Wachsende Stadt: Hier wird geklotzt
In zwölf Quartieren will der Senat 50.000 neue Wohnungen bauen. Investoren sollen Kitas und Schulen zahlen.
Berlin klotzt am Stadtrand: In Pankow, Tegel und Spandau sollen in den nächsten Jahren ganze Viertel neu entstehen. Aber auch in Köpenick und Adlershof dürften bald zahlreiche Bagger rollen. Insgesamt habe die Verwaltung an zwölf Standorten in der Stadt rund 50.000 neue Wohnungen geplant, so Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag. Rund 100.000 BerlinerInnen sollen dort eine neue Heimat finden. Geisel sagte, er kenne die Kritik an so großen Neubauvorhaben. „Aber angesichts des Wachstums der Stadt brauchen wir Standorte, wo wir Menge machen.“
Bedenken, an der Grenze zu Brandenburg wüchsen öde Schlafstädte aus dem Boden, versucht der Senat auszuräumen: Leitbild für die neuen Siedlungen soll die „Gartenstadt des 21. Jahrhunderts“ sein, wie die Verwaltung das blumig bezeichnet. Allerdings sind hier weniger kleine Häuschen mit großem Garten gemeint. Im Kern setzen die Planer auf mehrstöckige Wohnhäuser. Die Erdgeschosse sollen Gewerbe vorbehalten sein. „Wir wollen lebendige Kieze. Dazu gehören auch Arbeitsplätze“, erklärte Geisel.
Als Bauherren kommen sowohl landeseigene Wohnungsbaugesellschaften als auch private Investoren infrage. Beide will der Senat bei der Infrastruktur in die Pflicht nehmen: Sie sollen für Kitas, Grundschulen, Grünflächen und Straßen aufkommen, sagte Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Aus Landesmitteln würden dann lediglich weiterführende Schulen oder die Verlängerung einer Tramlinie bezahlt.
Die Bauherren an den Kosten der Infrastruktur zu beteiligen, findet Andreas Otto, baupolitischer Sprecher der Grünen, im Prinzip richtig. „Das wird sich aber auf die Mieten auswirken.“ Bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften könne es zudem dazu führen, dass sie einen Zuschuss benötigten.
Nicht nur Kitas und Grünflächen, auch die soziale Mischung will der Senat über Auflagen gewährleisten: Bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften muss jede dritte Wohnung eine Sozialwohnung sein, bei Privaten jede vierte. Nur wenn sie sich zu dieser Quote verpflichten, bekommen sie Baurecht. Geisel hob hervor, dass es in den neuen Quartieren „keine Bevorzugung von Flüchtlingen“ geben solle. Sie könnten sich auf eine Wohnung bewerben wie jeder andere auch. Planung und Bau von modularen Unterkünften und Containerdörfern liefen dazu parallel.
Die neuen Stadtviertel kämen für die Flüchtlinge, die noch in den Turnhallen ausharren, tatsächlich zu spät: Nur an drei der zwölf Standorte kann mit dem Bau schnell begonnen werden. Bis alle angekündigten Wohnungen stehen, werden nach Geisels Schätzung noch zehn bis 15 Jahre ins Land gehen.
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