WAS MACHT EIGENTLICH ...Annette Fugmann-Heesing? : Geopfert werden
Schön, wenn eine Partei ein gutes Gewissen hat. Die SPD beispielsweise hat sich am Wochenende gegen massive Verkäufe landeseigener Wohnungen ausgesprochen. Eine klassisch sozialdemokratische Haltung. Wer dieses gute Gewissen irritiert, stört. Das hat Annette Fugmann-Heesing getan. Dafür hat sie jetzt büßen müssen.
Am Samstag fiel die Schönebergerin bei der Wiederwahl zur Vize-Landesvorsitzenden eiskalt durch. Nur 67 der 200 Delegierten stimmten für die Exfinanzsenatorin. Warum? Zum einen, weil sich die gebürtige Westfälin zur konservativen SPD-Runde „Britzer Kreis“ bekannt hat. Doch hat die „Berliner Linke“ das Sagen.
Zum anderen steht Fugmann-Heesing für einen harten Sanierungskurs. In ihrer Amtszeit von 1996 bis 1999 wurden Bewag, Gasag und Wasserbetriebe ganz oder teilweise privatisiert. Heute würden viele die Wasserbetriebe wegen der gestiegenen Kundenpreise gern zurückkaufen.
Nur: Berlin ist noch immer stark verschuldet. Und Privatisierungen sind ein Weg, um etwas Geld einzunehmen. Das wissen auch die SPDlerInnen, die Fugmann-Heesing abgewatscht haben. Deshalb lässt die Partei ihren Nach-Nachfolger im Finanzressort, Parteifreund Thilo Sarrazin, auch weitgehend gewähren: Sein Privatisierungskurs ähnelt dem Fugmann-Heesings. Sarrazin kann man aber nicht angreifen, weil man den Mann fürs Grobe noch braucht.
Fugmann-Heesing ist daher das perfekte Opfer für SPD-Delegierte. Damit sie sagen können: Schön, dass unsere Partei ein gutes Gewissen hat. MLO FOTO: SPD