: WDR - Geißendörfer
■ Erste Konsequenz aus bewußter Verletzung einer vorherigen Produktionsvereinbarung
Der WDR wird zunächst von „weiteren Formen der Zusammenarbeit mit Hans Geißendörfer absehen“. Diese erste Konsequenz zieht der Kölner Sender aus einer eigenmächtigen Verknüpfung des Lindenstraße-Produzenten von Realaktion und fiktiver Erzählung in der ARD-Dauerserie. Geißendörfer hatte eine reale Protestaktion der Umweltorganisation „Robin Wood“ vor dem Haus von Bundesumweltminister Töpfer als Tagesschau-Meldung in die vorletzte Folge der Lindenstraße eingebaut, worauf Töpfer den Intendanten des WDR, Friedrich Nowottny, um Aufklärung gebeten hatte.
Wie der Leiter des WDR-Programmbereichs Fernsehspiel und Unterhaltung, Jörn Klamroth, gegenüber 'epd‘ sagte, sei diese Konsequenz der Ausdruck des gravierend gestörten Vertrauensverhältnisses zwischen dem WDR und Geißendörfer. Er hoffe aber, daß sich der Lindenstraße-Produzent in einem für die Woche verabredeten Gespräch „einsichtig“ zeigen werde und sich wieder zu der vorherigen grundsätzlichen Verabredung bekenne, welche die „Alltagsfiktion“ der Serie genau bestimme. Das Lindenstraße-Projekt, das laut ARD-Beschluß zunächst bis 1992 weitergeführt werden soll, sei durch diesen WDR -Beschluß allerdings nicht berührt.
Intendant Friedrich Nowottny hatte sich, unabhängig von den Konsequenzen im Verhältnis des WDR zu Geißendörfer, gegenüber Töpfer von der Handlung des Produzenten distanziert. Er bedauere, so der WDR-Intendant, daß der „Eindruck entstehen konnte, die Aktion von Robin Wood vor Ihrem Privathaus sei mit dem WDR abgestimmt oder gar von uns mitgetragen“. Nowottny nannte eine Verknüpfung von Realität und Fiktion in diesem Brief grundsätzlich problematisch. Die Haltung Geißendörfers (der laut AZ erklärt hat, er habe es nicht so schlimm gefunden, „dem WDR eins auszuwischen“) sei „unakzeptabel und unentschuldbar“, auch wenn der Produzent sich auf seine persönlich, ideell-moralische Haltung berufe.
In einer Stellungnahme hatte Nowottny auch betont, daß es politische „Aktionsgemeinschaften“ für den WDR nicht geben könne. In der Lindenstraße-Folge des 3. Dezember wurden als unmittelbare Konsequenz aus der vorherigen Sendung zwei Szenen, die sich auf die Aktion von „Robin Wood“ beziehen, von der Redaktion herausgeschnitten, nachdem die Sendung bereits abgenommen worden war.
epd
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