Waffenhandelsbericht von Sipri: Geschäfte mit Waffen boomen
Der Handel von Kriegsmaterial nimmt global rasant zu. Die deutsche Rüstungsindustrie verdrängt China vom vierten Platz.
Mehr geht nicht? Beim Waffenhandel schon. Ein sattes Plus von 20 Prozent konnte der globale Handel mit Kriegsmaterial zwischen 2015 und 2019 gegenüber der Periode von 2005 bis 2009 verbuchen. Nimmt man die Zeit von 2010 bis 2014 als Vergleichsmaßstab, war es ein Anstieg um 5,5 Prozent.
Einsam an der Spitze stehen die USA. Auf sie allein entfallen 36 Prozent aller weltweiten Exporte von Kriegsmaterial. Damit lagen deren Ausfuhren 23 Prozent über denen des vorangegangenen Fünfjahreszeitraums, in dem es die US-Firmen „nur“ auf einen Anteil von 31 Prozent gebracht hatten. Der vom Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri an diesem Montag veröffentlichte „Waffentransfer-Report“ zeigt auch, dass Deutschland durchaus mithalten konnte. Beim Fünf-Jahres-Vergleich mit einem Plus von 17 Prozent.
Von der deutschen Rüstungsindustrie stammten 5,8 Prozent aller Exporte. Sie verdrängte damit China (5,5 Prozent) vom vierten Platz der Liste. Unter den EU-Ländern noch erfolgreicher war nur Frankreich, auf das bei einem Plus von 72 Prozent 7,9 Prozent der weltweiten Exporte entfielen. Das war hinter Russland – 21 Prozent – der dritte Platz auf der Weltrangliste. Laut Sipri haben Bilanzen über Fünf-Jahres-Perioden den Vorteil, stabilere Daten für den auf Jahresbasis oft stark schwankenden Waffenhandel abbilden zu können.
87 Prozent aller Exporte hatten auch in den vergangenen fünf Jahren ihre Absender in den USA und Europa. Die besten Kunden waren wenig überraschend Länder in Spannungs- und Konfliktregionen. Eine regelrechte Waffenschwemme bekamen Staaten im Nahen und Mittleren Osten geliefert. Ihre Einfuhren stiegen um 61 Prozent. Der mit Abstand größte Importeur war Saudi-Arabien vor Indien und Ägypten.
Katar und Israel rüsten deutlich auf
Auch andere Staaten im Nahen und Mittleren Osten fielen mit hohen Steigerungsraten auf: Katar plus 613 und Israel plus 175 Prozent.Ohne die Konflikte in dieser Region würden die Geschäfte der US-Waffenkonzerne ordentlich leiden. Mit 51 Prozent gingen zwischen 2015 und 2019 nämlich mehr als die Hälfte der US-Kriegsmaterialexporte in diese Weltgegend, ein Plus von 79 Prozent. Mit einem etwa gleich hohen Anteil von 52 Prozent waren auch die französischen Unternehmen dort gut im Geschäft. Das entsprach sogar einer Steigerung von 363 Prozent.
Was deutsche Waffenlieferungen angeht, so handelte es sich zu einem großen Teil um U-Boote. Auf dem Sektor von U-Booten mitkonventionellem Antrieb ist Deutschland seit langem Exportweltmeister. In den vergangenen fünf Jahren standen dieMarinestreitkräfte von Südkorea, Ägypten, Griechenland, Kolumbien, Italien und Israel allein für 39 Prozent des gesamten deutschen Rüstungsexportwerts.
Sipri weist in seiner diesjährigen Bilanz auch auf eine Statistiklückehin: Die Waffenlieferungen an die Konfliktparteien in Libyen. Beide Seiten würden umfangreiche Waffenlieferungen erhalten, die im Detail aber unsicher und nur schwer einzuschätzen seien. Vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate werden als wichtiger Umschlagplatz hervorgehoben. SIPRI kritisiert, dass trotzdes von den Vereinten Nationen beschlossenen Waffenembargos kein Lieferland bislang Sanktionen habe fürchten müssen.
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