WEDER NOCH ABER WEDER

■ Eurythmics in der Deutschlandhalle

Dazwischen. Britisches Bleich, umrahmt von goldenem Glanz, pittoresk inszeniert mit kleinem Riß, das Dekollete verrät Schwarz: Ann Lennox. Talking about sex. Motorverölte Haarpracht, den Doppelvergaser immer in der linken Brusttasche, Verbrecherbrille dunkel und breitbeinig schußbereit, die amerikanische Einstellung: Dave Stewart. Dazwischen. Talking about in beetween. Faszinierend, schon seit den ersten der achtziger Jahre, jene spröde Eleganz, jenes britische Bleich, jenes Posieren, in Positur den Fotografen ergeben, gebleichtes Haar oder auch dezentes Carnaby-Orange oder auch gelockte Perücke, holterdiepolter, Sweat dreams are made of this, eigentlich hätte man sie lieben müssen, eisgekühlte Ann und griesgrämelndes Ornament Dave, gefriergetrocknete Töne, irgendwie so ganz nebenbei Plastikrosen auf das Grab von Weiß-der-liebe-Gott-welchem-Popstar fallenlassend, aber eben nur irgendwie. Irgendwie in between. Volle Pulle dazwischen also. Aber weiter geht's noch nicht, noch nicht einmal bis zum Ende, alles dazwischen, den Ernst nie ernst genug genommen und mit dem Spaß zuviel Spaß getrieben: Das ist kein Pop und auch nicht kein Pop. RattatattaZONG!!! Schwere Gitarren wälzen sich durch die Deutschlandhalle, in Andacht dem Rock'n'Roll die dürre Hand geschüttelt, zu schwer, die Gitarren, für einen Popsong, die frostigen Lippen Anns fahlgepreßt, Julie Driscoll hättest du dir als Namen zulegen dürfen: This wheels on fire. Leider nie den Mut gehabt, die Bleiche deines Gesichtes noch einmal zu bleichen, lagert ihrer Fahlheit Vinyl im ***-Kühlfach! Und lasset Dave nicht an den Kühlschrank, er wird alles auftauend verderben. Soul. Pinsel dir eine schwarze Nase und nenne dich Aretha. Blinde Pianisten werden dich begleiten und Blind Boy Grund wird dir zu Ehren noch einmal Königin Jane annäherungsweise hauchen, betr. and your sick of all this repetitions. Das verstehe einer! Gitarre blau, Weste rot, Ann schwarz und weiß, akustisch geflüstertes I need you, nein, doch zu massiv, Julie Driscoll darfst du nicht heißen, dann: I need a man und Missionary Man, wirklich groß und schwarz könntest du sein, aber eben nicht schwarz genug, weder schwarz noch bleich genug, dazwischen, weder Pop noch Soul, dazwischen, britisches Bleich, umrahmt vom goldenen Glanz, pittoresk inszeniert mit kleinem Riß, das Dekollete verrät Schwarz.

Thomas Langhoff