Waffenschmuggel für Hisbollah: Israel kapert Frachter
Israel kapert einen Frachter, der Waffen für die Hisbollah an Bord hatte. Es gebe keinen einzigen Fall, wo Unifil Waffenlieferungen verhindert hätte, sagt Israel.
JERUSALEM taz | Sechzig Tonnen Raketen, Gewehre, Granaten und Munition, die auf dem Weg in den Libanon oder nach Syrien waren, werden ihr Ziel nicht erreichen. In der Nacht zu Mittwoch kaperte die israelische Marine etwa 150 Kilometer vor der Küste einen unter einer karibischen Flagge reisenden Frachter.
"Wir hatten Informationen über den geplanten Waffenschmuggel", kommentierte Armeesprecherin Avital Leibowitsch. "Das internationale Recht ermöglicht eine Überprüfung von Schiffen, sobald ein Verdacht besteht." Israel vermutet, dass die Waffenladung aus dem Iran stammt und für die libanesisch-schiitische Hisbollah gedacht war. Regierungschef Benjamin Netanjahu pries die Operation der Marine, die den Waffenschmuggel zu verhindern wusste, "mit denen israelische Städte angegriffen werden sollten".
Nach Auskunft der Armeesprecherin hatten die Marineeinheiten die Fracht untersucht, bevor sie das Schiff nach Aschdod schleppten. Die Armee handelte ohne Absprache mit den vor der Küste des Libanons eingesetzten Unifil-Truppen. "Die Frage ist, wo der Einsatz stattfindet", rechtfertigt Leibowitsch das telefonisch und deutet an, dass das Schiff außerhalb des Einzugsgebiets eingeholt wurde, in dem auch Schiffe der deutschen Marine postiert sind. "Außerdem erinnere ich mich an keinen einzigen Fall, wo Unifil-Truppen ein Schiff aufgehalten haben, das Waffen in israelisches Feindesland schmuggeln wollte."
So laute auch der Auftrag nicht, meint Korvettenkapitän Christoph Kohlmorgen, Sprecher des Bundeswehreinsatzes vor der libanesischen Küste, auf telefonische Anfrage. Seit Beginn des Einsatzes hätten die "multinationalen Truppen 27.750 Schiffe identifiziert und abgefragt", sagt er. Was nach entsprechender Meldung an Beirut mit ihnen passiere, sei "Angelegenheit der libanesischen Armee".
Nach Berichten des israelischen Armeeradios befanden sich in den Containern Luftabwehrraketen und Panzerfäuste, die "erheblichen Einfluss" auf künftige Auseinandersetzungen genommen hätten. Ungeachtet des seit dem Krieg 2006 postierten internationalen Truppenaufgebots hat die Hisbollah längst ihre Waffenarsenale modernisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden