Währungsgespräche China und USA: Devisenberg macht Peking Sorgen
Erstmals treffen sich Chinesen und US-Amerikaner, um ihren Währungskrieg zu entschärfen. Pekings Devisenreichtum hat auch Schattenseiten.
PEKING taz | Beim "strategischen Wirtschaftsdialog" hochrangiger chinesischer und amerikanischer Politiker am Montag und Dienstag in Washington wird die chinesische Währungspolitik ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Ausländische Politiker - vor allem Amerikaner - werfen Peking schon seit Langem vor, Chinas Exportwirtschaft mit dem künstlich niedrig gehaltenen Yuan zu subventionieren und sich damit unfaire Wettbewerbsvorteile zu sichern.
US-Finanzminister Timothy Geithner erklärte in dieser Woche, er sei zuversichtlich, dass die chinesische Zentralbank künftig flexibler als bisher reagieren werde. Dies zeige sich bereits beim Wechselkurs des Yuan, der nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 zwei Jahre lang eingefroren war und "sich nun allmählich wieder gegenüber dem Dollar bewegt". Zwischen 2005 und 2008 war der Yuan um ein Fünftel gegen den Dollar aufgewertet worden.
Falls die Pekinger Zentralbanker den Yuan, wie von den USA erhofft, noch stärker aufwerten, dürfte dies wohl vor allem auf Druck im Inland zurückzuführen sein. Die Stimmen in der chinesischen Regierung und in den Wirtschaftsinstituten werden lauter, die dringend Reformen fordern. Der gewaltige Devisenberg, der bereits im März einen Wert von über 3 Billionen Dollar erreichte, bereitet der Peking ernsthafte Kopfschmerzen.
Als "wirklich zu viel" bezeichnete jüngst etwa der Zentralbank-Gouverneur Zhaou Xiaochuan die Menge von US-Schatzbriefen, Dollars, Euros und anderen Währungen im Besitz der Regierung, wie die Finanzzeitschrift Caixin berichtete.
Unermüdliche Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten
Unermüdlich suchen die Pekinger nach neuen Anlagemöglichkeiten im Ausland. Laut der Zeitschrift Caixin erwägt die Regierung unter anderem, einen sogenannten Stabilitätsdevisenfonds anzulegen, der bei starken internationalen Währungsschwankungen in die Märkte eingreifen könnte. Ein Teil der Devisen könne auch in Investitionsfonds gesteckt werden, die auf die Sicherung von Rohstoffen ausgerichtet seien.
Zu den Schattenseiten des Pekinger Devisenreichtums gehört zudem die wachsende Inflation in China. Der Grund liegt im zentralisierten Wechselkurssystem: Die Regierung nimmt den Unternehmen den Großteil ihrer im Ausland erworbenen Dollar- oder Euro-Einkommen ab und gibt ihnen dafür nach dem festgelegten Umtauschsatz Yuan, die zum Teil frisch aus der Druckpresse kommen. Da auf diese Weise zu viel Geld im Umlauf ist, hat die Zentralbank in den letzten Monaten mehrfach die Zinsen erhöht und die Kreditvergabe erschwert - ohne großen Erfolg. Im März stieg die Inflationsrate auf 5,4 Prozent.
Andere Staaten würden gern einen Teil ihrer eigenen Devisenreserven in Yuan anlegen, weil es sicher scheint, dass der Wert der chinesischen Währung in den kommenden Monaten gegenüber dem Dollar steigt - zum Beispiel Südkorea.
Wie lange es aber noch dauert, bis der Yuan frei gehandelt werden kann, bleibt unklar. Bislang hat die Regierung nur mit Pilotprojekten begonnen, Handelsgeschäfte zwischen in- und ausländischen Firmen auf Yuan-Basis zu erlauben. Dazwischengeschaltet sind in der Regel Hongkonger Banken, über die diese Transaktionen laufen.
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