WHO zu Affenpocken: Internationale Notlage ausgerufen

In mittlerweile mehr als 150 Ländern sind Infektionsfälle bekannt geworden. Der WHO-Generaldirektor hat deshalb nun die höchste Alarmstufe ausgelöst.

Eine dünne Spritze sticht in einen männlichen Oberarm

Wie im Fall von Corona: Impfen hilft Foto: Eduardo Munoz/reuters

GENF/WASHINGTON dpa/afp | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 50 Ländern zu einer „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Die Einstufung soll die Aufmerksamkeit der Mitgliedsländer erhöhen, hat aber keine direkten praktischen Folgen, denn die Regierungen entscheiden selbst über etwaige Maßnahmen in ihren Ländern.

Bei ihrer ersten Dringlichkeitssitzung zu den Affenpocken im Juni hatten die Experten dem WHO-Generalsekretär noch davon abgeraten, die höchste Alarmstufe auszurufen. Seitdem haben sich die Infektionsfälle jedoch weiter ausgebreitet. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC wurden inzwischen mehr als 15.800 Fälle in 72 Ländern registriert. Tedros zeigte sich am Donnerstag bei der knapp sechsstündigen Sitzung des Notfallkomitees „besorgt“ über die Zunahme der Fälle.

Der Gesundheitsnotstand wurde bisher nur sechs Mal ausgerufen, zuletzt im Januar 2020 wegen der rasanten Ausbreitung des damals noch neuartigen Coronavirus. Eine „Notlage von internationaler Tragweite“, so der offizielle Begriff, wird bei einem „ernsten, plötzlichen, ungewöhnlichen und unerwarteten“ Gesundheitsproblem ausgerufen, das sich in andere Länder ausbreiten kann. Damit werden internationale Maßnahmen aktiviert. Die Entscheidung liegt bei WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Zwei Fälle von Affenpocken bei Kindern in den USA

In den USA sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC mittlerweile zwei Fälle von Affenpocken bei Kindern bestätigt worden. Beide seien in dieser Woche nachgewiesen worden, sagte die stellvertretende Leiterin der CDC-Abteilung für Krankheitserreger mit hohem Risiko und Pathologie, Jennifer McQuiston, am Freitagabend. Insgesamt gebe es in den USA inzwischen mehr als 2800 bestätigte Fälle.

Bei einer Affenpocken-Infektion können Hautausschlag, geschwollene Lymphknoten, Entzündungen in der Genital- und Analregion sowie Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen auftreten. In der Regel verläuft die Krankheit nicht tödlich. Laut einer am Donnerstag im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie gehen 95 Prozent der Fälle auf eine Infektion durch sexuelle Kontakte zurück.

In der heutigen Gesellschaft sei es normal, mit vielen verschiedenen Menschen Kontakt zu haben, sagte McQuiston. „Und obwohl sich dieser Ausbruch gerade in einem bestimmten sozialen Netzwerk ausbreitet, haben wir von Anfang an darauf hingewiesen, dass es auch Fälle außerhalb dieser Netzwerke geben kann und dass wir darauf achten und bereit sein müssen, darauf zu reagieren.“

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken, die üblicherweise in West- und Zentralafrika vorkommt. Seit Mai breiten sich die Affenpocken aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.

Wegen der Häufung von Ansteckungen in Ländern, in denen die Infektionskrankheit bislang praktisch unbekannt war, hatte die WHO im Juni einen Notfall-Ausschuss eingerichtet.

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