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Vuvuzelas stören die NiederlandeDer ach so schöne Fußball

Vor dem Spiel gegen Dänemark fürchtet der niederländische Trainer van Marwijk, seine Profis könnten Vuvuzela-bedingt seinen Taktikstunden nicht folgen.

Gefahr für niederländische Ohren: Vuvuzelas blasende Fans. Bild: ap

JOHANNESBURG taz | Ob das gut geht? Mitten in Johannesburg haben die Niederländer ihr Teamquartier bezogen. Im Stadtteil Sandton im Norden, da wo die Metropole derzeit am lautesten ist, da müssen die Spieler versuchen zu schlafen. Einfach ist das sicher nicht. Ein Mittagsschläfchen in der Gegend, in der es von Bars nur so wimmelt, dürfte nicht immer gelingen. In Sandton sind auch viele Hotels, in denen jede Menge Fans untergebracht sind. Und die tröten, trommeln, grölen den ganzen Tag und lange bis in die Nacht hinein.

Nur einer hat davon bislang nur wenig mitbekommen. Arjen Robben, der urgewaltige Angreifer des FC Bayern, ist erst am Samstag in Südafrika gelandet. Bis dato hat er sich in Rotterdam seinen Oberschenkel pflegen lassen. Der Muskelfaserriss soll ausgeheilt sein, sagt Robben. Doch das Spiel gegen Dänemark kommt zu früh für Robben, sagt der Trainer der Niederländer, Bert van Marwijk.

Weniger gute Verteidigung

"Wir müssen verhindern, dass die Verletzung wieder aufbricht", so van Marwijk, der zu Bedenken gab, dass Robben in den letzten drei Wochen nicht mehr als 40 Minuten Fußball gespielt hat. Auch wenn es erste Vermutungen gibt, Robben solle bis zum Achtelfinale geschont werden, gibt es nur wenige, die sich vorstellen können, dass die Niederländer mit angezogener Handbremse in das Turnier starten werden. Es ist beinahe schon zur Tradition geworden, dass die Elftal mit allem, was sie an Fertigkeiten und Schnelligkeit aufzubieten hat, die großen Meisterschaften angeht. Mit Robin van Persie als Sturmspitze und den drei offensiven Rafael van der Vaart, Dirk Kujt und Wesley Sneijder wird für das Spiel gegen Dänemark in der Startformation gerechnet. Da ist auch ohne Robben genug Spektakelpotenzial in der Mannschaft.

Weniger gut besetzt ist das Team in der Verteidigung. Wie gut Maarten Stekelenburg, der Nachfolger von Edwin van der Sar im Tor, wirklich ist, weiß eigentlich niemand so ganz genau. Er soll in der eigenen Mannschaft nicht unumstritten sein. Und so sind die zwei Sechser Mark van Bommel und Nigel de Jong oft sehr weit hinten gebunden.

Ja, im ach so schönen Fußball der Niederlande wird schon mal kräftig ausgeputzt. Anders als in vielen anderen Teams wird das defensive Mittelfeld der Holländer niemand als die kreative Zentrale des Spiels bezeichnen. Vielleicht bleibt der Defensive aber doch ein wenig Zeit zum Durchschnaufen. Dänemarks kräftiger Angreifer Nicklas Bendtner wird wegen seiner Leistenbeschwerden wohl nicht spielen können.

Ersetzen könnte ihn der Offensivveteran Jon Dahl Tomasson. Der 33-Jährige, mittlerweile bei Feyenoord Rotterdam gelandet, könnte neben Dennis Rommedahl stürmen.

Team zum Anfassen

Die Niederländer werden sich darauf vorzubereiten wissen. In aller Ruhe wollen sie das künftig tun. Wenn es schon mit der Nachtruhe nicht so einfach ist, so soll wenigstens beim Training kein Radau die Arbeit stören. Der Trainer, der sich noch so über die Stimmung gefreut hatte, als die südafrikanische Mannschaft in offenen Bussen durch Sandton gefahren ist und eine spontane Love Parade für die Bafana Bafana ausgelöst hat, will wenigstens auf dem Trainingsplatz keine Vuvuzelas mehr tuten hören. "Wenn wir Athletiktraining machen, mag das ja in Ordnung sein", sagte er. "Aber wenn wir taktisch etwas einstudieren wollen, stören die Geräusche doch gewaltig."

Eine Mannschaft zum Anfassen wollten sie sein. So begründete van Marwijk die Hotelwahl in Sandton. Als Vorbild diente da die deutsche Nationalmannschaft, die während der Heim-WM in Berlin Quartier bezogen hat. Doch die logierte seinerzeit im beschaulichen Grunewald, und nicht mitten in einem der Stimmungszentren der Stadt.

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