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WOLFGANG WAGNER VERHINDERT WIEDERWAHL SEINER NACHFOLGERINEin Frauentandem – das wär’s doch

Gestern hatte der Stiftungsrat in der Frage der Nachfolge für die Leitung der Bayreuther Festspiele die Rechnung wieder ohne den allgegenwärtigen, zunehmend verbisseneren Wolfgang Wagner gemacht – dem 81-jährigen polterigen, egomanischen, zu viel von Nickern umgebenen Obermufti mit seiner bestechenden Mischung aus praktischer Kompetenz, Rührigkeit, seigneuraler Damenhöflichkeit und eisenharter Durchsetzungsenergie. Der Stiftungsrat ist dabei, sich von seinem verehrten Meister zu emanzipieren, mit „zunehmenden Magenschmerzen“, wie der bayerische Kultusminister Zehetmaier zugibt, aber immerhin. Da der König auf Lebenszeit regieren darf, hätte man eine Lösung gewünscht, zu der Seine Majestät Zustimmung zu geben willens sei. Dieses Kunststück mag vollbringen, wer will. Die Bayreuther Stiftung bestimmt nicht. Der Bruch steht bevor.

Der Alte will sein Fleisch und Blut, wie schließlich jeder Herrscher auch, aber anderes als das, das er jetzt haben könnte. Es bewerben sich: Nike, die Nichte Wolfgangs und Tochter des beneideten, vergötterten, gehassten Bruders und Nebenbuhlers Wieland. Ihre Vorschläge der vorsichtigen Erweiterung des Spielplans, ihre Nähe zur Kunst- und Neue-Musik-Szene schreckt wohl den Stiftungsrat – und die Wagnerianer. Zudem brachte sich Wieland Lafferentz, Sohn der Wolfgang-Schwester Verena, erst jüngst als Einzelbewerber ins Spiel, nicht ohne die frühere Tandemgefährtin Eva Wolfgang-Wagner als „unerfahren“ zu mobben. Schließlich bewirbt sich, unter gewissem wohlgefälligen Auge der Stiftungskommission, Wolfgangs eigene Tochter, Eva Wagner-Pasquier.

Eva, heute 55, soll früher sein Liebling gewesen sein. Erst Vatertochter und dann Scheidungswaise: Als der Vater die Mutter verlässt für eine andere Jüngere, kommt es zum Bruch, die Tochter, bereits seit zehn Jahren assistierend im Festspielhaus tätig, bricht mit dem Vater und hält zur Mutter. Seitdem wurden kaum Worte gewechselt, der Vater gründet eine neue Familie mit seiner früheren Sekretärin und möchte jetzt seine Frau Gudrun und perspektivisch die neue Tochter Katharina allein und einzig als Nachfolgerin(nen) sehen.

Eva Wagner-Pasquier ist sicher kompetent, aber auch eine, vor der der Vater keine Bange haben müsste. In ihrer Konzeption sagt sie ausdrücklich: „Erneuerung braucht Bayreuth nicht zu fürchten, weil das Gewicht der Tradition in jedem Fall dominiert.“ Das hätte doch auch ihr Vater sagen können!

Warum tun sich Eva, die umsichtige Traditionalistin, und Nike, die mutigere Innovatorin, nicht zusammen und treten als neues Frauentandem an? Bei Cosima, das täte dem Grünen Hügel richtig gut. SABINE ZURMÜHL

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