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Wachstumsbranche

■ Kuno Böse: Waffengleichheit mit organisierter Kriminalität erreichen

Oberstes Ziel im Kampf gegen die organisierte Kriminalität muß nach Ansicht des Innenstaatssekretärs Kuno Böse mindestens Waffengleichheit zwischen Ermittlern und Tätern sein. Die jüngste Entscheidung der Bonner Regierungskoalition und der SPD zur Ausweitung des Geldwäschegesetzes und zum sogenannten Großen Lauschangriff sei zwar endlich ein richtiger Schritt; Waffengleichheit gegen die international operierenden Banden erreiche man damit aber noch nicht, sagte Böse. Die internationale Zusammenarbeit müsse intensiviert und der Datenaustausch ausgeweitet werden.

Zudem brauche man im Kampf gegen die organisierte Kriminalität gut ausgebildetes Personal und moderne Technik. Als wichtigen Schritt nannte Böse den Ausbau der Polizeibehörde Europol. „Ich bin Anhänger einer europäischen Polizei mit Exekutivbefugnissen, um gegen die grenzüberschreitenden Netzwerke der organisierten Kriminalität vorzugehen“, sagte der Staatssekretär. Einer Vernetzung der Kriminalität müsse man mit einer zunehmenden Vernetzung der Verfolgungsbehörden begegnen. „Wenn in Berlin Verbrechen verübt werden, sitzen die Hintermänner zum Beispiel in St. Petersburg oder in Moskau“, erläuterte Böse. Deshalb seien direkte Kontakte zu den Verfolgungsbehörden im Ausland immens wichtig.

„Die organisierte Kriminalität ist eine Wachstumsbranche“, sagte Böse. Die Schäden gingen wahrscheinlich in die Milliarden. „Die Drehscheiben der organisierten Kriminalität in Deutschland sind Berlin und das Rhein-Main-Gebiet“, erklärte Böse. Die Gefahr, daß die Strukturen des internationalen Verbrechens die Politik infiltrieren, sei gegenwärtig nicht gegeben, doch gebe es sicherlich Kontakte zur Wirtschaft. „Irgendwo müssen die illegal erzielten Gewinne ja reinvestiert werden“, sagte Böse. Wie weit die Verflechtung auf diesem Gebiet gehe, könne jedoch nicht seriös geschätzt werden. dpa

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