Währungsumstellung in der Slowakei: Euro statt Kronen
Bratislava führt zum 1. Januar den Euro ein und hofft auf noch höhere Investitionen aus dem Ausland. Die bescheren dem Land schon jetzt ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum.
PRAG taz 16 ist dieser Tage eine wichtige Zahl in der Slowakei: genau zum 16. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit führt das Land am 1. Januar 2009 den Euro ein und wird so zum 16. Mitglied der Eurozone. Der slowakischen Krone, die noch bis zum 16. Januar im Umlauf bleibt, weint kaum einer eine Träne nach. Umfragen zufolge begrüßen rund zwei Drittel der Slowaken die Euro-Einführung. Einen entsprechenden Ansturm gibt es auf die Euro-Starterkits mit frisch gepressten slowakischen Euro-Münzen im Wert von 16 Euro.
Mit dem Beitritt zur Eurozone hoffen die Slowaken einen weiteren Schritt in Richtung mitteleuropäisches Investitionsparadies zu gehen. Denn ausländische Investitionen sind der Schlüssel zum slowakischen Wirtschaftswachstum. Der ist seit der Jahrtausendwende enorm: Seit 2000 ist das Investitionsvolumen in der Slowakei um mehr als 600 Prozent gestiegen. Knapp 54 Prozent des slowakischen Bruttoinlandsprodukts stammt aus ausländischen Investitionen.
Nach Einführung einer Flat-Tax im April 2004 soll der Euro die Attraktivität des Standorts Slowakei sichern. Gerade zum richtigen Zeitpunkt, glaubt der slowakische Ministerpräsident Robert Fico. "Die Slowakei hat Glück im Unglück der Wirtschafts- und Finanzkrise, denn der Euro kann uns helfen, die Krise, die von Tag zu Tag größer wird, zu überstehen", sagt er.
Dabei hat die Krise die Slowakei bislang nur marginal getroffen. Das Wirtschaftswachstum des "Tatra-Tigers" ist zwar von 10,4 Prozent 2007 auf geschätzte 7,6 Prozent im Jahr 2008 gefallen. Dennoch wird der Slowakei ein Wirtschaftswachstum vorausgesagt, das viele Alteuropäer vor Neid erblassen lässt: auch im kommenden Jahr wird das BIP um etwa 4,6 Prozent ansteigen.
Nicht nur was das Wirtschaftswachstum betrifft, hat die Slowakei eine Hürde vor dem Euro gemeistert. Auch Staatsverschuldung und öffentliches Defizit bleiben unter den Referenzwerten der Maastricht-Kriterien. Bleibt das Sorgenkind Inflation. Die soll nach der Euro-Einführung auf 4 Prozent ansteigen, sich aber Ende 2009 bei 2,9 Prozent einpendeln, was auch noch innerhalb von Maastricht liegt.
Dass die Preise im Rahmen der Euro-Einführung nicht ansteigen, dafür verbürgt sich die linkspopulistische Regierung per Gesetz. Einzelhändler, die "ungerechtfertigt" ihre Preise erhöhen, machen sich strafbar. Seit Monaten wachen Freiwillige auf heimlichen Preischeck-Touren darüber, dass der Euro kein Teuro wird.
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