerverständigung einsetzt, ist es also kein Grund für Lob, na wo kämen wir denn da hin do? Zeigt mir doch mal bitte einen Berg-Bayer, der versändliches Hochdeutsch spricht und sich somit mit dem Großteil der Bevölkerung Deutschlands verständigen kann, na na: Ach stimmt ja der braucht des gar net, weil der eh kaum aus seinem Umfeld rauskommt und warum? Genau, weil ja auch keiner von euch zu ihm kommt und ihm die Hand reicht!

     

    Ihr seid einfach nur armselig mit euerer seit Generationen weitergegebenen "wir sind doch das eigentliche Opfer"-Masche! Ab in die Schule mit euch, damit ihr da vielleicht was lernt. Ach stimmt ja wie auch wenn man Horst oder Edith heißt und ebenfalls schon über fünfzig ist?!

     

    Oder was ist mit den Deutschen, die auf Malle leben seit Jahrzehnten und kein Wort Spanisch sprechen? Mein Fehler das sind ja alles dem christlich-abendländischen Kulturkeis Angehörige, ja ja...

     

    Mit sozialistischem Zecken-Gruß

     

    Euer El Commandante

  • J
    Jeremias

    19.03.2012 10:41 Uhr

    von Frida:

     

    Mohammedaner fordern immerzu Respekt.

     

    Respekt hätte ich, wenn Frau Genc zumindest soviel deutsch könnte, wie auf der Strasse gesprochen wird. Aber nicht mal diese Mühe macht sie sich.

     

    Mich wundert es nur, daß jener Vater der in Kassel forderte, eine traditionsreiche Strasse nach seinem Sohn zu benennen, nicht auch in der Bundesversammlung saß.

     

    Oder ein Angehöriger von den Opfern der Migrantengewalt.

     

    Frau Merkel ist im Herzen immer noch FDJ-Sekretärin für AgitProp. Sehe ich jeden Tag. Jeden Tag verrätsie sich.

  • P
    pelayo

    Zitat von "Lisa":

     

    "Die Sprache eines Landes zu sprechen ist eine Sache. Politische Vorgänge kritische zu hitnerfragen, und diese dann auch zu verstehen eine andere.

    Ich unterstelle Ihnen, Pelayo, dass Ihnen zweiteres auch nicht immer gelingt."

     

    Liebe Frau "Lisa", ich unterstelle Ihnen: Ihre Logik ist etwas verwinkelt.

    Wie kann jemand, der eine Sprache nicht versteht politische Vorgänge dieses Landes, die er deshalb gar nicht erfassen kann, "Kritisch hinterfragen"?

    Ihnen scheint auch nicht alles zu gelingen, insbesondere nicht klare Gedanken zu fassen und diese dann in einem ordentlichen Deutsch zu formulieren.

    Vielleicht sollte diese Dame einmal die politischen Vorgänge ihres Herkunftslandes, dessen Sprache sie ja hoffenlich versteht, "kritisch hinterfragen".

  • D
    Dirk

    @Monitor

     

    "Die Lobpreisungen der Freiheit blieben salbadernd, Integration und Migration unerwähnt. Die Wiederholungen über "unser Land" und der Apell an "unsere Kinder" lösten eher in anders gefärbten politischen Seelen Freudenhüpfer aus."

     

    1. Wenn Sie richtig zugehört hätten: Er hat Migration erwähnt.

    2. Wer schon Ausdrücke wie "unser Land" und "unsere Kinder" für rechts hält, hat m.E. einen ultralinken Verfolgungswahn.

  • N
    neinung

    Freunde.

    Die Frau ist 69 (in Worten: neunundsechzig!). Als sie vor 19 Jahren nach Deutschland kam, war sie demnach (aufgepasst!) 50Jahre alt. Das ist ein stolzes Alter, um eine Sprache zu lernen. Wie viele von euch haben über 30 nochmal versucht eine Sprache zu lernen?

     

    Und was wissen wir über die Dame? Ist sie Akademikerin? Ist sie Analphabetin? Wie kann man von ihr verlangen, dass sie Reden im Bundestag versteht, die die meisten Deutschen aufgrund ihres geistigen Hintergrundes nicht verstehen?

    Wer von euch versteht denn Obama ohne Untertitel? Eine Sprache zu sprechen unterscheidet sich davon, sich ihre politische Rethorik anzueignen.

     

    Liebe taz, es ist ein Armutszeugnis, die Frau (und ich finde ihre naive Integrations-Stigmatisierung übrigens mehr als kritisierenswert) so sehr auf ihr sprachliches Können zu degradieren. Dies tut nichts zur Sache und gibt der rassistischen Mehrheitsgesellschaft erneutes Futter. Man siehe sich nur die Kommentare hier an.

  • KB
    karin Bryant

    es ist doch einfach unglaublich dass eine offenbar ganz intelligente Frau 19 Jahre in D lebt und nicht die Sprache lernt. Waere sie der Sprache maechtig gaebe es sicherlich so Manches dass sie aussagen koennte OHNE dass es jemand uebersetzen muss.

    Ich muss allerdings mit Erstaunen wahrnehmen dass jemand der nicht der dt.Sprache maechtig ist, als BP Wahlperson eingesetzt wurde. Wie kann so was legal sein?

  • ES
    Ein Südländer (BY)

    Zitat taz:

    »Kann Gauck für sie überhaupt an die Leistung Wulffs herankommen?«

    Leistung Wulffs? Welche Leistung? Dass der Islam zu Deutschland gehört? Was meint die taz mit "überhaupt"?

     

    Gott sei Dank gibt es auch andere Frauen aus dem türkischen Zuwanderermilieu, die obendrein noch kluge Bücher schreiben.

    Frisch aus der Presse: N. Kelek: Chaos der Kulturen, ein Abdruck im Freitag: http://www.freitag.de/buch-der-woche/chaos-der-kulturen/chaos_leseprobe

  • L
    Lisa

    Die Sprache eines Landes zu sprechen ist eine Sache. Politische Vorgänge kritische zu hitnerfragen, und diese dann auch zu verstehen eine andere.

     

    Ich unterstelle Ihnen, Pelayo, dass Ihnen zweiteres auch nicht immer gelingt.

  • K
    Kaufmann

    Hoffentlich hat er seine Akten gut aufgearbeitet. Dieser Freund des Volkes.

     

    Ich hatte einen Pfarrer, der von der Kanzel gegen die Stasi und den Staat wetterte, dass einem Angst und Bange, um ihn werden musste. Zudem ließ er die Kirche vom Westen sponsern und lebte nach westlichem Standard(Geschenke der westlichen Kirchengemeinde).

    Leider war er ein roter Pfarrer, der zweimal wöchentlich beim MfS berichtete.

    Ich will meine Akte daher nicht sehen.

  • P
    pelayo

    Wenn der Bundespräsident von Wahlleuten gewählt wird, die ihn noch nicht einmal kennen, die ihn nicht verstehen, die im Prinzip gar nicht wissen, um was es überhaupt geht, weil sie es nicht geschafft haben, in 19 Jahren (in Worten "neunzehn") die Sprache ihres Landes, dessen Staatsangehörigkeit ihnen geschenkt wurde, zu erlernen, na dann gute Nacht Deutschland.

  • N
    Nassauer

    Wenn eine Kopftuchträgerin den Bundespräsidenten wählen darf, ohne überhaupt dessen Sprache zu verstehen - Ja, dann hat Deutschland sich wohl endgültig abgeschafft.

     

    Ein Kopftuch, die Flagge des Hardcore-Islam, im Bundestag - Das ist, als ob die NPD-Fuzzis in Opas alter schwarzer Uniform erschienen wären!

  • F
    Frida

    Wenn das lernen einer Sprache ein Kriterium für Integriert oder nicht in Deutschland ist, dann Gute Nacht.

     

    Diese Oberflächlichkeit kotzt mich an!

  • GB
    Graham Ballard

    Bezeichnend: Friede Springer küsst Gauck nach seiner Wahl. Die meisten Auszeichnungen die er bisher verliehen bekommen hat, bekam er von FDP dominierten Stiftungen und Vereinen. Damit hat die neoliberale Lobby nun auch das höchste Amt im Staate besetzt.

    Die Medien haben Gauck in den letzten Wochen schön glorifiziert und die Bedeutung des Amtes durch ständige Berichterstattung überhöht. Diese Propaganda ist bei vielen Menschen angekommen und man hört bei Umfragen in Fußgängerzonen nun häufig, wie die typischen pro Gauck Plattitüde aus den Medien von den Befragten nachgeäfft werden. Ich würde mir bei solchen Umfragen wünschen, dass die Reporter nachfragen würden was die befragten Befürworter denn überhaupt über die Person Gauck und seine Haltung wissen - da käme dann mit Sicherheit nur große Schweigen oder weitere Plattitüde. In den kommenden Jahren wird der Wind für das finanzschwache Drittel der Bevölkerung noch kälter wehen und da passt aus der neoliberalen Sicht ein Präsident, der die Eigenverantwortung predigt wie die Faust aufs Auge - super wenn die Ausgebeuteten den Wolf dann auch noch als Heilsbringer sehen.

  • R
    reblek

    "Sie bekam das Bundesverdienstkreuz." - Auch eine Art, Menschen zu vereinnahmen und sich selbst ein gutes Gewissen zu verschaffen.

    "Reichstagsgebäude, kurz Reichstag" heißt es auch bei Wikipedia - Wird das Ding nie zum "Bundestagsgebäude, kurz Bundestag"? Oder möchte jemand "das Reich" wieder in seine "Rechte", die Linke steht dafür ja nicht zur Verfügung, einsetzen?

  • DW
    damals wars

    Warum fragt niemand, wo Gauck war, als es in Rostock Lichtenhagen die ausländerfeindlichen Unruhen gab?

     

    Wo kämpfte da Herr Pfarrer für die Freiheit und die Bürgerrechte der vom Mob verfolgten Vietnamesen?

  • L
    Leyla

    Als Alevitin möchte ich nur ganz kurz anmerken, dass nicht unbedingt alle in Deutschland lebenden Türken so aussehen wie die Dame auf dem Bild.

     

    Tragen alle Deutschen Tracht + Lederhosen?

  • KH
    Karin Haertel

    Kaum gewsaehlt, da richtet er sein Maentelcen schon passend in den Wind. Wie einst im Osten. Keine Symphatiebekundungen mehr zum Neuköllner Buergermeister. Stattdessen wird den Auslaendern weiterhin eine zu grosse Aufmerksamkeit zuteil. Er sollte sich mehr um das Wohl aller Deutschen kuemmern. Wir brauchen keinen weiteren Integratisbemueher Wer sich integrieren will, der tut es und wer nicht, dem ist nicht zu helfen und hat hier nichts verloren.

  • B
    Blabla

    Mütter von Kindern, welche von Türken oder Arabern ermordet wurden weil sie Deutsche, Europäer oder einfach keine Moslems waren, konnte man leider nicht einladen. Dafür wäre der Bundestag zu klein, die Zahl ändert sich täglich und es würde die Integration stören. Die altlinken Medien sowieso. Deshalb sind mir ja der Bundestag, die integration und die Medien so egal. Gauck kann nichts ändern. Dazu hat er nicht die Macht.

  • S
    Staatsbürger

    Die Scheinheiligkeit der Veranstaltung stinkt zum Himmel. Gauck inszeniert sich als staatstragend. Mevlüde Genc hat nichts gelernt, wie die Mutter Courage auch am Ende die gesellschaftlichen Bedingungen erkannt hat, die ihre Liebsten ermordeten.

     

    Die Volksparteien spielen eine wesentliche Rolle für rassistische Ausgrenzung, weil sie den Massenmedien die Bälle im rassistischen Diskurs zuspielen. Die rechtlichen Bestimmungen sind das Fundament für die Reproduktion rassistischer Ungleichheit. Die Absonderung vieler Einwandererkinder in Hauptschulen ist das Ergebnis des politischen Willens der Volksparteien. Nur vor dem Hintergrund dieser Vorarbeit können Rechtsradikale ein gefühltes Mandat in der Öffentlichkeit ausmachen, subalterne Menschen zu ermorden.

     

    In der modernen Staatenwelt reguliert man Kapital, Handel und Märkte durch Governance in den Moden der Hierarchie, Netzwerk und Contracting. Nur bei der angeblich so vordringlichen Aufgabe der Migrationspolitik ist es nicht möglich, eine supranationale, internationale und transnationale Governance einzurichten, die die gröbsten Probleme löst

     

    * Bildung und Berufsausbildung( interstaatliche und zwischenstaatliche Subventionierung )

     

    * Finanzielle Inklusion ( Regionale Entwicklungsbanken & Genossenschaftsbanken )

     

    * Häusermarkt & Seggregation ( regionale Entwicklungsbanken )

     

    * Wahlrecht ( kommunal, regional )

  • F
    Freddie

    Die ersten Worte die Herr Gauck sprach in seiner ersten Rede, waren von mehr Inhalt und Gefuehl als alles das, was sein Vorgänger innerhalb dessen gesamten Amtszeit zustande bekommen hat.

  • JJ
    Jans Jolle

    Muss sich der Bundespräsident wirklich mit Menschen versöhnen, die nach Deutschland kommen, die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, es aber nich einmal für nötig halten die Deutsche Sprache zu lernen? 19 Jahre lebt die gute Frau nun schon in Deutschland und braucht immernoch einen Dolmetscher. Sowas empfinde ich als respektlos dem Bundespräsidenten und Deutschland gegenüber.

  • MT
    Marco T.

    Für mich ist schwer zu begreifen, dass mit dieser medialen Inszenierung des alten wie neuen Bundespräsidenten die eigentlich wichtigen Themen, wie z.B. die Kriege in Afghanistan, Syrien und anderswo, sowie die immer weitergehende Enthemmung der sogenannten Finanzmärkte, die zu immer größerer sozialer Spaltung führt, also kurz gesagt, was die meisten MENSCHEN hier wie auch auf der gesamten Welt ganz direkt und existenziell betrifft, verdrängt werden bzw. zu Randnotizen verkommen.

     

    Da wurden wohl die Medien, wie auch die Politiker von den Orwellschen Wahrheitsministerien inspiriert...

  • MD
    Martin D.

    Wegen der Sitzordnung ... nicht alle NPDler sind Schläger und Kriminelle und im Bundestag werden sie wohl kaum die Fäuste auspacken, was für ein dummes Zeug ... Erst recht hätte man Frau Genc (falls sie einverstanden gewesen wäre, was ich vermute, die Frau ist selbstbewußt) am besten neben die Nasen der NPD setzen sollen, um diese zu ärgern. Wo kommen wir denn hin, wenn wir uns von den Rechtsradikalen einschüchtern und beeinflussen lassen, Ihren Ansichten nachgeben, sie - aus ihrer Sicht - verschonen neben einer Türkin sitzen zu müssen? So weit kommt's noch oder ist es schon wieder so weit?

     

    Warum eigentlich hat die Nazijägerin sich den Neonazi Rose nicht zur Brust genommen? ;-)

  • A
    aurorua

    Sie hat gehört, dass er seine Zuhörer zum Lachen bringen kann. Und deshalb mag sie, was er sagt.

     

    Ich stelle mir Frau Genc auf einer Versammlung von NPD Leuten vor, auf der gerade ein Raedelsfuehrer ueber Tuerken hetzt, anschliessend lachen natuerlich alle.

  • U
    Unbequemer

    "Sie versucht, zu fühlen, was das neue Staatsoberhaupt sagt. Denn die 69-Jährige versteht nur wenige Worte der Rede. Und niemand ist gerade in der Nähe, der ihr den Text übersetzen könnte"

     

    "Seit Sonntag, kurz vor halb drei, ist Joachim Gauck ganz offiziell gewählt. 991 Stimmen hat er bekommen. Auch die von Mevlüde Genc, der Wahlfrau der CDU."

     

    "Herr Gauck braucht Menschen wie Frau Genc."

     

    "Sie hätte allen Grund, Deutschland zu hassen."

     

    "„Ich habe kein großes politisches Wissen“, sagt sie, „ich kannte Gauck bisher noch gar nicht.“"

     

    "Als das Pflichtprogramm beendet ist, steuert die Kanzlerin auf Genc zu, fragt, wie es geht. Sie könne leider nicht so gut Deutsch, „aber meine Kinder und Enkel können alle die Sprache sprechen“, sagt Genc. „Na, dann haben Sie doch alles Wichtige für Ihre Kinder und Enkel getan“, freut sich Merkel."

     

    An dieser Stelle höre ich auf. Scheinbar genügt allein der Umstand ein Moslem zu sein, um endloses Lob für - ja für was denn?? zu erhalten. Deutschland 2012.

  • I
    Ihr-Name

    Ein schöner Text.

  • C
    Charlene

    Was sagt mir dieser Artikel?

     

    In erster Linie, dass die CDU immerzu krampfhaft auf der Suche ist nach Leuten, die hier angeblich gut integriert sind. Ich habe dabei schon mehr als einmal wahrgenommen, dass der betreffende Vorzeigemigrant des Deutschen nicht mächtig war - trotz mindestens 30jährigem Deutschlandaufenthalt. Ein Herr Erdogan wird das sicherlich sehr sympatisch finden von der CDU.

     

    Eine Klatsche für die Demokratie ist es, dass eine Frau in die Bundesversammlung geschleift wurde, die noch nicht mal weiß, wie der Kandidat aussieht, geschweige denn, auch nur eins seiner Worte versteht.

     

    Die Szene ist symptomatisch für unseren notorischen Betroffenheitsstaat, der ständig den Fehler macht, Nazi-Attacken als Anlass zu nehmen, sich künstlich dumm zu stellen.

  • G
    Gazi

    Ihr Kopftuch verrät schon das sie eine Erdogan und Fetula Gülen Wählerin ist. Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen!

  • FE
    Frau Edith Müller

    Und ich höffe, dass Gauck keine Islamblähungen abgibt.

  • R
    RLS

    An die TAZ

     

    dass mag ich an euch, ihr könnt manchmal sehr hart in der Kritik sein.

    Aber als einer der wenigen Zeitschriften erwähnt ihr Menschen wie Frau Genc und berichtet über ihr Schicksal.

    Ihr berichtet über Probleme des kleinen Mannes,

    dass für die meisten Zeitschriften wohl keine Zeile wert wäre.

     

    Und zu Frau Mevlüde Genc, vor ihr kann man nur Respekt haben,

    wie würden die meisten Menschen wohl reagieren, wenn sie so etwas erlebt hätten. Sie zieht nicht alle Menschen über einen Kamm, sondern differenziert.

    Es ist schön zu wissen, dass ein Bundesverdienstkreuz auch einmal an der richtigen Stelle angekommen ist.

     

    Wie lange wird es noch dauern, bis alle Menschen kapieren,

    dass wir alle Kinder eines Gottes sind, und so etwas wie Frau Genc erlebt hat aufhört.

  • HM
    Hans Monitor

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Es ging gerade noch mal gut. Mit dem Bild von Mevlüde Genc und Bundespräsident Gauck wurde die Kurve gekriegt. Der CDU, die Melvüde Gonc entsandte, sei es gedankt So werden rosarote und grüne Herzen doch noch berührt. Mit seiner Rede konnte dies der wortmächtige Prediger wohl kaum. Die Lobpreisungen der Freiheit blieben salbadernd, Integration und Migration unerwähnt. Die Wiederholungen über "unser Land" und der Apell an "unsere Kinder" lösten eher in anders gefärbten politischen Seelen Freudenhüpfer aus.

     

    Solch Spin ließe sich schon an Bild verkaufen. Aber vielleicht hat die taz-Chefredaktion dort inzwischen nicht nur Kaffee serviert, sondern auch mal etwas abgeguckt.

  • D
    Dirk

    Eine einfache, großartige Frau! Saygi, bayan Genc!

  • E
    Elen

    Liebe TAZ,

     

    meinen Sie Dolmetscher, wenn Sie Übersetzer schreiben? Ein Übersetzer hätte Frau Genç in dem Moment wenig helfen können.

     

    MfG

     

    Elen

  • A
    AntiFunt

    Wenn ich mich jetzt wundere, dass man nach über 19 Jahren, in denen man in einem Land lebt, die Sprache nach wie vor beherrscht, bin ich dann ein Nazi?

  • H
    horst

    Frau Genc ist also 19 Jahre hier und muss sich die kurze und einfache dankesrede von Gauck, der sie auf Hochdeutsch hielt übersetzen lassen?

     

    Frau Genc, wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich die Mühe machen würden und es doch nochmal mit dem Deutschen versuchen. Es gibt hier so viele Menschen, die kein Türkisch sprechen, denen Sie aber einiges zu erzählen hätten.